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Feurig. Roland Heiß bei der Arbeit hoch zu Ross.

©  dpa

Landeshauptstadt: Mit Feuer über die Mopke

Im Juli werden die Reiter von „Le Carrousel de Sanssouci“ den Park erobern. Am Mittwoch zeigte Feuerreiter Heiß schon einmal seine Künste

Stand:

Überall loderten Flammen, selbst die Straußenfedern auf dem Helm des Reiters fingen Feuer. Doch das Pferd blieb ruhig. Der Wallach Odin ließ sich keine Aufregung anmerken. Er machte gute Miene zum barocken Spiel.

Bei der Pressevorführung am vergangenen Mittwoch gab Feuerreiter Roland Heiß vor der Kulisse des Neuen Palais einen Einblick in das Spektakel, das die Besucher der diesjährigen Aufführungen von „Le Carrousel de Sanssouci“ erwarten können. Reiter Heiß – „nomen est omen“, wie er selbst sagt – vollführte in der Abenddämmerung mit seinem Pferd so manche beeindruckende „Feuernummer“. Mit leuchtenden Fackeln in den Händen ritt Heiß auf Odins Rücken um brennende Kugeln herum. Das grazile Tier schien furchtlos alles mit sich machen zu lassen.

„Der folgt dir, weil er dir vertraut“, sagt Heiß über sein artistisches Pferd. Sechs Jahre war das Tier alt, als Heiß es in Portugal kaufte. Klar, dass sich Pferd und Reiter und noch vielmehr Pferd und Feuer erst aneinander gewöhnen mussten. Zunächst habe er das Tier an sich als neuen Reiter und Herren gewöhnen müssen. Ungefähr ein Dreivierteljahr dauerte diese Phase, erzählt Heiß. Und dann kam die Geschichte mit dem heißen Element dazu. „Für Odin habe ich zwei Jahre gebraucht, um ihn erst einmal an das Feuer zu gewöhnen.“ Ein gewisses Gespür für Tiere sei halt vonnöten. „Man kann denen alles beibringen“, sagt Heiß über Odin und die anderen Pferde, mit denen er als Kunstreiter durch Europa reist.

Bei der Vorführung am Mittwochabend zeigte sich Heiß barock gewandet. Sein roter Samtumhang und der mit Straußenfedern besetzte Helm verlieh der unter den Klängen der Potsdamer Turmbläser dargebotenen Reitprobe royale Pracht – wenngleich freilich nicht beabsichtigt war, dass die Federn auf dem Helm gleich mit in Brand gerieten.

Mit dem „Pferdekarussel“ will man denn auch an eine Veranstaltung Friedrichs des Großen anknüpfen, die er im Jahre 1750 im Berliner Lustgarten abzog. Bei Friedrichs Karussell könnte die Erde damals wirklich fast gebebt haben. Bis zu 400 Pferde sollen in seinem Aufgebot gewesen sein, sagt Kaspar von Erffa, künstlerischer Leiter der Höfischen Festspiele Potsdam. Auf der Mopke zwischen Communs und Neuem Palais wird es im Sommer ein paar Nummern kleiner zugehen. Nur 24 Pferde werden bei „Le Carrousel de Sanssouci“ auftreten, so von Erffa. Abgesehen von den immensen Kosten einer Riesenveranstaltung mit 400 Pferden wäre die Mopke für ein derartiges Vergnügen dann doch wohl etwas zu klein. Und auch den sorgsam gehüteten Boden müsste die Schlösserstiftung nach einer derartigen Reiterinvasion wohl grundlegend instand setzen.

Anlass für das historische „Pferdekarussel“ war der Besuch von Friedrichs Schwester Wilhelmine von Bayreuth im Jahre 1750. Doch eigentlich habe Friedrich II. mit dieser Vorführung im Berliner Lustgarten seine erstarkende Macht demonstrieren wollen, erläutert von Erffa. Der Besuch von Friedrichs Schwester sei nur der äußere Anlass für diese Großinszenierung gewesen. Es habe lediglich zwei Aufführungen im Jahre 1750 gegeben, so von Erffa. Im Gegensatz zum kostenbewussten Preußenkönig, der es bei dieser einen Inszenierung beließ, habe August der Starke, prunkfreudiger Regent der Sachsen, drei oder vier solcher Inszenierungen auf die Beine gestellt, erklärt von Erffa.

Man habe sich bemüht, die historischen Kostüme möglichst originalgetreu erscheinen zu lassen, sagt Ausstatterin Manuela Motter. Im schwedischen Nationalmuseum in Stockholm seien Aquarelle von den Kostümen erhalten geblieben. Friedrich hatte die Zeichnungen an seine Schwester Luise Ulrike schicken lassen, die mit dem schwedischen Kronprinzen Adolf Friedrich verheiratet war. Diese Aquarelle habe man als Vorlagen nutzen können. Bei den Vorführungen vom 18. bis 21. Juli werden die Besucher selbst einen Eindruck von jener einstigen Reitpracht bekommen können. HC

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