
© Andreas Klaer
Potsdam: Mit Gastro, aber ohne Disco
Neue Runde im Gezerre um das Theaterschiff: Der Kulturausschuss will jetzt, dass das Schiff doch an der Alten Fahrt bleibt. Dafür sprachen sich die Stadtverordneten im Ausschuss einstimmig aus.
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Potsdam - Ursprünglich sollte das Theaterschiff an die Schiffbauergasse umziehen, wenn die Alte Fahrt mit Wohnhäusern bebaut wird. Der Grund sind vor allem Lärmprobleme. Die sollen jetzt mit Geld aus der Welt geschafft werden. Damit es den künftigen Bewohnern in Potsdams historischer Mitte nicht zu laut wird, werde das Kulturamt prüfen, ob die Fördermittel für das Schiff erhöht werden können, damit dessen Betreiber auf die lauten Discoveranstaltungen als Geldbringer verzichten kann.
Gibt es keine Lösung für das Theaterschiff, könnte dies die Baupläne an der Alten Fahrt gehörig durcheinanderbringen. Denn nach Angaben des zuständigen Sanierungsträgers können keine Baugenehmigungen erteilt werden, wenn das Theaterschiff noch an der Alten Fahrt liegt. Der Grund: Bei der Aufstellung des Bebauungsplans für das Areal Alte Fahrt mit seinen Filetgrundstücken war der Konflikt zwischen Wohnnutzung und Kultur-Spielstätte mit lauter Musik bereits erkannt worden. Der Bebauungsplan wurde nach Erstellung einer sogenannten schalltechnischen Prognose nur unter der Bedingung genehmigt, dass das Theaterschiff als Lärmquelle verschwindet. Tut es das nun nicht, gerät damit offenbar der Bebauungsplan in Gefahr. Die „Sanierungsziele am Havelufer sind nur mit Verlagerung des Theaterschiffes umsetzbar“, heißt es deshalb vom Sanierungsträger, der zur kommunalen Bauholding Pro Potsdam gehört. Baubeginn an der Alten Fahrt soll im Sommer 2013 sein.
Von zehn möglichen Ersatzstandorten, die die Verwaltung prüfte, blieb nur die Schiffbauergasse übrig. Dass es dort zu einem Konflikt mit dem Restaurantschiff John Barnett kommen würde, ignorierte die Stadt: Im Pachtvertrag mit dem Inhaber der John Barnett steht ausdrücklich, dass kein weiteres Restaurantschiff in der Schiffbauergasse anlegen darf. Der Barnett-Inhaber klagte und gewann.
Denn auf dem Theaterschiff kann man auch lecker essen und trinken – und das soll auch so bleiben, betonten mehrere Mitglieder des Kulturausschusses. Sie hätten sich die Konzepte einiger solcher Schiffe angesehen und seien überzeugt, dass ein Theaterschiff ohne Gastronomie nicht funktioniert, sagten Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) und Kulturamtsleiterin Birgit Katherine Seemann (SPD) im Kulturausschuss übereinstimmend. Sonst ginge dem Schiff neben den Einnahmen aus den Discos eine weitere und nicht unbedeutende Einnahmequelle verloren: 20 000 Euro würden jährlich mit dem Restaurantbetrieb eingenommen. Das Wegbrechen der Gastronomie würde sich außerdem negativ auf die gesamten Besucherzahlen auswirken, damit gingen dem Betreiber weitere 10 000 Euro im Jahr verloren.
Zudem: Auch an der Schiffbauergasse wäre nach Ansicht der Kulturausschussmitglieder abendliche Disco nicht mehr möglich. Sie rechnen auch dort mit Klagen wegen Lärmbelästigung, wenn das geplante sogenannte Boarding Haus, in dem sich Unterkünfte für kurzzeitiges Wohnen befinden werden, erst mal steht.
Die Theaterschiffleute sagen, ihr künstlerisches Konzept werde gut angenommen und die Besucher kämen, auch wenn die Baustelle an der Alten Fahrt den Standort nicht gerade attraktiv macht. Dort zu bleiben, wäre durchaus eine Option. „Wenn es für die fehlenden Einnahmen einen finanziellen Ausgleich gibt, wäre diese Variante denkbar“, sagte Iffert.
Mit einem so angepassten Konzept würde das Schiff auch nicht mehr mit der Bebauung an der Alten Fahrt kollidieren, hofft indes der Kulturausschuss. In den letzten Monaten hatte man dort auch wiederholt daran erinnert, dass das Schiff mit seinem Angebot und seiner markanten Silhouette in die Innenstadt gehöre.
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