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Blitzer. Karsten Hack von der Polizeidirektion West gehört zu denjenigen, die in Potsdam Raser abkassieren. Mit dem neuen „XV3“-Tempomessgerät soll dies noch besser und beweissicher erfolgen.

© Manfred Thomas

Polizei rüstet auf: Mit Infrarot gegen Raser

Die Polizei testet ein Jahr lang neues Tempomessgerät aus Hessen und meldet deutlich mehr geblitzte Fahrer – nur die Stadt Potsdam profitiert davon nicht.

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Potsdam - Die Potsdamer Polizei rüstet im Kampf gegen Raser auf. Bereits seit dem Februar verwenden die Ordnungshüter ein neues mobiles Blitzergerät namens „Leivtec XV3“, wie Polizeisprecherin Ingrid Schwarz am Dienstag auf PNN-Anfrage bestätigte. Das neue System werde noch bis nächstes Jahr getestet. Dann wolle man über die dauerhafte Verwendung der Technik entscheiden, hieß es weiter.

Das „XV3“-Tempomessgerät wird bereits in mehr als 50 anderen deutschen Kommunen und Landkreisen eingesetzt, etwa in Dresden. Anders als die bisher in Potsdam verwendeten Blitzer arbeite das neue System auf digitaler Fotobasis, so Schwarz. Dadurch und mittels eines Hochleistungsobjektivs sollen nach Herstellerangaben stets beweiskräftige Fahrerbilder möglich sein: Die Fotos der ertappten Raser sollen also so gut und scharf erkennbar sein, damit bei Gerichtsverhandlungen keine Verwechslungsgefahr mehr bestehen kann, weil ein Blitzer undeutliche Bilder geschossen hat. Anders als bislang sieht der zu schnelle Fahrer bei Tageslicht auch kein Blitzen mehr – dafür schießt das „Leivtec XV3“ für jede einzelne Messung 15 Bilder pro Sekunde. Das Gerät arbeite dabei mit einem Infrarot-Messstrahl, der beim Blitzen die komplette Front eines Fahrzeugs erfasse. Zudem sei das System fälschungssicher, heißt es laut dem Hersteller Leivtec aus dem hessischen Wetzlar. Auch könnten die Bilder sofort elektronisch an die Bußgeldstelle gesendet werden, sagte Polizeisprecherin Schwarz. Derzeit werde das nur rund 50 Zentimeter hohe Gerät in der Potsdamer Innenstadt eingesetzt – vor allem vor Schulen und Kindergärten und in verkehrsberuhigten Bereichen. Eine Einschränkung gebe es dabei, so Schwarz: Das System könne nur für eine Spur verwendet werden.

Schon seit 2010 hat die Stadt Teltow das Gerät im Einsatz. „Durch die digitale Dokumentation hat sich bei uns der Zeitaufwand für die Auswertung der Daten deutlich verringert“, sagte Andrea Neumann, Sprecherin der Stadt Teltow. Dazu seien auch Messungen in relativ kurzen Straßenabschnitten, an unübersichtlichen Stellen oder auch in Kurven problemlos möglich.

Zugleich vermeldeten Polizei und die Stadt Potsdam am Dienstag eine paradoxe Situation beim Thema Blitzer. Von der Polizei hieß es, dass die Zahl der Fahrer, die in den vergangenen beiden Jahren beim Rasen erwischt wurden, enorm gestiegen sei. Die Einnahmen aus diesen Bußgeldern gehen an das Land. Die Stadt Potsdam hingegen meldete einen Personalengpass im Ordnungsamt, weswegen in diesem Jahr die Einnahmen durch Bußgelder für Raser signifikant sinken würden.

Konkret bestätigte Polizeisprecherin Schwarz auf Nachfrage, im Bereich der Polizeiinspektion Potsdam – zu dem auch einige Umlandgemeinden zählen – seien bei mobilen Messungen im Jahr 2010 noch 55 129 zu schnelle Fahrer gezählt worden. Ein Jahr später seien es 85 473 gewesen, über 33 000 Raser mehr. Als einen Grund für den Anstieg nannte Schwarz die vielen Potsdamer Baustellen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen, deren Einhaltung von der Polizei überprüft werde.

Dagegen erklärte Potsdams Kämmerer Burkhard Exner (SPD) am Dienstag, das Ordnungsamt der Stadt erwarte in diesem Jahr 600 000 Euro weniger Einnahmen aus Bußgeldern, weil es für Geschwindigkeitsmessungen zu wenig Personal gebe. Ebenso sei die Messquote – also der Anteil der geblitzten Fahrer – von 8,8 bzw. 6,1 Prozent in den vergangenen Jahren auf 3,9 Prozent gefallen. Nun werde geprüft, ob an anderen Messstellen und zu anderen Zeiten geblitzt werde, so Exner. Dazu solle es personelle Umstrukturierungen geben. In den zwei Jahren zuvor habe die Stadt von geblitzten Rasern jeweils etwas mehr als eine Million Euro überwiesen bekommen, hieß es. 

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