Landeshauptstadt: Mit Jann Jakobs Schlitten fahren
Die 4. Potsdamer Sporttage in den Bahnhofspassagen laden nicht nur zum Schauen ein / Olympioniken-Unterstützung ins Leben gerufen
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Die 4. Potsdamer Sporttage in den Bahnhofspassagen laden nicht nur zum Schauen ein / Olympioniken-Unterstützung ins Leben gerufen Von Kay Grimmer „Und hier in den Bob soll ich jetzt reinspringen?“ Ein Flachland-Oberbürgermeister in einer Wintersportdisziplin. Ein leises „Und los!“ und dann ging“s auch schon los. Stadtoberhaupt Jann Jakobs als Bob-Anschieber, gemeinsam mit der Fachkraft, dem Viertplatzierten der Bob-Weltmeisterschaft, Stefan Barucha. Großes Schlittenfahren mit dem Oberbürgermeister. Es war aber nicht die Bahn in Königssee, sondern die Einkaufsstraße in den Bahnhofspassagen. Über 30 Meter sollte der 260 Kilo schwere Bob angeschoben werden. Auf Gleisen glitt der beräderte Schlitten entlang. Stefan Barucha bestätigte danach: „Ganz ähnlich trainieren wir auch.“ Dann dürfen höchstens fünf Sekunden vergangen sein, um den Bob über 30 Meter zu schieben. Doch Zeit wurde beim Promi-Bob nicht genommen. Otto-Normal-Bürger waren da nämlich auch schneller. Und für diese ist die Bob-Anschiebe-Bahn in erster Linie gedacht. Die Besucher können sich noch heute in den Bahnhofspassagen einen Überblick verschaffen, welche Sportarten in der Stadt beheimatet sind. Und die Überraschungen lassen bei den 4. Potsdamer Sporttagen nicht lange auf sich warten. Fußball, Leichtathletik, Wassersport - dafür ist Potsdam bekannt. Dass die Stadt im Wintersport auch Medaillengarant ist, weiß man nicht erst seit der letzten Weltmeisterschaft, bei der Kevin Kuske Gold im Viererbob errang. Doch ein stilles Wundern bei den meisten Besuchern setzte spätestens beim Goalball ein, einer Sportart für Blinde und Sehbehinderte. Auch hier ist Potsdam eine Hochburg, kämpfen die märkischen Goalballer um die deutsche Meisterschaft. Und sie gehören zur Athen-Equipe, die Deutschland, und nicht zuletzt Potsdam bei Olympia 2004 vertritt. Die Goalballer Matthias Schmidt, Steffen Lehmann und Matthias Köhler ließen Sehende erblinden, um ihnen ein Gefühl für das Spiel zu geben – mittels Augenbinden. Zwei Mannschaften spielen einen mit Glocken gefüllten Ball und versuchen, Tore zu erzielen. Einzig das Gehör dient dabei, den Ball zu orten. Ziemlich schwer für eigentlich Sehende, sich nur auf das Gehör zu verlassen, gaben diejenigen zu, die Goalball ausprobiert hatten. Sport für alle Sinne war bei Berlin Thunder Programm. Die Footballer aus der Bundeshauptstadt kamen mit ihren berühmten Eiern. So durften auch mal Mädels ran, den ovalen Ball zu werfen. Auch die Berliner Basketballer von Alba waren gekommen, unübersehbar in der Masse stachen die Riesen, wie Guido Grünheid, leicht heraus. Doch Potsdams OB, gute zwanzig Zentimeter kleiner, wuselte bei einem Schaumatch übers Spielfeld und machte es dem Profi-Basketballer nicht unbedingt leicht. Doch die Schwäche des Alba-Spielers lag wohl weniger an der Flinkheit Jakobs“, sondern an einem Kreuzbandriss, an dem Grünheid seit Monaten laboriert. Danach durften alle auf“s Feld, schließlich veranstaltete Alba ein Streetball-Turnier, bei dem es Eintrittskarten für Basketball-Spiele zu gewinnen gab. Jakobs zeigte sich insgesamt sehr sportlich. Aber Potsdams Oberbürgermeister muss auch Vorbild sein. Schließlich trainieren hier 27 Sportler, die im Sommer nach Athen fahren, um Deutschland zu vertreten. Als Dank und zur Motivation rief Jakobs gemeinsam mit der Sportbeigeordneten das Programm „Wir für Athen 2004“ ins Leben. So werde man eine Verabschiedungsparty organisieren, um den Sportlern Glück und Kraft mitzugeben, sagte Klaus Mertins, der für das Programm verantwortlich zeichnet. Während der Olympiade können sich die Potsdamer an Infoständen in den Bahnhofspassagen über die heimischen Athleten und deren – hoffentlich viele – Erfolge kundig machen. Willkommen geheißen werden sollen die Olympioniken ebenfalls mit einer Party. Ein weiterer Ansporn auch für die Geherinnen Melanie Seeger und Sabine Zimmer vom SC Potsdam, womöglich in Athen Edelmetall in ihrer Sportart zu sammeln. Als Bob-Crew werden sie wohl keine Zukunft haben. Die Gesichter der beiden, die im Jakobs-Anschiebe-Bob saßen, waren so zuversichtlich nicht. Zu Jakobs gewandt, sagte Sabine Zimmer: „Hoffentlich springen sie nicht auf mich herauf.“
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