zum Hauptinhalt
Auszeit in der Jurte. Galina Mikheeva (rechts) betreut die Krabbelgruppe im Lindenpark. Der offene Babyclub trifft sich mittwochs und donnerstags jeweils von 10 bis 11 Uhr.

© Andreas Klaer

Potsdam: Mit jemandem reden, der auch antwortet

Wohin, wenn einem während der Elternzeit die Decke auf den Kopf fällt? Im „Lindenpark“ gibt es einen Babyclub

Stand:

Potsdam - Der Lindenpark ist längst nicht mehr nur Partyzone und Konzert-Location. Für die frühzeitige Kundenbindung wird vom Verein einiges getan, und es scheint sich auszuzahlen. Das neue Konzept und der Wille, sich einem Publikum jenseits der hippen Jugendszene und dem Altbestand an Rockmusikklientel zu öffnen, hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, das Soziokulturzentrum vor der drohenden Insolvenz zu bewahren.

Heute kommen schon die ganz kleinen mit ihren Eltern, zwei Mal in der Woche findet der Babyclub statt. Dann trifft sich eine kleine Gruppe von – meist – Müttern mit ihren Krabbelkindern in der mongolischen Jurte, die seit vergangenem Sommer auf dem Gelände steht, gebaut während eines Projekts mit langzeitarbeitslosen Jugendlichen.

Die Nomadenbehausung ist auch jetzt bei winterlichen Temperaturen erstaunlich warm, der isolierte Holzfußboden mit Matten und Decken ausgelegt. Mitten im Raum bullert ein Holzofen, ein Laufgitter zäunt ihn ein und hält die Kinder auf Sicherheitsabstand.

Seit Juni kommt Lena Spiegel regelmäßig mit ihrer Tochter Sophia. Die war irgendwann zu groß geworden für die Stillgruppe – und außerdem, sagt ihre Mutter, will man schließlich auch mal „mit jemandem reden, der antwortet“. Das ist hier ganz klar der Fall, den Frauen tut der Kontakt zueinander gut, der Austausch über Kinderkram, Wohnungs- oder Arbeitssuche. Doch auch die Kinder genießen die Begegnung mit ihresgleichen, finden sie: „Das hilft zur Vorbereitung auf die Kita, die Fixierung nur auf Mama oder Papa – das ist nicht gut“, sagt Catherine Schaefer, die mit ihrer Tochter Helene, neun Monate, letzte Woche zum ersten Mal hier war. Sie ist gerade aus Berlin nach Potsdam gezogen. Dort im Prenzlauer Berg gibt es an jeder Ecke Kinder-Treffs mit billigem Kaffee und Fußbodenheizung.

Die Jurte kann zwar nicht mit einer solchen mithalten, aber frieren muss niemand. Lindenpark-Mitarbeiterin Kathrin Finke-Jetschmanegg sagt, man habe sich bewusst für die Variante Jurte entschieden. „Für kleine Kinder ist es übersichtlicher, nicht zu hell und nicht zu laut, das hat was von einem Nest“, sagt sie.

Wer dem Babyclub, im Übrigen ein kostenloses Angebot, entwachsen ist, für den öffnet sonntags das Familiencafé. Dann gibt es Kuchen und Getränke, je nach Wetter kann drinnen oder auf dem Spielplatz getobt, gespielt oder gebastelt werden. An manchen Sonntagen wird in der Märchenjurte vorgelesen und die Größeren dürfen im Saal die Inliner anziehen – Rock’n Roll mal auf etwas andere Art, heißt es vom Lindenpark. Musikangebote und besonders die Feriencamps zu sozialverträglichen Preisen sind besonders gut nachgefragt und oft Monate vorher ausgebucht.

Diese Kinder- und Familienarbeit wird über Konzert– und Live–Events intern querfinanziert, sagt Finke-Jetschmanegg, aber letztlich profitiere das ganze Haus davon. Für die Zukunft ist eine Erweiterung des Kursprogramms geplant, mit Zirkusschule, Bewegungskursen, Kampfkunst. Die Skaterbahn hinterm Haus werde gut genutzt, regelmäßig gibt es Theaterveranstaltungen für Kitagruppen und Schulklassen. „Die Mischung macht’s“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })