Sport: Mit klarer Ansage zum Sieg im Schnee
Dirk Grünberg erkämpfte sich bei der Schlittenhunde-WM in Schweden den Titel
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Sie muss schon ein wenig nach Goldgräberstimmung am Klondike River angemutet haben, die Hatz der vermummten Männer auf ihren Schlitten. Doch die Huskys zogen dieser Tage keine Goldgräber durch Alaska, sondern Sportler – allerdings ebenfalls auf der Jagd nach Gold. Am Ende hatte bei der Schlittenhunde- Weltmeisterschaft im schwedischen Asarna ausgerechnet ein Flachländler die Nase vorn: Mit seinen Hunden kam Dirk Grünberg aus Rehbrücke bei Potsdam als Erster ins Ziel. Drei Tage lang hatte er sich mit seinen sechs Huskys jeweils 52 Kilometer durch die verschneiten Wälder in der Nähe von Östersund gekämpft – am Ziel stoppte die Uhr bei acht Stunden und zwölf Minuten. „Für mich war das der bisher größte Erfolg“, zeigte sich der 40-Jährige jetzt nach seiner Rückkehr überglücklich. „Die Hunde haben super durchgehalten, auch wenn ich einen wegen einer gestauchten Pfote aus dem Rennen nehmen musste.“
Vor allem der Neuschnee machte dem Team zu schaffen, der eisige Wind und die Steigung, die ausgerechnet am Ende der 52 Kilometer wartete. Alles andere als eine Spazierfahrt für Grünberg. „Du musst deine Hunde unterstützen, mitlaufen und voll mitarbeiten“, erklärt er. „Die Huskys waren allerdings schneller wieder fit als ich.“ Skeptikern nimmt der Hundekenner gern den Wind aus den Segeln. „Tierquälerei wäre es, sie nicht laufen zu lassen“, sagt er.
Darin sah sich der Potsdamer schon im Vorfeld wieder einmal bestätigt. Auf einen dreistündigen Einsatz hatte er seine Schlittenhunde in den Ravensbergen fünfmal in der Woche vorbereitet – den letzten Schliff holten sich die Huskys dann vor Ort in Schweden. Vier Wochen lang wurden die Tiere an den Schnee gewöhnt. „Die Hunde, die zu Hause bleiben mussten, waren nicht begeistert“, erzählt der frisch gebackene Weltmeister, der in Rehbrücke seit 1994 eine Hundezucht betreibt. Zuvor hatte er Rottweiler, doch die waren ihm zu träge. „Der Husky ist noch sehr eng am Wolf dran. Ein unverfälschtes Tier, das macht Spaß.“ Neubaufähig, so sagt Grünberg, seien seine Hunde allerdings nicht. Die meisten von ihnen gehen deshalb an andere Schlittenhundesportler weg, die das Temperament der zähen Tiere zu schätzen wissen.
Für den Champion und seine Hunde ist die Saison nun gelaufen. Abtrainieren ist angesagt. Und so wird in den Ravensbergen der etwas schwerere Schlitten angespannt, dafür aber nicht mehr so oft und für kürzere Strecken. Erst im nächsten Jahr geht es wieder los, dann finden allerdings nur Europa- statt Weltmeisterschaften statt. „In Polen geht es dann wieder um alles“, sagt Grünberg, der sich im Nachbarland den EM-Titel bereits einmal sichern konnte. „Und das will ich möglichst noch einmal schaffen.“
Zuvor ist jedoch noch einige Arbeit in Potsdam und vor allem mehr Zeit für die Familie angesagt. Seine Hundeschule im Wohngebiet Stern hat sehr guten Zulauf. Grünberg – ein „Hundeflüsterer“? „Eher nicht“, wiegelt er ab. „Denn mit Flüstern geht bei Hunden wenig. Die brauchen eine klare Ansage.“
Henner Mallwitz
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