zum Hauptinhalt
Alle zehn Tage 150 Liter. Maik Schnabel von der Firma Baum- und Landschaftspflege Hanisch kümmert sich um eine junge Eiche im Kirchsteigfeld. 4000 Liter passen in den Tank – die Stadt ist mit zwei Multicars unterwegs.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Mit Multicars gegen den Pflanzendurst

Die Bäume und Grünanlagen im Stadtgebiet brauchen derzeit extra viel Wasser. Die Potsdamer sind aufgerufen, junge Bäume vor der Haustür zu gießen

Stand:

Wenn Herbert Claes von seinen Bäumen erzählt, klingt das ein bisschen, als spreche er über Kinder. „Die ersten Jahre sind die schwierigsten. Deshalb begleiten wir sie auch in dieser Phase besonders. Irgendwann muss jeder aber allein zurechtkommen“, sagt der Bereichsleiter für Potsdams Grünflächen.

Zurzeit leiden die Jungbäume im Stadtgebiet und vor allem die am Straßenrand unter der anhaltenden Hitze. Etwa 1000 Straßenbäume – von insgesamt 37 500 – werden deshalb regelmäßig mit reichlich Wasser versorgt – von der Firma, die sie auch gepflanzt hat. „Das gehört zur Gewährleistungspflege, nach dem fünften Jahr ist damit aber Schluss.“ Dann muss es allein gehen – oder die Stadt springt ein, wie in diesem Sommer. „Natürlich haben die Bäume im Stadtgebiet Probleme. Asphalt und Mauerwerk speichern die Hitze und bereiten auch größeren Bäumen Schwierigkeiten“, sagt Claes. Bei älteren Bäumen komme noch hinzu, dass sie oft mit kleineren Pflanzstellen und Baumgruben auskommen müssen und der Untergrund sich mit den Jahrzehnten verdichtet hat. Heute misst man bei Neuanpflanzungen Bäumen wesentlich mehr Platz zu – zum Wachsen und zum Versickern des Oberflächenwassers.

Zumindest von unten gibt es in Potsdam wie eigentlich in ganz Deutschland genug Wasser, sagt Claes. Sorgen über einen sinkenden Grundwasserpegel müsse sich keiner machen: „Wir sind im Verbrauch so sparsam, im Gegenteil, in Rudow kriegen manche ihre Keller nicht mehr trocken.“

In der Kolonie Alexandrowka wird das jetzt genutzt. Dort wird seit 2012 mit Grundwasser aus einem Brunnen gegossen, das mit einer elektrischen Pumpe aus 15 Meter Tiefe geholt wird. 1400 junge Obstbäume stehen auf den Wiesen der Kolonie, die Mitarbeiter einer Arbeitsmaßnahme „Arbeit für Brandenburg“ sorgen für deren Bewässerung. „Das ist ein wichtiger Einsatzort derzeit“, sagt Claes. Weiterhin sind Mitarbeiter des Grünflächenamts mit zwei Multicars unterwegs. Jedes Fahrzeug fasst 1800 Liter Wasser. Maximal fünf Touren schaffen die Fahrer und Fahrerinnen am Tag. Dann gießen sie halbwüchsige Bäumchen, die aus der Pflege der Pflanzfirma entlassen wurden, sowie Problemfälle. Jeder Baum bekommt etwa 100 Liter. Wasser bekommen auch Pflanzkübel und Beete mit saisonaler Wechselbepflanzung. „Die befinden sich ja meist in praller Sonne“, sagt Claes. „Wenn man da nichts macht, sind die schnell hinüber.“

Wenn es nötig ist, werde deshalb auch mancherorts Gießwasser mittels Steigrohr aus Hydranten entnommen. „Das kommt dann aus dem Potsdamer Wassernetz, wird natürlich gezählt und bezahlt“, sagt Claes. Auch der Rasen muss gepflegt werden: Eine automatische, versenkbare Bewässerungsanlage gibt auf dem Platz der Einheit. Sehr zeitig am Morgen wird sie angestellt. Der Rasen auf der Freundschaftsinsel wird über Sprenger gewässert, die ihr Wasser aus der Havel ziehen.

Insgesamt 15 Kollegen, sagt Claes, sind mit der Wasserversorgung der Bäume und Grünanlagen der Stadt derzeit beschäftigt. Ein anstrengender Job in der Hitze, sie fangen deshalb schon früh am Morgen an. Weil dennoch nicht alles zu schaffen ist, hat die Stadt jetzt die Feuerwehr um Hilfe gebeten. Man sei aktuell dabei, sich über Maßnahmen abzustimmen, sagte Claes gestern den PNN.

Helfen können auch Bürger. Wer einen jungen Baum vor der Haustür hat, ist aufgerufen zum Gießen. Aber nicht kleckerweise und schon gar nicht mit Schmutz- oder Wischwasser. „Pro Baum mindestens 100 Liter, also etwa fünf Eimer, dann reicht es auch, ein mal in der Woche zu gießen“, so Claes.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })