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Sport: „Mit offenem Visier“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder zur nun beginnenden Frauenfußball-Bundesliga-Saison

Stand:

Mit einem Heimspiel gegen den FC Bayern München startet Frauenfußball-Erstligist FFC Turbine Potsdam am Sonntag in das neue Spieljahr.

Ist Bayern der richtige Gegner für den Auftakt, Herr Schröder?

Ja, denn da sehen wir gleich, wo wir stehen. In der vergangenen Saison haben wir beide Spiele gegen die Bayern verloren – entsprechend motiviert wird unsere Mannschaft jetzt in das Spiel gehen. München hat sich durch die Neuzugänge Melanie Behringer und Tanja Wörle – die Tochter des neuen Trainers Günther Wörle – weiter verstärkt und wird uns das Leben sicher schwer machen. Vor allem im Mittelfeld. Dort wird sich zeigen, ob wir mit Jennifer Zietz und Rückkehrerin Viola Odebrecht Akzente setzen können. Beide Mannschaften werden mit offenem Visier spielen und sich nichts schenken. Das wird eine spannende Partie werden.

Geht Turbine denn gut vorbereitet in die neue Meisterschaftssaison?

Ob man alles richtig gemacht hat, sieht man erst in den ersten Spielen. Unser Vorbereitungsprogramm war so umfangreich und intensiv wie noch nie. Wir haben fünf Wochen lang dreimal pro Tag trainiert. Das begann früh um acht mit Athletiktraining und ging bis abends um sechs mit Balltechnik. Ich glaube nicht, dass ein anderer Frauenfußball-Bundesligist ein so großes Pensum absolviert hat. Ein hoher Fitnesszustand ist also da. Sollten wir jetzt gegen Bayern schlecht spielen, wäre das eine Kopfsache.

Warum ein solches Power-Programm?

Zum einen haben wir unseren jungen Auswahlspielerinnen gegenüber eine besondere Verantwortung. Nach derzeitigem Stand werden mehrere von ihnen ab Ende Oktober bei der U17-Weltmeisterschaft in Neuseeland spielen, eine ganze Anzahl weiterer ab 19. November bei der U20- WM-Endrunde in Chile. Diese Spielerinnen brauchen eine ordentliche Grundlage für die anstrengende Doppelbelastung. Zum anderen haben wir in der vergangenen Saison zahlreiche Spiele in den letzten zehn Minuten noch aus der Hand gegeben – das war eine Frage von Konzentration und Kondition. In dieser Woche sind wir nun dabei, der Mannschaft den nötigen Feinschliff zu verpassen. Im Dragon-Cup-Turnier am vergangenen Wochenende in Haltern haben wir schon probiert und angedeutet, wohin wir wollen.

Wohin denn?

Wir wollen wieder attraktiveren und angriffsbetonteren Fußball als im vergangenen Jahr spielen. Das haben wir im Dragon-Cup vor allem gegen Duisburg schon ein bisschen gezeigt.

Mit dem gleichen taktischen Konzept wie bisher?

Von unserer Grundtaktik her sind wir in dieser Saison anders aufgestellt als in den vergangenen Jahren. Genaues will ich noch nicht verraten. Nur so viel: Wir versprechen uns davon mehr Offensivdrang und ein besseres Nutzen unserer individuellen Möglichkeiten, beispielsweise der Schnelligkeit einiger Spielerinnen.

Mit welchem Etat geht Turbine die neue Saison an?

Mit dem gleichen wie im vergangenen Jahr – etwas über 500 000 Euro. Damit liegen wir am Ende der oberen Hälfte der Frauen-Bundesliga.

Und mit welchem Saisonziel schicken Sie Ihre Frauen in die Meisterschaft?

Wir wollen wieder unter die ersten drei Mannschaften und ins Pokalfinale kommen. Meisterschaftsfavorit ist für mich in diesem Jahr der FCR Duisburg. Der hat mit Simone Laudehr, Sonja Fuss, Annike Krahn, Fatmire Bajramaj und der letztjährigen Torschützenkönigin Inka Grings exzellente Fußballerinnen und dazu mit Linda Bresonik eine der besten deutschen Fußballerinnen aus Essen geholt. Zuletzt wechselte auch noch Stürmerin Charline Hartmann von Essen nach Duisburg.

Turbine hat im Sommer außer Viola Odebrecht, die aus Bad Neuenahr zurück kehrte, und Carolin Schumski vom Zweitligisten FC Neubrandenburg nur Spielerinnen aus dem eigenen Verein ins Erstliga-Team geholt. Warum?

Natürlich wollten wir noch weitere Zugänge, das hat allerdings nicht so geklappt wie erhofft. Wir bleiben aber weiter am Ball.

Inwiefern?

Wir haben enge Kontakte zu Kolbotn IL in Norwegen und zum WFC Rossiyanka Moskau, deren Mannschaften bis Oktober noch im Meisterschaftsbetrieb stehen. Die Verhandlungen vor allem mit Kolbotn laufen, und wenn alles klappt, könnten nach der dortigen Saison noch zwei Spielerinnen zu uns stoßen.

Das Interview führte Michael Meyer.

Bernd Schröder (66) war 1971 Gründungsvater des Frauenfußballs in Potsdam und ist seitdem mit einigen wenigen kurzfristigen Unterbrechungen Trainer der Turbine- Frauen.

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