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Reitender Bogenschütze. Christian Prestin zeigt eine der ältesten Kampfkünste der Welt.

© Klaus-Dietmar Gabbert/ddp

Landeshauptstadt: Mit Pfeil und Bogen auf dem Pferderücken Müncheberger ist Internationaler Meister

Müncheberg - Bogenschützen zu Pferde waren ursprünglich in den Steppenregionen Zentralasiens unterwegs. Mittlerweile gibt es die Sportart, eine der ältesten Kampfkünste der Welt, auch in Brandenburg.

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Müncheberg - Bogenschützen zu Pferde waren ursprünglich in den Steppenregionen Zentralasiens unterwegs. Mittlerweile gibt es die Sportart, eine der ältesten Kampfkünste der Welt, auch in Brandenburg. Christian Prestin aus Müncheberg darf sich seit diesem Sommer Internationaler Meister in dieser Disziplin nennen.

„Es war ein Abenteuer bei den Erben von Dschingis Khan mit Happy End“, sagt der Pferdeliebhaber, der sich vor wenigen Wochen in der Mongolei gegen die weltweit Besten dieser Sportart durchsetzte, und dass unter ungünstigen Bedingungen. „Erst tobte ein Sandsturm, dann ein mächtiges Gewitter. Die Hände rutschten, die Brille beschlug – es lief wettertechnisch alles andere als optimal“, erinnert er sich. Doch „echte Kerle“ ließen sich davon nicht beirren, fügt seine Lebensgefährtin Daja stolz hinzu, die Prestin bei seinem Mongolei-Abenteuer begleitet hat.

Wie das aussehen muss, zeigt der Internationale Meister bereitwillig auf der Übungsbahn seines weitläufigen Hofes, der „Sunbow Ranch“ bei Müncheberg. In rasend schnellem Tempo galoppiert sein Pferd eine 90 Meter lange Bahn entlang, während der 41-Jährige im Sattel sitzend mit Pfeil und Bogen auf drei hölzerne Scheiben zielt. Einen Pfeil schießt er während des Ritts nach vorn ab, den zweiten seitlich und den dritten schließlich, während er sich auf dem Pferderücken nach hinten zum Ziel umdreht.

Alle drei Pfeile treffen ihr Ziel, und der Müncheberger ist zufrieden. „Man hat nur 16 Sekunden Zeit für den Ritt inklusive der drei Schüsse“, erläutert er die Regeln für den Wettkampfsport, der sich offiziell „Berittenes Bogenschießen“ nennt. Ideal für den Abschuss der Pfeile sei der Moment, in dem das galoppierende Pferd mit allen vier Hufen in der Luft schwebe, sagt Prestin, der sein Können seit Jahren in Stuntshows und inzwischen auch in Filmen und Werbespots präsentiert.

Kein Europäer komme allerdings an die Fähigkeiten der amerikanischen Ureinwohner heran. „Während der Jagd verschossen Indianer 30 Pfeile innerhalb einer Minute. Dagegen sind wir alle blutige Anfänger“, sagt er. Die Fähigkeit, mit dem Pferd scheinbar eins zu werden, und die Fertigkeit des zielgerichteten Hantierens mit Pfeil und Bogen – wahlweise auch Messer oder Axt – hat er sich selbst hart arbeitet. Denn Prestin ist nicht etwa ausgebildeter Stuntman oder studierter Pferdeflüsterer, sondern ein Autodidakt, der hauptberuflich als Computerspezialist arbeitet.

Auf dem vom Großvater geerbten Grundstück am Rande von Müncheberg schuf er nebenbei ein Paradies für kranke und geschundene Pferde, die niemand mehr haben wollte. Insgesamt elf Pferde unterschiedlicher Rassen rettete der Müncheberger vor dem Schlächter. Er tritt mit ihnen in selbst entwickelten Shows auf, um den Beweis anzutreten, dass die alten Tiere noch immer zu erstaunlichen Leistungen fähig sind, sobald sie wieder Vertrauen zum Menschen gefasst haben.

„Ich flüstere eben nicht nur mit den Pferden, sondern höre ihnen auch zu“, meint Prestin vielsagend. Mit der Zeit hat sich sein „Gnadenhof“ weiterentwickelt – zu einem Trainingsgelände und Turnierort für das Bogenschießen und Messerwerfen. Prestin bietet spezielle Kurse an, zu denen auch Lehrgänge im Stunt- oder Trickreiten gehören.

Die Angebotspalette auf der „Sunbow Ranch“ umfasst zudem das Wanderreiten durch die Märkische Schweiz, pädagogisches Reiten für Kinder, Naturerlebniskurse auf dem Pferderücken sowie die Ausbildung und Erziehung sogenannter Problempferde. Zudem steht auf dem Hof-Gelände eine komplette hölzerne Westernstadt inklusive Saloon und Gefängnis, einst von Prestin und Freunden gebaut.

Die Kulissen waren in den vergangenen zehn Jahren schon oft Schauplatz für Spektakel mit reitenden Freizeit-Cowboys und -indianern in bunten Kostümen. Am vergangenen Wochenende ging es in „Little Big Town“ erneut lautstark her. Besucher konnten sich davon überzeugen, was der „Internationale Meister im berittenen Bogenschießen“ drauf hat. Bernd Kluge

sunbow-ranch.de

Bernd Kluge

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