Landeshauptstadt: Mit Putzlappen gegen Kinderarbeit
Schüler der Hanna-von-Pestalozza-Schule sind als Staub-Engel unterwegs
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„Können wir bei Ihnen putzen?“ Konfrontiert mit dieser Frage fühlten sich in der vergangenen Woche viele Menschen in Groß Glienicke zunächst veralbert. Den Kindern der Hanna-von-Pestalozza-Grundschule aber war es mit ihrer ungewöhnlichen Bitte ernst. Ihre Schule beteiligt sich an der bundesweiten Aktion „Staub-Engel“ des Putzmittelherstellers Spontex.
Die Kinder sollen bei Nachbarn, Bekannten oder Verwandten putzen und dafür Spenden einsammeln. Das erarbeitete Geld kommt schließlich der Kindernothilfe zugute. Diese unterstützt damit Kinder, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in bolivianischen Blei-, Zink- und Silberminen schuften müssen, um ihre Familien zu ernähren.
Von der Idee, den Kindern zu helfen, waren fast alle Grundschüler begeistert, sagt Antje Zenker, die Initiatorin des Projekts. Das Thema Kinderrechte werde auch im Unterricht behandelt. Eine Schülerin habe sich bereits 70 Euro erputzt, erzählt Zenker. Einen Wettbewerb, wer die meisten Spenden sammelt, wolle sie aber nicht veranstalten. Wichtig sei vielmehr, welches Engagement die Schüler zeigen. Überrascht habe sie der Einfallsreichtum der Kinder: Sie striegeln Pferde, putzen Autos oder gehen mit dem Hund des Nachbarn spazieren. Viele helfen auch bei ihren Eltern und Verwandten. So der zehnjährige Steven. Er fragte seine Oma, die den Albrechtshof leitet, ob er in ihrem Hotel putzen könne. „Das habe ich schon mal gemacht, dafür hat sie mir bei den Hausaufgaben geholfen“, sagt Steven mit einem verschmitzten Lächeln. Jetzt macht er zum zweiten Mal in dieser Woche die Betten, wischt und saugt Staub. Er hat sich ein persönliches Ziel gesetzt: 20 Euro will der Viertklässler einsammeln und dafür auch an fünf Tagen arbeiten.
Nadja Dort, die Mutter des Jungen, ist angetan von der Staub-Engel-Idee. „Die Eltern um eine Spende bitten kann jeder“, meint sie, „so lernen die Kinder aber, dass man für Geld auch arbeiten muss. Und es ist ja auch für einen guten Zweck.“ Wofür das gesammelte Geld genau gespendet wird, weiß Steven allerdings nicht so genau. Auch seine Mitschüler, der neunjährige Justin und dessen Freund Kevin, beide aus der Klasse 3b, können nicht genau sagen, was es mit der Staub-Engel-Aktion auf sich hat. Für zwei Stunden putzen sie die Regale im Edeka-Markt, erklären die beiden, während sie Brotpackungen ausräumen, ohne nur einmal aufzublicken. Sie seien sehr engagiert, lobt die Marktleiterin.
Es ist die erste Aktion dieser Art, erklärt schließlich der elfjährige Konstantin, Schulsprecher der Hanna-von-Pestalozza-Grundschule. In Zukunft könne man aber durchaus eine Tradition daraus machen. Sebastian Gülde
Sebastian Gülde
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