Landeshauptstadt: Mit Radar auf Modellfort-Suche
Arbeitsgemeinschaft setzt Bemühungen um Freilegung des Denkmals fort
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Der Weg zur Freilegung des Modellforts in Park Sanssouci bleibt lang. Die Erwartung, die Arbeiten könnten im Herbst 2010 beginnen, erwies sich als zu optimistisch, wie Lars Biermann von der Arbeitsgemeinschaft Modell-Fort Sanssouci e.V. den PNN erklärte. Im Vorjahr hätten Geophysikstudenten der Potsdamer Universität unter der Anleitung von Professor Jens Tronicke das unter einer Rasendecke verborgene Fort komplexen Messungen etwa mit einem Radar unterzogen. Die Ergebnisse hätten unter anderem gezeigt, dass das Fort größer ist als bislang angenommen.
Nach einer Freilegung wäre die Steinkonservierung der Modellbauwerke der nächste Schritt. Darin sei sich der Verein mit der Schlösserstiftung einig. Seitens des Fachbereichs Architektur und Städtebau der Fachhochschule Potsdam habe Professor Gottfried Hauff Interesse an diesen Arbeiten gezeigt, für die ein studentisches Projekt aufgelegt werden könnte. Trotzdem wissen die AG-Mitglieder, dass bis zur Freilegung und touristischen Präsentation des Modellforts noch hohe Hürden, so die auf eine sechsstellige Summe geschätzte Finanzierung, zu überwinden sind.
Daneben gehen die Forschungsarbeiten zur Geschichte des Festungsbauwerks weiter. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Arbeitsgemeinschaft nachgewiesen, dass es sich dabei keineswegs um einen „Prinzenspielplatz“ für die Söhne Kaiser Wilhelms II. handelte, wie es im Volksmund hieß. Das von dem bei Krupp angestellten Ingenieur Oberstleutnant a.D. Julius Diener entworfene und unter der Leitung von Hofpolier August Altendorf 1893 im Maßstab von 1:10 errichtete Modell stellte vielmehr ein neuartiges Panzerfort dar, das dem Beschuss mit Granaten von hoher Sprengkraft widerstehen sollte. Es diente vor dem ersten Weltkrieg mehrfach als Vorlage für Festungsbauten.
Die Arbeitsgemeinschaft hatte bereits vor Jahren an einer im Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem aufgefundenen Handakte die persönliche Einflussnahme von Kaiser Wilhelm II. auf den Bau des Forts dokumentiert. Jetzt legte Vereinsmitglied Volker Mende neue Beweise vor, die die Bedeutung der Anlage unterstreichen. So wurde auf „besonderen Befehl Sr. Maj. d. K.u.K.“ – also des Kaisers und Königs – nach Fertigstellung des Modellforts 1893 zur Geheimhaltung der Parkbereich am Neuen Palais für die Öffentlichkeit gesperrt und diese Sperrzone im Februar 1895 weiter ausgedehnt. Die Offiziere, die die Parkwachen kontrollierten, mussten deshalb Umwege laufen. Einige von ihnen schafften sich daraufhin Fahrräder an – der Beginn des damals und bis in die jüngste Zeit umstrittenen Radfahrens im Park. Erhart Hohenstein
Arbeitsgemeinschaft Modell-Fort Sanssouci e.V., Geschäftsstelle (c/o Mario Vollert), Mittelstraße 32, 14467 Potsdam, Tel.: 270 07 56, Internet: www.modellfort-sanssouci.de. Für Interessenten gibt es einen offenen Vereinstreff jeden letzten Donnerstag im Monat ab 18.30 Uhr im Café Denise, Geschwister-Scholl-Str. 14, 14471 Potsdam.
Erhart Hohenstein
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