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Von Jana Haase: Mit Schneemann nach Afrika

Rolf Losansky berichtete über den Dreh zu seinem Kinderfilmklassiker

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Der Schneemann hat überlebt – mehr als 30 Jahre lang. Das Kinderpublikum im Filmmuseum Potsdam staunte nicht schlecht, als Rolf Losansky gestern den kleinen weißen Mann mit dem blauweiß-gestreiften Schal aus der Tasche holte. Hatten sie ihn doch gerade auf der Leinwand gesehen: In Losanskys Kinderfilm „Ein Schneemann für Afrika“ nimmt Seemann Karli den Schneemann Kasimir mit auf Afrikareise, um der kleinen Asina ein besonderes Geschenk zu machen.

„Das war mein Reisefilm“, erzählte Rolf Losansky gestern. Denn er durfte 1975 für die Aufnahmen tatsächlich drei Monate lang die MS Wismar nach Afrika begleiten – angesichts verriegelter DDR-Grenzen ein Wunder. Und tatsächlich hatte ihm die DEFA zunächst ein Ersatz-Afrika an der polnischen Ostsee nachbauen wollen: „Aber ich war so stur“, sagt Losansky. Gemeinsam mit vier Filmleuten drehte er schließlich in acht afrikanischen Ländern: Von Marokko über Sierra Leone und den Senegal bis nach Guinea. „Die Welt ist groß – und das wollte ich damals auch den Kindern erzählen“, erklärt der 78-Jährige heute.

Auf der MS Wismar habe es einige Zeit gedauert, ehe sich Seeleute und Filmleute aneinander gewöhnten: „Als wir die Schneemann-Figuren mit dem Kran hochgezogen haben, dachten die, wir haben Einen an der Waffel“, erinnert sich Losansky an die Einschiffung in Rostock. Insgesamt 36 Modelle hatten die Trickkünstler um Kurt Weiler gebastelt, um Kasimir zum Leben erwecken zu können – die größten Modelle waren mannshoch.

Aber auch einen echten Schneemann habe man damals mit in den Kühlraum der MS Wismar genommen, berichtete Losansky. Die Szenen, in denen die afrikanischen Kinder den Schneemann bewundern, hätte er jedoch nicht im Film unterbringen können, bedauert der Regisseur.

Der Kapitän der MS Wismar habe später sogar den Kurs geändert, damit der Regisseur zu seinen Delfin-Aufnahmen kam. Und nach einem Sturm mit Spitzen bis Windstärke 10 war Losansky auch für die Mannschaft nicht mehr nur „Sehmann“, sondern richtiger „Seemann“: Das Filmteam hatte sich an den Mast schnallen lassen, um filmen zu können.

Der fertige Film bekam 1979 den ersten „Goldenen Spatz“ in Gera. Zum 30-jährigen Jubiläum des Kinderfilmfestivals in diesem Jahr war Losansky wieder eingeladen. Auch den Kontakt zu seiner Hauptdarstellerin Hadiatou Barry pflegt er bis heute. Aus dem Mädchen von damals ist eine Architektin geworden, berichtet er und man hört so etwas wie Vaterstolz in seiner Stimme: „Momentan hat sie ein Projekt in Hamburg.“

Das Filmmuseum zeigt den Film auch am Samstag, dem 15. August, und am Sonntag, dem 16. August, jeweils 16 Uhr.

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