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Landeshauptstadt: Mit Video zum Job

Arbeitsagentur wirbt für ältere Arbeitnehmer. Die haben es bei der Jobsuche oft schwer

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Durch seinen Beruf hat Wilko Schweers die halbe Welt gesehen. Der promovierte Agraringenieur arbeitete schon in Afrika, Südamerika und Asien und hat dabei viele Fremdsprachen gelernt, zum Beispiel „Amharisch“, die Amtssprache Äthiopiens. Zurzeit ist der 53-Jährige allerdings arbeitslos – und er ist damit nicht allein.

1728 Potsdamer ab 50 Jahren waren im November arbeitslos. Nach Angaben der Potsdamer Agentur für Arbeit stieg die Arbeitslosenquote für Arbeitnehmer ab 50 in den letzten zwölf Monaten um 1,6 Prozent. Bei allen Potsdamer Erwerbstätigen legte die Quote nur um 0,4 Prozent zu. „Wir müssen feststellen, dass die Einstellungsbereitschaft gegenüber älteren Arbeitnehmern vergleichsweise geringer ist“, erklärt Edelgard Woythe, Leiterin der Potsdamer Arbeitsagentur. In Potsdam haben 56,8 Prozent der Erwerbsfähigen einen Job, in der Altersspanne von 50 bis 64 Jahren nur 55,2 Prozent. Um das Problem anzugehen, hat die Arbeitsagentur die Initiative „Juwel Berufserfahrung“ gestartet. Auf der Aktionshomepage www.arbeitsagentur.de/juwel-berufserfahrung wirbt sie mit drei Kurzfilmen für die besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen von Arbeitnehmern, die 50 Jahre oder älter sind. Diese Kampagne soll die „Generation 50plus“ bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen. Woythe möchte besonders die Vorurteile ausräumen, dass ältere Menschen häufiger krank seien, weniger Leistungsbereitschaft hätten und über veraltete Qualifikationen verfügten. Die Agentur für Arbeit will deswegen die Einstellung der Arbeitgeber in individuellen Beratungen ändern. Unternehmen sollen bei Ihrer Personalplanung bewusst auf eine gemischte Altersstruktur setzen, sodass erfahrene Kollegen von Jüngeren profitieren können und umgekehrt.

Auch die IHK Potsdam nimmt das Thema ernst. „Menschen über 50 sind eine riesige Reserve, gerade im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel. Dieser Erfahrungsschatz muss gewahrt werden“, sagt der IHK-Sprecher Detlef Gottschling. „Eine wichtige Voraussetzung ist aber die Bereitschaft zur Weiterbildung von Seiten der Arbeitnehmer. Es muss auch im fortgeschrittenen Alter eine berufliche Flexibilität vorhanden sein“, so Gottschling. Dazu wird ein Bildungsprogramm mit vielen Weiterbildungen von Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen angeboten.

Wilko Schweers sieht sich als anpassungsfähig und kann sich auch eine beraterische Tätigkeit vorstellen. Er hat zwar Bedenken, dass er wegen seines Alters nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wird, aber verliert dadurch nicht den Mut. „Ich brauche mich nicht zu verstecken. Ich halte mich für leistungsfähig und kann immer noch für Aufgaben brennen“, erzählt der 53-Jährige im Video. In der nächsten Woche hat er wieder ein Vorstellungsgespräch. Michael Müller

Michael Müller

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