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Landeshauptstadt: Mit Wolgawasser getauft

15. Gemeindetag für Aussiedler in Potsdam gefeiert

Es war der 15. Evangelische Gemeindetag für Aussiedler und Aussiedlerinnen innerhalb der Interkulturellen Woche, der am Sonnabend in der Nikolaikirche stattfand, und gleichzeitig der letzte zentrale für Berlin und Brandenburg. In Zukunft sollen die Veranstaltungen für die Neubürger vor Ort stattfinden, erklärte die Berliner Sozial-Staatssekretärin Petra Leuschner. Dort nämlich, wo sich die Aussiedler ein neues Zuhause geschaffen haben oder noch schaffen wollen und wo es auch Unterstützung für jene gibt, die in ihrem Land bleiben wollen.

Wie eng eine solche Verbindung werden kann, zeigt die Stern-Kirche. Sie hat über Vermittlung einen Weg zur evangelisch-lutherischen Gemeinde im russischen Städtchen Marx gefunden, in dem viele Wolgadeutsche leben. Stern-Gemeinderatsmitglied Ursula Friedrich erzählt begeistert von den Kontakten. Am Gemeindetag in der Nikolaikirche war sie es auch, die für die Kirche in Marx sammelte, denn der unter Denkmalschutz stehende Kirchenbau hätte eine Sanierung für 230 000 Euro dringend nötig, wurde er doch zu kommunistischen Zeiten als Kulturhaus genutzt und nicht gerade geschont. Der Turm wurde sogar völlig abgerissen. „Für eine Restaurierung ist das eigentlich sehr wenig Geld, doch auch das müssen wir erst einmal zusammenbringen“, meint die Potsdamerin. Mut macht ihr, dass es immer wieder gute Spenden-Ideen gibt. So wurde zum Beispiel eine CD mit Kirchenmusik bespielt, die für acht Euro zu haben ist. Sie gehörte auch zum Angebot an den Ständen vor der Nikolaikirche, an denen sich Vereine und Glaubensgemeinschaften darstellten.

Sind alle Scheiben verkauft, können 8000 Euro auf Reisen gehen. Der Pfarrer der Gemeinde in Marx, Wladimir Rodikow, konnte – von der Kirche finanziert– eine Ausbildung in Berlin absolvieren. Er ist nun eine wichtige Kontaktperson, und ein Übersetzer nicht nur der Sprachen, sondern auch der Gefühlswelten. Und die sind noch immer unterschiedlicher, als man manchmal wähnt. Sie habe eine Aussiedlerin in der Kirche getroffen, die stolz in ihrer deutschen Bibel las, einem Familienerbstück, und die ihr ganz eigenes überliefertes Glaubensbekenntnis mitgebracht hatte, erzählt Friedrich. „Wir versuchen aber generell, die Aussiedler in unsere Gemeindearbeit einzubinden“, meint Friedrich. „Damit sie sich schnell heimisch fühlen.“

So schnell scheint das jedoch nicht immer zu gehen, zumal es oft Sprachbarrieren gibt. Dem trug auch Pröpstin Friederike von Kirchbach Rechnung, die über die verschlungenen Wege des Lebens sprach. Der Text ihrer Predigt wurde am Bildschirm ins Russische übersetzt. dif

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