
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Mit Zahnbürste ins All
In den Bahnhofspassagen werden Kinder zu Astronauten und fliegen zum Mars
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Mit Wucht lässt Eric den Hammer auf die grauen Brocken niedersausen. Ein gezielter Schlag, ein Funken sprüht, „Schau“, sagt Eric, „wir verhauen den Stein, dann brennt der“. Neben ihm liegt im roten Sand eine Plastiktüte. „Da kommen die Proben rein.“ Eric erforscht den Mars, und so sieht er auch aus in seinem blauen Astronautenanzug, mit Helm und Handschuhen.
Der Mars ist seit gestern gar nicht so weit weg: Wer hinfliegen will, findet ihn in den Bahnhofspassagen, gegenüber von Drospa. Kinder von vier bis zehn Jahren können dort in der interaktiven Ausstellung „Space for Kids on tour“ der Firma „id3d-berlin themengestaltung“ den roten Planeten erkunden. „Uns ist wichtig, dass die Kinder hier selbstständig entdecken können“, erklärt Mitarbeiterin Birte Schramm das Konzept.
Auch sie trägt Blaumann, ohne Raumanzug geht es nicht, schließlich sind auf dem Mars minus 50 Grad. Ob sie denn dort überhaupt atmen könnten, fragt sie die erste Gruppe, aber die kennen sich aus: „Nein!“, rufen sie. Schließlich haben sie sich im Hort schon mit dem Thema Weltraum beschäftigt, erzählt Erzieherin Kornelia Wierny. „Und deshalb fliegen wir jetzt noch zum Mars.“
Manche bleiben skeptisch, wie Tim. „Wir sind immer noch da, wo wir vorher waren“, stellt der Erstklässler fest, als die auf eine Leinwand projizierte Rakete startet. Raumanzug? Braucht Tim nicht. Dann zieht er doch einen an. Machen schließlich alle.
„Space for Kids“ tourt seit drei Jahren durch Deutschland. „Eine tolle Aktion für Kinder“, findet Jana Walther, Centermanagerin der Bahnhofspassagen. Damit auch Erwachsene etwas lernen können, stehen vor der Raumstation fünf marsförmige Infotafeln. Das Astrophysikalische Institut hat sie aufgestellt, um auch seinen Teil beizutragen zum Potsdamer Weltraum-Abenteuer. Schließlich ist 2009 Internationales Astronomiejahr.
Auf dem Mars interessiert das allerdings niemanden. Während alle fleißig Steine klopfen, gibt es eine Durchsage – eine Schraube hat sich gelockert, und als die wieder festsitzt, nähert sich auch noch ein Wirbelsturm. Eric und die Anderen flüchten in die Raumstation. Die ist zweiteilig, ein Modul zum Wohnen, eins zum Forschen, beide hell und eng. „Wie können Astronauten dort leben? Wie arbeiten sie dort?“ Diesen Fragen sollen die Kinder nachgehen, sagt Birte Schramm. Dabei gibt es viel zu entdecken und zu untersuchen: Magnetische Gesteinsproben, Zahnbürsten mit integrierter Zahnpasta.
Im Labormodul drückt Eric einen Knopf, eine Frauenstimme hebt an, es geht um Kohlenstoffdioxid. Maximilian und Enola bauen in einer Schüssel mit rotem Sand eine Marslandschaft nach, Tim fragt: „Wo bleibt denn der Wirbelsturm?“
Kornelia Wierny ist zufrieden mit der Marsreise. „Wie gespannt die Kinder mitmachen“, sagt sie. „Sehr schön!“ Aber warum eigentlich ausgerechnet der Mars? „Weil das hier“, sagt Birte Schramm und deutet auf die kleinen Astronauten, „weil das hier die Generation sein wird, die zum Mars fliegt.“ Anne-Sophie Lang
Space for Kids on tour in den Bahnhofspassagen, noch bis zum 6. Mai. Anmeldung für Gruppen unter Tel.: (0331) 233790, sonst direkt am Counter, Teilnahme kostenlos.
Anne-Sophie Lang
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