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Sport: Mitgliedschaft ist keine Glaubensfrage

Kniebeuge 98 ist Potsdams einziger katholischer Sportverein und steht jedermann offen

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Auf mögliche Besonderheiten seines Vereins angesprochen, fällt Olaf Kindler nichts wirklich Außergewöhnliches ein. „Wir sind eigentlich ein ganz normaler Verein, der jedermann offen steht“, berichtet er. Der 38-Jährige ist Vorsitzender des Katholischen SV Potsdam Kniebeuge 98. „Natürlich nehmen wir nicht nur Katholiken auf“, sagt Kindler, der sich der Minderheit seiner Konfession in Brandenburg bewusst ist. „Etwa 40 Prozent unserer Mitglieder haben mit der Kirche sogar gar nichts am Hut“, berichtet der Bauingenieur.

Schwerpunkt im Verein ist das Eltern-Kind-Turnen, aber auch Volleyball, Fußball und eine Laufgruppe werden angeboten. „Die Idee zu einem katholischen Verein entstand aus unserer Gemeinde der St.-Peter-und-Paul-Kirche am Bassinplatz heraus“, erzählt Kindler. „Wir waren mehrere ehemalige Leistungssportler und auf der Suche nach einer Möglichkeit, Sport zu betreiben, bei dem nicht der Leistungsgedanke, sondern das organisierte Miteinander im Vordergrund steht“, berichtet der ehemalige Leichtathlet. Als eingetragener Verein habe man es außerdem leichter, eine der spärlich angebotenen Hallenzeiten zu ergattern, so Kindler.

Die rund 100 Mitglieder des SV Kniebeuge setzen sich zum überwiegenden Teil aus Vorschulkindern zusammen, welche beim wöchentlichen Eltern-Kind- Turnen aktiv sind. Gemeinsam mit ihren Eltern absolvieren sie dann einen in der Halle an der Kurfürstenstraße aufgebauten Parcours. Schon im Alter zwischen zwei und sechs Jahren sei es wichtig, sich regelmäßig unter fachkundiger Anleitung zu bewegen. „Für die spätere Entwicklung, auch auf geistiger Ebene, ist Sporttreiben in diesem Alter sehr förderlich“, weiß Kindler. Er selbst ist als Trainer und Spieler bei den Volleyballern aktiv.

Zu den Gründungsvätern gehört auch Manfred Kruczek, der vor der Wende die damals noch völlig exotische Sportart Triathlon nach Potsdam brachte. Die von ihm einst ins Leben gerufene Triathlon- Abteilung in der Betriebssportgemeinschaft (BSG) des Wohnungsbaukombinates (WBK) Potsdam kann als Vorreiter des SV Kniebeuge gesehen werden. Mittlerweile versucht sich der 56-Jährige als Inline-Skater und belegte kürzlich bei den „25 Kilometern von Berlin“ den 26. Rang in seiner Altersklasse. Auch beim über die Glienicker Brücke führenden rbb-Lauf durch Potsdam vor einigen Wochen waren die Kniebeuger mit über 20 Athleten vertreten. Dort wurde mit T-Shirts für die Wiedereröffnung der Katholischen Marienschule geworben, welche im Dritten Reich geschlossen wurde.

Der Name SV Kniebeuge ist übrigens ein Wortspiel. „Einerseits sind Kniebeugen eine sportliche Übung, auf der anderen Seite machen die Katholiken in der Kirche ja auch einen kleinen Knicks“, erzählt Kindler schmunzelnd. Im kommenden Jahr kann bereits das zehnte Jubiläum gefeiert werden. Abgesehen davon werden jährlich mehrere Fußball- und Volleyballturniere organisiert. Und dort starten dann beileibe nicht nur Mannschaften mit konfessionellem Hintergrund. „Wir spielen ja auch nicht in der Kirchenliga, sondern in den ganz normalen Freizeitligen“, so Kindler.

Interessierte Eltern und Sportler können Olaf Kindler unter der Nummer 0331/ 270 19 81 erreichen.

Hubertus Rössler

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