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Links und rechts der Langen Brücke: Mitmachen lassen

Henri Kramer über eine Chance für Potsdams Jugendkultur

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An Freitag- und Samstagabenden ist das Bild am Hauptbahnhof immer das gleiche: Viele Jugendliche aus Potsdam und der näheren Umgebung machen sich auf in Richtung Berlin, um dort zu feiern. Trotz dieser Abstimmung mit den Füßen in Richtung Bundeshauptstadt haben die Potsdamer Stadtverordneten in dieser Woche das knapp eine Million Euro teure Jugendkulturprojekt „Freiland“ bewilligt, fast zeitgleich wurde gestern der für 650 000 Euro sanierte Lindenpark wiedereröffnet. Für „Freiland“, Lindenpark und Waschhaus wird die Stadt nun jährlich eine dreiviertel Million Euro Betriebskosten zahlen. Viel Geld für Jugendliche, die augenscheinlich lieber nach Berlin fahren. Über die Kritik, die Angebote von Waschhaus oder Lindenpark würden im Vergleich zu den hohen Kosten viel zu wenig angenommen, muss sich also niemand wundern. Und dann noch „Freiland?“

Es regiert das Prinzip Hoffnung. „Freiland“ soll ein „Mitmach“-Konzept auszeichnen, es soll für genügend Gäste sorgen. Beim vor zwei Jahren geschlossenen „Spartacus“-Jugendhaus hat das bereits gut funktioniert, der Nachfolgeverein Spartacus e.V. könnte von daher auch „Freiland“ zu einem Erfolg bringen. Angesichts der großen Konkurrenz mit Berlin ist das Prinzip, das Publikum direkt am Programm zu beteiligen, wohl auch die einzige Chance für Potsdams Jugendkulturbetriebe – so fühlen sich gerade auch junge Menschen eingebunden, so schafft sich aber auch ein Klub ein Profil und bleibt am Puls der Zeit.

Insofern wirken auch die Anstrengungen des Lindenparks ermutigend, die das Babelsberger Haus nun nach Ende seiner Sanierung unternimmt. Die Runde, zu der die erneuerte Lindenpark-Mannschaft am Donnerstagabend einlud, war zwar noch klein. Gleichwohl zeigte sich, dass potenziellen Gästen wirklich zugehört werden soll und zusammen mit den Ideen der Lindenpark-Macher eine schöne Mischung entstehen kann, die dem durch die Insolvenz beschädigten Traditionshaus wieder ein Gewinner-Image beschert. Wie „Freiland“ setzt also auch der Lindenpark auf das Motto: „Mitmachen statt nur konsumieren“ – ein Modell, an dem sich auch das im Vergleich zu früheren Zeiten noch schwächelnde Waschhaus eine gehörige Scheibe abschneiden darf.

Mitmachen lassen: Nur mit dieser Leitidee können sich die künftig drei großen Potsdamer Jugendkultureinrichtungen unverwechelsbare Profile verschaffen – und nur so werden junge Potsdamer überlegen, ob sie am Wochenende wirklich erst nach Berlin fahren müssen, um feiern zu gehen und ihre Kultur zu erleben.

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