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Essen mit Kuschelfaktor. In der Mensa der Voltaire-Schule heißt es erst anstehen, dann Platz suchen, dann schnell essen. Etwa 500 Kinder benutzen täglich in zwei Schichten den kleinen Speiseraum.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mittagessen im Schichtbetrieb

Die Mensa der Voltaire-Schule ist zu klein und sanierungsbedürftig. Stadt hat erst 2015 Geld für Maßnahmen

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Heute gibt es Eierkuchen, sehr lecker, das finden nicht nur die sechs Fünftklässlerinnen, die schon vor dampfenden Tellern sitzen. Noch gibt es freie Plätze in der Mensa der Voltaire-Gesamtschule, aber die Mittagspause hat auch gerade erst angefangen, die meisten der etwa 500 Schüler, die sich hier verpflegen wollen, stehen noch in der Schlange, die bis weit auf den Schulhof hinaus reicht. Gut, dass es nicht regnet. „Wir mussten 15 Minuten warten“, sagen die Mädels, und ob sie ihr Essen schaffen, bevor die zweite Schicht in die Mensa gelassen wird, ist unklar.

„Das Problem begleitet uns schon lange“, sagt Schulleiterin Karen Pölk. Die am stärksten nachgefragte Schule der Stadt hat mittlerweile fast 1000 Schüler, aber nur eine Mensa mit 150 Sitzplätzen. Gut 400 Kinder nutzen das warme Essensangebot, dazu kommen noch etwa 100, die an der Snack-Bar einkaufen. Beides, die Ausgabestelle des Caterers sowie der Kiosk, befinden sich in der Cafeteria, einem Flachbau neben dem Schulgebäude. Der wurde Anfang der neunziger Jahre einmal notdürftig saniert, seitdem sei nichts passiert, klagen Lehrer und Eltern. Von den Zerfallserscheinungen, wie vereinzelte Parkettschäden, fehlende Wärmedämmung, zugige Fenster und marode Decken, einmal abgesehen, sei er allerdings grundsätzlich zu klein – während der knapp einstündigen Mittagspause sei es unmöglich, allen Schülern eine gepflegte, stressfreie Einnahme des Mittagessens zu gewährleisten.

Mittlerweile engagiert sich die Elternkonferenz, nachdem selbst eine in die Mensa verlegte Tagung des städtischen Bildungsausschusses kein zufriedenstellendes Ergebnis nach sich gezogen hatte. Die Stadt regte damals an, die angrenzende sogenannte Aula zu den Essenszeiten zu öffnen. Diese ist allerdings selbst unterdimensioniert, ein Mehrzweckraum für etwa 100 Personen, in dem der Unterricht Darstellendes Spiel und diverse Proben stattfinden. Die Schule nutzt die Möglichkeit, ist aber unzufrieden. Um hier zu essen, muss der Unterricht vorzeitig beendet werden, um Tische und Stühle aufzustellen, klagt Pölk, ebenso verkürze sich die nachfolgende Unterrichtseinheit um die Zeit, die man zum Säubern und Wegräumen braucht. Die Stadt hatte damals extra die Verträge mit der Reinigungsfirma geändert, die diese Aufgaben übernommen hatte.

Nun seien, wie an anderen Potsdamer Schulen ebenfalls üblich, die Kinder in zwei Essen-Schichten eingeteilt, was aber schwierig einzuhalten sei, denn „einem hungrigen Sechstklässler den Zugang zum Kiosk zu verbieten, weil er fünf Minuten zu spät ist, das bringt doch keiner über’s Herz. Schließlich sind wir als Ganztagseinrichtung verpflichtet, ein verlässliches Mittagsband anzubieten“, sagt die Schulleiterin. Wenn im Frühling das Abitur geschrieben wird, in einer Aula, die nicht mal alle Abiturienten fasst, hätten die Kinder „schon mal für eine Woche das Essen auf den Schulfluren einnehmen müssen“, erinnern sich Pölk und Kollegen. Eine Nutzung der Räumlichkeiten des der Schule gegenüberliegenden Militärwaisenhauses während der Prüfungszeit habe sich als zu umständlich erwiesen, sagen die Lehrer.

In ihrem Schreiben an Oberbürgermeister Jann Jakobs, an die Stadtverordneten und den Bildungsausschuss forderten die Eltern im November „kurzfristige Übergangslösungen und eine mittelfristige Perspektive“. Im Prinzip müsse das Gebäude aufgestockt oder nach hinten verlängert werden, um den Ansprüchen einer Schule dieser Größenordnung gerecht zu werden.

Ausschussvorsitzender Michael Schröder (CDU) sagte dazu: Zur Lösung der baulichen Probleme sei eine grundhafte Sanierung nötig, für die es mittelfristig seitens der Stadt oder des KIS keine finanziellen Mittel gibt. Die Schulverwaltung sehe keine andere Möglichkeit, als diese Maßnahmen in die langfristige Investitionsplanung ab 2015 einzuordnen. Das bestätigte auch Rathaussprecher Jan Brunzlow. Bis dahin sei die Schule in der Pflicht, „durch geeignete organisatorische Maßnahmen Abhilfe zu schaffen“.

Die Schule habe ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, sagen die Verantwortlichen dort, es gebe keine Raumkapazitäten mehr. Sogar die Kinder hätten sich engagiert und an diverse Fernsehsender mit Einrichtungssendungen gewandt. Bisher ohne Erfolg. Die Elternkonferenz wolle nun die laut Schröder für frühestens Januar geplanten Gespräche in den einzelnen Fraktionen abwarten. „Aber bis 2015 – so lange können wir nicht warten“, sagt die Vorsitzende der Elternkonferenz, Iris Feldmann.

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