Landeshauptstadt: Mitten im Dorf
Kirche, Friedhof, Pfarramt, Mehrzweckhaus: Das Gemeindezentrum Groß Glienicke öffnet am 9. September
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Groß Glienicke - „Der Winter war für uns gemacht“, sagt Pfarrer Bernhard Schmidt. „Weil er nicht stattfand.“ Während andere sich über die ungewöhnlich milden Temperaturen in der kalten Jahreszeit grämten, freute sich der Gottesmann darüber, dass die Umbauarbeiten des einstigen Weberschen Bauernhauses zum neuen Pfarramt in Groß Glienicke ohne Unterbrechung fortschritten.
Der Druck sei groß gewesen, so Schmidt. Schließlich war das alte Pfarrhaus in der Bergstraße 13 zuvor an eine Opernsängerin verkauft worden und die wollte im Frühjahr einziehen. „Bis zum 31. März mussten wir spätestens raus sein“, erzählt Schmidt. Das wurde knapp – zu knapp. Schließlich sei der siebenköpfige Haushalt der Familie Schmidt auf eine Baustelle gezogen. Inzwischen sei das neue Domizil bewohnbar, aber längst nicht alles fertig. Trotzdem werde das neue evangelische Gemeindezentrum von Groß Glienicke am 9. September offiziell eröffnet.
Dass unter dem Briefkasten von Pfarramt und den Schmidts immer noch auf einem angeschraubten Schild „Rat der Gemeinde“ steht, nimmt der Pfarrer mit Humor. „Schließlich sind wir ja auch eine Gemeinde.“ Der Standort an der Dorfstraße 12 sei einfach ideal. Das neue Gemeindezentrum mit Kirche, Friedhof, Pfarramt und Begegnungsstätte sei damit in die Mitte des Dorfes gerückt. Die an das Pfarramt angrenzende Remise sei ein öffentliches Gebäude. „Das ist vertraglich so festgeschrieben.“ Bereits jetzt hätten schon einige Groß Glienicker den Veranstaltungsort für Familienfeiern buchen wollen. Miete dürfe die Gemeinde dafür nicht nehmen. „Spenden sind aber willkommen“, sagt Pfarrer Schmidt, der sich auch einen Teil der Kosten für das neue Gemeindezentrum „mühsam erbettelt“ hat. Inklusive Grundstückskauf – zwei Flurstücke mit insgesamt rund 900 Quadratmetern aus städtischem Eigentum – habe das Projekt rund eine halbe Million Euro gekostet. Weitaus mehr, als noch vor einem halben Jahr veranschlagt. „Wie marode ein altes Haus wirklich ist, merkt man erst, wenn man das Dach abnimmt“, erklärt Bernhard Schmidt. Böses Erwachen gab es im Fall der Remise. Deren Dachgebälk hätte zusätzlich verstärkt werden müssen, um tragfähig zu sein. Mittlerweile ist das Innenleben des lang gestreckten Baus recht gemütlich geworden. Im Mehrzweckraum wurde ein Stück Decke herausgenommen. Jetzt hat man einen Blick in den Giebel und auf eine kleine Galerie. Dahinter ist ein heute noch ungenutzter Dachboden, in dem das Archiv des Pfarrers, Mobiliar und ein Kickertisch lagern. Das solle später einmal der Raum für die junge Gemeinde werden. Die Fassade des Gemeindehauses ist immer noch in tristem Beige-Braun und mit Graffitis beschmiert. Für einen neuen Anstrich gebe es kein Geld. „Das ist alle“, erklärt der Pfarrer. Der größte Teil der Investition sei durch den Verkauf des Pfarrhauses in der Bergstraße gedeckt worden. Zuschüsse gab es von der Evangelischen Landeskirche und über ein Darlehen vom Kirchenkreis Falkensee. Außerdem habe der Gemeindekirchenrat alle 1800 Haushalte in Groß Glienicke angeschrieben und um eine Spende für die Fassadenfarbe des neuen Pfarramtes gebeten. „In nur zwei Monaten kamen 15000 Euro zusammen“, betont Bernhard Schmidt. Er deutet dies als Zeichen dafür, dass die Idee von einem Gemeindezentrum nicht nur von den Kirch-Gemeindegliedern getragen werde. Das zeige auch die große Bereitschaft, bei Arbeitseinsätzen auf dem Gelände und bei den Bauarbeiten zu helfen. „Bürgermeisterin Langhoff hat unser Bad gestrichen“, sagt der Pfarrer. In der kommenden Woche wolle der Ortsbeirat über einen Gemeindeantrag mit der Bitte um eine finanzielle Zuwendung abstimmen. „Hoffentlich mit positivem Ausgang.“
Leider nicht bedacht worden seien sie von der Potsdamer Denkmalpflege. Dabei habe man das Pfarramt im Sinne des „Ensemble-Schutzes“ ganz nach den Wünschen der Behörde ausgestaltet.
Bis zur Einweihungsfeier am 9. September – einen Tag nach dem Dorffest – gibt es noch einiges zu tun. Das meiste in Eigenleistung. Erst in der vergangenen Woche hätten Jugendliche, die durch den Verein Parceval betreut würden, den zum Gelände gehörigen Witwenacker von Wildwuchs befreit. Hier solle ein Sport- und Spielplatz für die Allgemeinheit entstehen. Und vergangenen Freitag haben die Fußballer von SG Rot-Weiß Groß Glienicke ein Benefizspiel gemacht. Die feierliche Eröffnung des Gemeindezentrums werde mit einem Gottesdienst in der Kirche um 10.30 Uhr beginnen. Anschließend gebe es ein gemeinsames Mittagessen und ein Geländespiel für alle. Spielerisch werde das gesamte Areal erkundet. Dass noch nicht alles fertig sei, dafür schäme er sich nicht, sagt Pfarrer Schmidt. Schließlich wachse ein solcher Ort mit seinen Anforderungen. „Work in progress“, wie es der Gottesmann modern ausdrückt.
Spendenkonto: Evangelische KKV Prignitz-Havelland Ruppin, Konto-Nr. 11 712 55, BLZ: 210 602 37 bei Ev. Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel. Verwendungszweck: Gemeindezentrum Groß Glienicke
Nicola Klusemann
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