Landeshauptstadt: Mitteschön fordert mehr Knobelsdorff
Positionspapier zum Landtagsbau verlangt historische Innenhof-Fassade und transparentes Finanzkonzept
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Innenstadt - Einen öffentlich zugänglichen Innenhof mit historischer Schlossfassade sowie ein „transparentes Finanzierungskonzept“ hat gestern die Initiative „Mitteschön“ in Abstimmung mit dem Verein Potsdamer Stadtschloss für den Landtagsneubau am Alten Markt gefordert. Dazu legte Mitteschön gestern – unmittelbar zu Beginn der sogenannten „zweiten Phase“ des Ausschreibungsverfahrens für den Parlamentsneubau – ein vierseitiges Positionspapier vor.
Einige Forderungen darin decken sich mit den neuen Plänen von Finanzminister Rainer Speer (SPD), die er gestern vorstellte. Erneute Absagen gab es von Speer und Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) jedoch für den Ruf nach einer historische Innenfassade und dem Wiederaufbau des prachtvollen Knobelsdorff-Treppenhauses. Beides fordert aber nicht nur Mitteschön, sondern auch die CDU-Landtagsfraktion in einem Beschluss. Laut Mitteschön-Positionspapier habe eine Wiederherstellung des Innenhofes nur Sinn, wenn auch dort „die Fassaden streng nach historischem Vorbild errichtet werden“. Nur so könne der Gesamteindruck des Potsdamer Stadtschlosses auch vom Alten Markt und allen erhöhten Standpunkten „vollständig wiederentstehen“, so Mitteschön. Der Innenhof sei außerdem immer öffentlich gewesen und solle jetzt zu einem „Platz der Demokratie“ werden.
Vor Forderungen nach einer historischen Innenhof-Fassade und dem Wiederaufbau des Treppenhauses hatten zuletzt Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und auch Michael Schöne, Vorsitzender des Vereins Potsdamer Stadtschloss, gewarnt. „Wir müssen realistische Wege aufzeigen, dass all das, was wir uns wünschen, auch möglich ist“, so Schöne in einem Brief an die Vereinsmitglieder. Es müsse „immer im Vordergrund stehen“, dass der Landtag „voll funktional integrierbar sein muss“. Der Verein dürfe „nicht zu viel fordern, sonst werden wir in die Ecke der Nörgler gestellt“. Jakobs hatte Ende 2007 angemahnt, dass die Debatten um noch mehr Knobelsdorff für den Landtagsneubau die Gefahr in sich bergen, dass sich im Land das Gefühl breit mache, „die Potsdamer kriegen den Hals nicht voll, sind undankbar und führen permanent elitäre Diskussionen“. Der Oberbürgermeister kritisierte, dass die Sensibilität für die Realitäten im Land Brandenburg in der Stadt nicht sehr verbreitet sei.
Mitteschön jedoch erwartet von Landesregierung und Landtagsabgeordneten „aktive Signale zugunsten von Knobelsdorff“ in Verbindung mit einem „wirklich modernen Innenausbau“. Denn mit seiner 20-Millionen-Euro-Spende habe der Software-Unternehmer Hasso Plattner auch das Engagement der Bürger für die historischen Fassaden würdigen wollen. Zudem habe sich die Haltung der Potsdamer pro Schlossfassade in der vom Verein „Argus“ Anfang 2007 in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage widergespiegelt. Dabei hatten sich 53 Prozent der Potsdamer zwischen 18 und 29 sowie zwischen 30 und 44 Jahren für die historische Fassade ausgesprochen.
Für den Wiederaufbau der prachtvollen Fassade besteht Mitteschön auf einem „transparenten Finanzierungskonzept“. Es müsse eindeutig geregelt werden, welche Teile aus Mitteln des Landtagsneubaus, welche über die Plattner-Spende und welche über weitere eingeworbene Gelder finanziert würden. Dies sei Voraussetzung für weitere Spendenaktionen. Auch solle nach Beispiel des Verfahrens beim Aufbau des Fortunaportals ein baubegleitender Fachbeirat eingerichtet werden.
Gleichzeitig besteht die Initiative auf einer detailgetreuen Rekonstruktion der Fassade „in bester handwerklicher und künstlerischer Qualität“. Dafür solle eine europaweite Bauhütte eingerichtet werden, die junge Steinmetze nach Potsdam ziehe. Sie könnten die Säulen, Pilaster und Balustraden schaffen, während erfahrene Bildhauer für den „anspruchsvollen Skulpturenschmuck geschont“ würden. Der einstige Figurenschmuck auf dem Dach des ehemaligen Stadtschlosses ist aber laut Finanzminister Speer auch durch die Plattner-Spende nicht finanziert – für die 76 Skulpturen müssten Spenden gesammelt werden.
Der „Groot Nederlands Mannenkoor“ - der „Große Niederländische Männerchor“ – gibt am 8. April ab 19.30 Uhr in der Nikolaikirche und am 9. April ab 19.30 Uhr im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie Konzerte, bei den Spenden für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gesammelt werden sollen. Der Eintritt ist frei.
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