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Landeshauptstadt: Modell-Fort ist verschwunden

Schlösserstiftung schüttete die Mini-Festung in Sanssouci mit Sand zu

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Schlösserstiftung schüttete die Mini-Festung in Sanssouci mit Sand zu Von Erhard Hohenstein Sanssouci - Das fälschlich Prinzenspielburg genannte Modell-Fort im Park Sanssouci ist unter der Erde verschwunden. Ohne Information der Öffentlichkeit wurde die Anlage durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten jetzt mit Sand verfüllt und darauf Rasen angesät. Das hat den im August gegründeten Verein „AG Modell-Fort Sanssouci“ zu einer scharfen Reaktion veranlasst, der die 1893 unter Kaiser Wilhelm II. errichtete Anlage wiederherstellen und touristisch präsentieren will. Die „Nacht- und Nebel-Aktion“ sei vorsätzlich erfolgt, um einer von der AG angestrebten genauen Dokumentation zuvorzukommen. Noch am 20. Oktober hätten Stiftungs-Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh und Gartendirektor Prof. Michael Seiler bei einem Gespräch mit dem Vereinsvorstand zugesagt, jede Veränderung an dem Fort rechtzeitig anzukündigen. Prof. Seiler widersprach gegenüber PNN dieser Darstellung. Bei dem Treffen habe die Stiftung eindeutig ihre Absicht geäußert, das Fort mit Sand und einer Rasendecke zu überziehen. Dies diene der Sicherung der Reste der Anlage. Wenn der Verein das Fort als „einzigartiges, ursprüngliches Zeugnis aus der frühesten Periode der Panzerfortifikation und als baugeschichtliches Denkmal von europäischem Rang“ betrachte, dann müsse er eine solche Maßnahme begrüßen. Das Fort sei mit einem Vlies abgedeckt worden, so dass es jederzeit, auch schrittweise, wieder freigelegt werden könne. Wenn der Verein das Geld zusammen habe, solle er dies tun und mit der Wiederherstellung beginnen. Die Stiftung könne dafür angesichts ihrer großen Aufgaben in der Bau- und Gartendenkmalpflege jedenfalls keine Mittel aufbringen. Seiler ist der Auffassung, dass das Fort durch Geodäsie-Studenten der TU Berlin im Auftrag der Stiftung ausreichend dokumentiert worden ist. Das bestreitet der Vereinsvorsitzende und Festungsspezialist Peter Feist entschieden. Die Baudokumentation sei völlig unzureichend. Dadurch fehlten für eine künftige Sanierung die Planungsgrundlagen. Allein die Aufarbeitung der als 3-D Modell gscannten Rohdaten würde 5000 Euro kosten. Fotogrammetrisch erfasst hätten die Studenten gerade mal ein Zehntel der Anlage. Es fehlten Planzeichnungen,Grundrisse, Längs- und Querschnitte, Fassadenansichten und eine Schadenskartierung. Eine genaue Dokumentation sei aber die denkmalrechtliche Voraussetzung der nun erfolgten „konservierenden Abdeckung“. „Deshalb haben wir Landeskonservator Professor Karg zum Einschreiten aufgefordert“, teilte Feist mit. „Sollte sich bestätigen, dass Gesetze missachtet wurden, behalten wir uns rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen vor.“ Er führt die Zuschüttung auf den „allseits bekannten Widerstand insbesondere des Parkverwalters Professor Seiler gegen den Erhalt des Bauwerks“ zurück. Feist hatte 1995 eine Broschüre über das Fort veröffentlicht. Darin wies er nach, dass es sich bei der Anlage keineswegs um eine „Prinzenspielburg“ handelt. Sie wurde vielmehr als 1:10-Modell für neuartige Festungen errichtet, die mit Beton und Stahl verstärkt dem Beschuss durch Granaten mit hoher Sprengkraft widerstehen sollten. Deshalb handele es sich um ein außerordentlich bedeutsames Denkmal der Militärgeschichte. Zu diesem Zeitpunkt war das 40 Meter lange und 15 Meter breite Fort bereits nur noch in Resten erhalten. Die mit der Hand zu drehenden oder als Panzertürme auszufahrenden Geschützmodelle, von denen bis Anfang der 80er Jahre noch einige zu sehen waren, waren verschwunden, ebenso die gusseisernen Panzerkuppeln, und die gemauerten und in Beton ausgeführten Bauteile größtenteils demoliert.

Erhard Hohenstein

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