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Landeshauptstadt: Modell „Louvre“ für das Schloss

Der Potsdamer Architekt Kühn und sein Team legen zwei neue Varianten für den Landtagsneubau vor

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Innenstadt - Ihr erster Entwurf hatte für Furore gesorgt: Im September vergangenen Jahres legten der junge Potsdamer Diplom-Architekt Christopher Kühn und seine vier Mitstreiter einen Plan für den Wiederaufbau des Stadtschlosses vor. Der Clou: Grundrisse und Fassade des früheren Knobelsdorff-Schlosses blieben unverändert, ins Innere passte dennoch der Landtag (PNN berichteten). Mit ihrem Entwurf stießen die fünf Potsdamer auf großes Interesse, sie hielten Vorträge und präsentierten „ihr“ Schloss auch bei Politikern in Stadt und Land. Selbst Finanzminister Rainer Speer (SPD), für das Land Bauherr des neuen Parlaments auf dem Alten Markt in Potsdam, ließ sich den Plan erläutern.

Nun legen Kühn und sein Team nach. Sie haben zwei neue Varianten für den Landtagsneubau in Form des Stadtschlosses entwickelt – das Modell „Louvre“ und das Modell „Ensemble“. Die Maßgabe: Das Stadtschloss soll in seinen Proportionen erhalten bleiben. Die Anfang der Woche von Finanzminister Speer vorgestellten Pläne, wonach die Seitenflügel um drei bis fünf Meter verbreitert werden und der südliche Kopfbau – dort soll der Plenarsaal hinein – rund zehn Meter tiefer in den Innenhof hineinragt, lehnt Architekt Kühn ab. Damit werde nicht nur der einmalige barocke Innenhof nicht mehr erlebbar sein. Eine Änderung der Proportionen zerstöre auch den „Goldenen Schnitt“ des Schlosses. Dieser gilt bekanntlich in Kunst und Architektur als ideale Proportion und als Inbegriff von Ästhetik und Harmonie: Zwei Strecken stehen im Verhältnis des „Goldenen Schnittes“, wenn sich die größere zur kleineren verhält wie die Summe aus beiden zur größeren. Dies sei beim Knobelsdorffschen Stadtschloss durch und durch der Fall gewesen, sagt Kühn. Der Landtag soll über Speers neue Pläne am 10. April befinden.

Um den „Goldenen Schnitt“ des Schlosses nicht zu berühren, schlagen Kühn und sein Team vor, die laut Raumprogramm für den Landtag notwendigen Flächen entweder unterirdisch im Innenhof – Modell „Louvre“ – oder ausgegliedert in einem Bau vis á vis des Fortunaportals unterzubringen – Modell „Ensemble“. Grundlage für die Pläne sei das Raumprogramm der Machbarkeitsstudie für den Landtag von Waechter & Waechter, so Kühn. Die Zahlen der aktuellen Planung des Landes seien ihm nicht zugänglich. Um großzügigere Büros zu ermöglichen, habe er seinen Entwurf von fünf auf vier Geschosse hinter der dreigliederigen Schlossfassade reduziert, erklärt Kühn. Damit fehlten im Schlossbau rund 2200 Quadratmeter Fläche. Nach den neuesten Vorstellungen des Landes sollen diese eben in den breiteren Seitenflügeln und im südlichen Kopfbau untergebracht werden. Kühn setzt dagegen auf die Modelle „Louvre“ und „Ensemble“.

Vor allem letztere Variante ist politisch nicht gewollt: Sowohl Finanzminister Speer als auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) haben eine Auslagerung von Landtagsbüros frühzeitig ausgeschlossen. Kühn und seine Mitstreiter – Betriebswirt Olaf Mauga, Philosophie- und Politikstudent Alexander Leffers, der angehende Verkehrsingenieur Mathias Knies und Steffen Siegert mit Bachelor of Arts-Abschluss – sehen das anders: Sie appellieren an das Land, den Konsortien, die sich um den Bau und Betrieb des Parlaments im Verfahren einer Öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) bewerben, größtmögliche Freiräume zu lassen. Nur dann könne sich Kreativität einstellen, so Kühn. Im Übrigen müsse beispielsweise die Ausgliederung in einen Nebenbau – er entspricht der historischen Bebauung entlang des Alten Marktes – nicht teurer sein. Schließlich müssten die Flächen so oder so geschaffen werden. „Bei unserem Entwurf würden sich im Erdgeschoss des Nebenbaus 1200 Quadratmeter als Gastronomie vermieten lassen“, so Kühn. Damit würden Einnahmen erzielt. Kosten kalkuliert das Team um Kühn aber generell nicht. Ihr Ziel ist es, Ideen dafür zu liefern, wie der Landtag im originalgetreu aufgebauten Stadtschloss untergebracht werden kann. Eine Rolle im offiziellen Verfahren werden die Fünf wohl nicht spielen – doch das ficht sie nicht an. „Wir sagen Lösung, nicht Geld“, so Mauga.

Dass ihr Modell „Louvre“ mit zwei Glaspyramiden im Innenhof, deren Maße exakt dem „Goldenen Schnitt“ des Schlosses entsprechen, einiges kosten würde, liegt nahe. Attraktiv erscheint die Idee jedoch: Unterirdisch sollen Bibliothek und Büros eingerichtet werden. Das sogenannte „Primärdenkmal“ mit Überresten des ehemaligen Renaissance-Schlosses ist im Modell „Louvre“ einbezogen. Damit werde „der Kern der Potsdamer Besiedlung sichtbar gemacht“, sagt Mauga. Im Übrigen sei es schon immer Potsdamer Bautradition gewesen, Architektur aus anderen europäischen Städten zu kopieren und verkleinert nachzubauen, sagt Kühn. Somit würden die Glaspyramiden im Stil derjenigen im Hof des Pariser Louvre auch eine Touristenattraktion sein.

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