Landeshauptstadt: Modellfort hat wieder eine Zukunft
Streit um Erhaltung der Anlage beigelegt
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Sanssouci - Die Arbeitsgemeinschaft Modellfort hat Recht behalten: Zwei Baumgruppen, die durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zur Wiederherstellung der Lennéschen Gestaltung im Hopfengartens des Parks Sanssouci gepflanzt wurden, stehen im Bereich des militärgeschichtlichen Denkmals. Das konnte die AG an einem Originalplan aus dem Archiv der Fa. Krupp nachweisen. Der bei diesem Rüstungsbetrieb angestellte Ingenieur Julius Diener hatte die 1893 gebaute Anlage entworfen. Bestätigt wurde der Eingriff in das Fort durch Suchgrabungen.
Stiftungs-Gartendirektor Dr. Michael Rohde sagte daraufhin zu, die beiden Baumgruppen zu versetzen. AG-Vorsitzender Peter Feist kostete seinen Erfolg gestern keineswegs aus, sondern sprach von Informationsverlusten, Ungenauigkeiten in den alten Plänen und vielleicht etwas vorschnellem Handeln der Stiftung. Nunmehr wollten sich, wie Rohde bekräftigte, aber beide Seiten um die Erhaltung des Militärdenkmals bemühen. Dazu würden auch die Unterlagen gegenseitig zugänglich gemacht. Dass die Suchgrabungen gemeinsam durchgeführt wurden, war ein guter Anfang, um den seit 2004 schwelenden Streit über den Umgang mit der Anlage endgültig zu beenden. Mehrfach hatte Feists Verein der Stiftung vorgeworfen, das Modell-Fort aus der Kaiserzeit vernichten zu wollen.
Nun soll auf die Anlage zunächst durch ein Informationsschild aufmerksam gemacht werden, sogar eine Wiederfreilegung und Präsentation scheint nicht mehr ausgeschlossen. Dazu seien aber weitere Forschungen und auch Überlegungen zur Sicherung des Forts notwendig, denn die Festungstürme und Minikanonen sind fast komplett durch Souvenirjäger gestohlen worden. Außerdem muss die auf eine sechsstellige Summe geschätzte Finanzierung geklärt werden. Gut zwei Jahre Vorbereitungszeit seien notwendig, ehe mit der Freilegung begonnen werden könne, schätzt Feist ein. Am 9. September, dem Tag des Denkmals, wird die AG von 14 bis 16 Uhr ihre Vorstellungen an Ort und Stelle erläutern. Die Suchgräben werden bis dahin offen gehalten. Die Anlage ist vom Parkeingang Maulbeerallee nahe der Bushaltestelle Drachenhaus aus zu erreichen.
Das unter Kaiser Wilhelm II angelegte Modellfort war über Jahrzehnte als „Prinzenspielburg“ missdeutet worden. Tatsächlich sollten mit dem Modell jedoch neuartige Panzerfestungen erprobt werden, die dem Beschuss durch die damals entwickelten, mit hoher Sprengkraft ausgestatteten Brisanzgranaten widerstehen konnten. Solche Forts spielten dann im Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Davon leitet sich auch der hohe Denkmalwert der Modellanlage in Sanssouci ab. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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