Landeshauptstadt: Modellstadt Drewitz
Erneut legt die Stadt einen Plan vor, das Plattenbaugebiet aufzuwerten: Eine Gartenstadt im Ökostil
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Drewitz - Nullenergiehäuser, Erdwärme und Solarstrom – das letzte DDR-Plattenbaugebiet Potsdams könnte zu einem Modellprojekt in Sachen Energiesparen werden. Mit einem Konzept, das den Titel „Gartenstadt Drewitz – energetisch stark, energisch grün“ trägt, beteiligt sich die Landeshauptstadt an dem Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Grundlage von integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten“ des Bundesbauministeriums. Etwa 80 Bewerber gibt es um den besten Wettbewerbsbeitrag. Die Jury wird am 30. Juni tagen und bis zu fünf Projekte mit einem ersten Preis und jeweils 100 000 Euro prämieren. Gestern berieten Vertreter der Pro Potsdam GmbH, der Wohngenossenschaft „Karl Marx“ und der Fachhochschule Potsdam gemeinsam mit Stadtverordneten und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) unter Ausschluss der Öffentlichkeit über das Potsdamer Konzept.
Der Wettbewerb war von Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am 20. Januar dieses Jahres ausgelobt worden. Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen in 2,4 Millionen Wohnungen leben, die in den 1950iger bis 1980er Jahren in so genannten Großwohnsiedlungen entstanden sind. Viele dieser Wohnungen, heißt es im Auslobungstext, wiesen eine schlechte Energiebilanz auf. Der Wettbewerb solle dazu beitragen, die energetische Sanierung dieser Wohnungen zu beschleunigen. Das Energieeinsparungspotenzial bei unsanierten Gebäuden betrage mindestens 50 Prozent. Bei einem unsanierten Gebäude könnten durch energetische Sanierung bis zu 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr eingespart werden. Das entspreche bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung bei aktuellen Energiepreisen von sechs Cent pro Kilowattstunde rund 420 Euro Heizkostenersparnis im Jahr. Auch der Klimaschutz könnte profitieren: Eine Reduzierung des Ausstoßes von vier Tonnen Kohlendioxid pro Wohnung und Jahr könnte erreicht werden.
Der Begriff „Gartenstadt Drewitz“ ist im Zuge des Masterplanverfahrens für die Wohngebiete Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld geprägt worden. Wie die federführende Complan GmbH bereits 2006 mitteilte, gebe es die Idee, dass die Drewitzer eine Art „Landnahme“ gestattet wird. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, eigene Mietergärten nach eigenen Ideen zu gestalten. Wie dieses damalige Konzept nun zum Wettbewerbsbeitrag weiter entwickelt wurde, darüber wollte der Oberbürgermeister gestern öffentlich nicht äußern. Pro-Potsdam-Sprecher Andreas Wandersleben zufolge sei bis zum Wettbewerbsende jegliche Öffentlichkeit unerwünscht.
Im vergangenen Jahr hatte die Pro Potsdam ein Modell des neuen Drewitz veröffentlicht, nachdem der Stadtteil komplett umgebaut werden sollte. Dabei sollten erstmals sogar einzelne Wohnblöcke abgerissen werden. Bislang sind nahezu alle Plattenbauten in der Stadt im Bestand saniert worden. Aufgrund der Auslastung in den Vierteln kam ein Abriss wie in anderen Städten Brandenburgs nicht in Betracht. Allerdings sollte laut des Planes die Bevölkerungsstruktur durch die Baumaßnahmen beeinflusst werden: Um Menschen mit höheren Einkommen in die bislang eher preiswerte Wohngegend zu ziehen, sollten an anderer Stelle moderne und energiearme Neubauten entstehen. Zudem soll die Drewitzer Rolle, die Einkaufsstraße sowie die Konrad- Wolf-Allee neu gestaltet werden. gb/jab
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