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„Dadurch sparen wir den Bademeister.“ Die Schwimmhalle des Johanniter-Quartiers aus der Vogelperspektive. Die Wassertiefe des Beckens beträgt nur 130 Zentimeter.

© G. Schenke

Landeshauptstadt: Modern wohnen im Alter

Tag der Architektur: Ansturm auf Johanniter-Quartier des Architekten Jörn Pötting

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Brandenburger Vorstadt – Architekt Jörn Pötting zeigt sich überrascht über das große Interesse am Johanniter-Quartier in der Zeppelinstraße. Die erste Führung am gestrigen Tag der Architektur konnte wegen des Andrangs bereits vor der Zeit beginnen. Überwiegend ältere Menschen hatten sich eingefunden.

Das imposante Wohnhaus neben dem Kaufland-Markt prägt seit seiner Fertigstellung im November 2011 das Stadtbild an der Ecke Kastanienallee. Außen wie innen dominieren graue, weiße und fast schwarze Farbtöne, im Foyer aufgelockert durch imposante abstrakte Ölgemälde. „Das Gebäude soll sich niemandem aufdrängen“, so die Absicht seiner Erbauer. Moderne Gestaltung sei das durchgehende Prinzip. „Es gibt keine Affigkeiten, aber auch keinen Goldrand“, sagt Pötting. Eine klare und transparente Wirkung sei beabsichtigt.

Pöttings im Jahre 2002 gegründetes Berliner Büro beschäftigt sechs Architekten. Sie konnten dem Vernehmen nach im Johanniter-Quartier ihre Vorstellungen von einem Wohnen im Alter weitgehend verwirklichen – allenfalls gebremst durch die Baukosten. 14,5 Millionen Euro hat das Projekt gekostet.

Pötting führt die Besucher unter anderem in die Bibliothek, in ein Kaminzimmer mit Bar, in das öffentlich zugängliche Restaurant mit Sonnenterrasse, ins Schwimmbad und in einige der 62 Wohnungen.

In der ersten Etage gibt es einen so genannten Tagesraum mit Küche und einen benachbarten Ruheraum. „Im Stockwerk darüber lebt eine Wohngemeinschaft mit sechs Personen“, verweist Pötting auf eine Besonderheit. Herkömmliche „Gemeinschaftsverpflegung“, nach der eine Besucherin fragt, gebe es nicht. Allerdings können die Bewohner den Johanniter-Menüservice, der das Wunsch-Gericht ins Haus bringe, in Anspruch nehmen. Außerdem stehe das Restaurant allen offen. Am gestrigen Sonntag stand unter anderem Havelzander-Filet zum Preis von 13,70 Euro auf der Speisekarte.

Den Eindruck eines Pflegeheimes wollten die Architekten tunlichst vermeiden, wenn auch die langen 2,75 Meter breiten Gänge, die laut Brandenburger Bauordnung vorgeschrieben seien, diesem Ziel entgegenwirken.

Das Schwimmbad mit seinem 15 mal acht Meter großen Becken befindet sich in einem vom Haupthaus aus erreichbaren separaten futuristisch wirkenden Bau. Das Wasser ist 32 Grad Celsius warm, kristallklar und steht nur 130 Zentimeter hoch. Pötting: „Dadurch sparen wir den Bademeister“. Die Halle ist öffentlich zugänglich.

Eine eigene Wohnung plus Versorgungssicherheit biete das Haus seinen Bewohnern. Die Nachbarschaft passe zu den meist über 70-Jährigen, meint der Architekt. Auf Knopfdruck sei jeder Mieter bei Bedarf mit der Hausnotrufzentrale verbunden, die rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Hilfe schickt. Bei Krankheiten oder Pflegebedürftigkeit bieten die Johanniter Dienstleistungen wie häusliche Pflege und Fahrdienst an.

Eine 64 Quadratmeter große voll ausgestattete Dreizimmerwohnung mit Ausblick zur Erlöserkirche und zur Havel scheint ideal für ein älteres Ehepaar zu sein. 1612 Euro beträgt die Monatsmiete einschließlich Service-Paket. Geradezu luxuriös wirkt eine 111 Quadratmeter große Wohnung im vierten Stock mit ihrem 20 Meter langen Galeriebalkon, einer offenen Küche und den sinnvoll geschnittenen Räumen. Mietpreis: 3000 Euro warm. Der Mietzins der kleinsten 39 Quadratmetern großen Single-Wohnung beträgt bereits 1044 Euro. „Nur noch einige Wohnungen verfügbar“, verkündet ein Poster an der Zeppelinstraße.

„Es ist ein toller Standort, auf der einen Seite Natur und Wasser, auf der anderen die Straßenbahn und die Einkaufsquellen wie Kaufland und Lidl“, sagt der Architekt. „Es ist alles da, was fehlt, ist noch eine kräftige Rentenerhöhung“, bemerkt eine Besucherin.

Günter Schenke

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