Landeshauptstadt: Moderne Architektur in Frage gestellt
17. Sitzung des Stadt Forums / Podiumsdiskussion zur Speicherstadt
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17. Sitzung des Stadt Forums / Podiumsdiskussion zur Speicherstadt Von Günter Schenke Einen leichten Stand hatte Baubeigeordnete Dr. Elke von Kuick-Frenz im Stadtforum Donnerstagabend nicht. Auf die fordernde Frage nach ihren Visionen konnte sie ebenso wenig antworten wie auf die nach dem „Leitbild“ für die Stadt Potsdam. Und auch als sie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann Hilfe suchend zur Stellungnahme aufrief, konnte dieser die Anwesenden nicht mit einer Patentantwort befriedigen. Die gestellten Fragen gingen auch am Thema des Abends vorbei, denn dieser sollte sich mit der Architektur beschäftigen und nicht mit Fragen der Stadtentwicklung. Zu Letzterer hatte es bereits zahlreiche Sitzungen des Stadtforums gegeben. So passte auch die kontroverse Podiumsdiskussion über die Speicherstadt eigentlich nicht recht zum Thema, denn auch hier ging es um Baumassen und landschaftliche Einbindung und weniger um Architektur. Die Vorstellungen zur Speicherstadt sind im gegenwärtigen Stadium weit über die erste Planungsphase hinaus gediehen und selbst vom Sieger-Wettbewerbsentwurf ist nach Auskunft von Dieter Franke, Geschäftsführer der EGS Speicherstadt „nicht mehr viel übrig geblieben.“ Den Investoren gehe es vordergründig um die Qualität, versichert er. Über die Architektur ist dabei noch wenig an die Öffentlichkeit gelangt. „Ist neue Architektur in Potsdam möglich?“ – diese abstrus anmutende Fragestellung war das genaue Thema der 17. Sitzung des Stadtforums. Zum Glück zeigten Albrecht Gülzow und Johannes Grothaus zu Beginn einige Projektionsbilder moderner Bauten in Potsdam: Nikolaisaal, Heiliggeistturm, Sparkassenakademie, Wilhelmgalerie mit Platz der Einheit, Stadtvillen in der Berliner Vorstadt, den „Zirkus“ in der Zeppelinstraße und anderes. So beantwortete sich die provokativ gestellte Frage, ob moderne Architektur möglich sei, anhand der gezeigten Beispiele wenigstens teilweise positiv. Denn zu leicht greift die Tendenz Raum, sich an den Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts festzuklammern und das Neue zu verunglimpfen. Doch so schlecht wie oft geredet, stellt sich die moderne Architektur in Potsdam gar nicht dar. Die auf Stelzen stehenden LBS-Bauten in der Pirschheide und das von Kühnel und Kohlmeier geschaffene EVP-Gebäude in der Steinstraße können geradezu als avantgardistisch gelten. Ebenso trifft das auf die trotz aller Sachlichkeit nicht abweisende Architektur der Landesbank in der Helmholtzstraße zu. Und wer die Möglichkeit moderner Wohnarchitektur bezweifelt, solle sich im Kirchsteigfeld umsehen, einer von einem internationalen „Architektenkollektiv“ geschaffenen Retortenstadt mit Wohnqualitäten und architektonischen Ausblicken, die man anderswo vergeblich sucht. Die absurde Frage des Abends beantwortet sich also durch die Tatsachen selbst. Da bedarf es gar nicht des Machtwortes der Baubeigeordneten: „Wir sind zu moderner Architektur verpflichtet, Ausrufezeichen.“ Selbst ein so gefälliges Wort wie das der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke: „Innerhalb der Maßstäblichkeit müsste alles erlaubt sein“ – erweist sich bei genauerem Hinsehen als fragwürdig. Die Maßstäblichkeit, die bis ins 19. Jahrhundert hinein in Potsdam von den Königen verordnet wurde, ist von diesen durch die ersten Kasernenbauten selbst durchbrochen worden – vermutlich aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus. Im privaten Bau folgten auf die Militärkasernen die Mietskasernen – aus ebensolchen, wenn auch fragwürdigen, ökonomischen Gründen. Einziger Maßstab bleibt die Qualität der Architektur, der Baukunst. Ein genialer Baukünstler darf auch den Maßstab sprengen. Und wo mindere Qualität den Maßstab sprengt, darf abgerissen werden. STADTNOTIZEN Drewitzer 5-Meilen-Lauf Am heutigen Sonnabend startet um 9 Uhr der erste „Drewitzer 5-Meilen-Lauf“ vor dem Havel-Nuthe-Center in der Konrad-Wolf-Allee . Gewertet wird in sieben Altersklassen und nach Geschlechtern. Außerdem eröffnet am Montag, dem 1. September, im HNC-Center ein Geschäft für russische Spezialitäten. Hatha-Yoga-Kurs Die Volkshochschule bietet ab Donnerstag, dem 4. September, wieder neue Kurse in Hatha-Yoga an. Beginn ist 17 bzw. 18.45 Uhr. Die Kurse finden bis zum 13. November immer donnerstags in der Dortustraße 37 statt. Außerdem bietet die VHS in der Woche ab dem 8. September Kurse für das „10-Finger-Tastschreiben“ an. Anmeldung jeweils unter Tel. (0331) 2894563. Patienten-Beratung Die Verbraucherzentrale bietet am Dienstag, dem 2. September im Beratungszentrum Potsdam, Ebräerstraße 8, Sonderberatungen zu den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügungen. Autofahren üben Üben mit dem eigenen Auto ist am morgigen Sonntag, dem 31. August, von 9 bis 17 Uhr auf dem Übungsplatz der Verkehrswacht Potsdam , Zum Bahnhof Pirschheide 7, für alle interessierten Bürger ab 17, 5 Jahren möglich. Stadt-Rallye Das SEKIZ, Hermann-Elflein-Straße 11, veranstaltet am Mittwoch, dem 3. September, von 16 bis 17.30 Uhr die „IG Stadt – Rallye in und um Potsdam" mit Gerhard Umlandt. Dabei werden neue Stadtführungen zusammengestellt. Anmeldung unter Tel. (0331) 6200282. Drogen-Rechtsberatung Am kommenden Donnerstag, dem 4. September, findet von 17 bis 19 Uhr in der Kontakt- und Drogenberatungsstelle „Chill-Out“, Feuerbachstraße 24, eine kostenlose Rechtsberatung zum Drogenstrafrecht statt. Anmeldung unter Tel. (0331) 7405540. Schwanensee Am Stern Das Berliner „Marion-Etten-Theater“ spielt am heutigen Sonnabend im Stern-Center um 15 Uhr „Das Mäuserotkäppchen“ und um 17 Uhr den „Schwanensee“.
Günter Schenke
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