Landeshauptstadt: Moderne Minaretts fürs Handy
International tätige Firma mit Sitz in Potsdam stattet Mossul mit Mobilfunknetz aus
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International tätige Firma mit Sitz in Potsdam stattet Mossul mit Mobilfunknetz aus Von Hella Dittfeld Wer sich in der nordirakischen Stadt Mossul ein Handy leisten kann, der hat seit Januar 2004 die große weite Welt am Ohr. Dafür hat die international tätige Firma Antensan gesorgt. Von Potsdam-Griebnitzsee aus wird der Einsatz in viele Länder Afrikas, Asiens und Europa gemanagt, Vertrieb und Finanzabteilung sitzen ebenfalls hier, in Mannheim kümmert man sich um Planung und Entwicklung und türkische Schwesterunternehmen sind vor allem für die Bauausführung und Technikmontage verantwortlich. Zum Auftrag im Irak kam das von Selahattin Erdem geleitete Unternehmen über die Firma Siemens, bei der sich sowohl der Firmenchef als auch sein Vize Milan Popovic nach dem Studium die Sporen verdienten. Siemens lieferte für die zehn in und um Mossul aufgebauten Sendestationen die Technik, für alles andere zeichnete Antensan zuständig. Aber auch das Treffen zwischen irakischen und brandenburgischen Wirtschaftsvertretern bei der IHK Mitte Februar hatte positive Folgen. Wie von Popovic zu hören war, hat man bei dem Treffen schon wieder neue Kontakte geknüpft. Wenn Popovic von der Arbeit im Irak erzählt, klingt alles ganz unkompliziert. In einem Monat wurde das ganze System aufgebaut und inzwischen sind alle Mitarbeiter wohlbehalten zurückgekehrt. Mit Terroranschlägen habe man keine Probleme gehabt, sagt Popovic, die Schwierigkeiten hätten ganz woanders gelegen. Und dann klingt alles doch nicht mehr so einfach wie es den Anschein hatte. Datenunterlagen gab es nicht, die Angaben der Iraker erwiesen sich als falsch oder unvollständig. Ob man Gebäude für die Antennenanbringung in der Innenstadt nutzen konnte, musste erst von Antensan selbst geprüft werden. Und als endlich die Lastwagen aus dem Norden der Türkei über die irakische Grenze rollen sollten, da führten schleppende Abfertigung und kilometerlange Warteschlangen zu einem Geduldsspiel ohne Ende. Allzu entspannt war dann auch die Lage in Mossul nicht. Nach Terroranschlägen in der Stadt hat zum Beispiel Siemens seine Mitarbeiter erst einmal vollständig zurückgezogen. Die türkischen Fachleute von Antensan erwiesen sich als irakresistenter. Bilder zeigen einen fröhlichen Aufbautruppe auf sonnigem Dach. Ängstliche Aufmerksamkeit ist den Gesichtern nicht anzusehen. Wurden im Stadtgebiet die Antennen vorwiegend an mehrstöckigen Gebäuden montiert, so war für den Außenbereich das Setzen von Stahltürmen nötig. Drei staatliche „Minaretts“ mussten aus dem Wüstensand wachsen, um die ganze Stadt mit einem Mobilfunknetz zu überziehen. Die größten der Antennentürme können generell über 150 Meter Höhe erreichen. Im Irak soll das Mobilfunknetz weiter ausgebaut werden und auch Antensan hofft auf neue Aufträge. Dass Milan Popovic bei der Schilderung des Irak-Einsatzes so gelassen bleibt, hängt sicher auch damit zusammen, dass er selbst nicht vor Ort war, aber er hat schon so manche andere Krisensituation erlebt. Seine aufregendsten Einsätze waren nach eigener Schilderung die in Ruanda und Algerien. Beide Male waren die Sicherheitsmaßnahmen aber erheblicher als die Gefahr,sagt er aus der Erinnerung. Antensan war bisher in über 20 Ländern tätig, vor allem in Asien und Afrika. Die Firma arbeitete schon in der Türkei, den Arabischen Emiraten, in Ghana und Kasachstan, um nur einige zu nennen. Aber auch in Deutschland war man im Einsatz, verkabelte Antennen für den Wetterdienst, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, für die Polizei und sogar für die Nato. Die Firma gibt es in Deutschland seit 1996, zuerst als Stahlbauunternehmen, dann änderte sie ihr Profil und beschäftigte sich mit Funktechnik. Das war auch der Zeitpunkt, als eine versierte Fachkraft auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik gebraucht wurde und Milan Popovic – er ist Wirtschaftsingenieur mit der gesuchten Fachrichtungsausbildung – eine Chance sah, aus München in seine alte Heimat Berlin zurückzukommen. 2003 wurde er Antensan-Mitarbeiter und bald stellvertretender Leiter der Firma. Erdem und Popovic hätten sich allerdings schon viel früher treffen können. Sie studierten etwa zur gleichen Zeit auch noch in der selben Fachrichtung an der TU Berlin. Bei all dem studentischen Gewusel traf man jedoch nie aufeinander. Erst auf einem Kongress in Amsterdam 1998 lernte man sich kennen und schmiedete erste Pläne der Zusammenarbeit.
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