zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Module“ statt „Faktenparcours“

Das zukünftige Potsdam-Museum füllt sich mit Ausstellungsideen – trotz eines ambitionierten Zeitplans

Stand:

Innenstadt - Das alte Rathaus am Alten Markt ist schon für sich genommen ein architektonischer Leckerbissen, doch mit dem Einzug des Potsdam-Museums könnte dies bald im doppelten Sinne gelten. Es ist geplant, eine eigene Architekturabteilung im neuen Standort einzurichten, der voraussichtlich im Frühjahr 2012 eröffnet werden soll. „Potsdams Architektur von den Kurfürsten bis heute ist museal noch nirgends verortet,“ sagt Thomas Sander, freier Mitarbeit des Museums, „und das, obwohl Potsdam eine Architektur-Stadt ist.“

Wann und in welchem Umfang die Ausstellungspläne umgesetzt werden, bleibt aber noch abzuwarten. Die Finanzierung des neuen Standortes, hieß es aus Kreisen des Museums, sei knapp kalkuliert. Ursprünglich war aus Kostengründen nicht einmal eine Klimaanlage geplant gewesen; dies wurde mittlerweile korrigiert. Dem Museum, dessen Eröffnung 2005 sogar schon für das Jahr 2010 angepeilt worden war, ist aufgrund zeitlich begrenzter Fördermittel ein ambitionierter Zeitrahmen gesteckt. Auch Thomas Sander macht sich Sorgen: „Ich persönlich glaube, dass es schwierig werden könnte, unter den gegebenen Umständen den Eröffnungstermin einzuhalten“, sagte Sander am Sonntag am Rande eines öffentlichen Vortrags über den Architekten Reinhold Mohr.

Eben über jenen Architekten, der über 40 Jahre lang in Potsdam lebte und wirkte, könnte das Potsdam-Museum in Zukunft einiges zu erzählen haben: Der Schwabe Mohr (1882 – 1978), der 1911 nach Potsdam gekommen war, wurde erst vor kurzem als bedeutender und prägender Architekt Potsdams wieder entdeckt, so Sander. Mit seinem Spagat zwischen Konservatismus und vielen modernen Ideen hat Mohr vor allem in den 1920er Jahren das Stadtbild bereichert, etwa durch das leerstehende Regattahaus oder den Musikpavillon am Luftschiffhafen. „Er hat über tausend Blätter mit Zeichnungen hinterlassen – das ist der größte Architektennachlass Potsdams; sehr viel mehr, als von Schinkel oder Persius erhalten ist“, sagt Sander. Als Beispiel gelungener moderner Architektur hätte Mohr im Potsdam-Museum durchaus seine Berechtigung.

Wo die Architekturabteilung untergebracht sein wird, ist allerdings noch unklar. Die erste geplante Sonderausstellung wird sich unter dem Titel „Friedrich und Potsdam – Die Erfindung einer Stadt“ vom 20. August 2012 bis zum 4. Dezember 2013 prominent mit dem Mann beschäftigen, der das Stadtbild wohl am meisten geprägt hat. Ein Herzstück des Museums wird die Dauerausstellung zu Potsdam selbst sein, die ab Frühjahr 2013 öffnen wird: Die Geschichte der Stadt soll auf 680 Quadratmetern nicht mit einem „Daten- und Faktenparcours“, sondern in elf thematischen Modulen mit medialer Unterstützung beleuchtet werden: Das Modul „Kommen und Bleiben“ behandelt etwa die Situation der Emigranten, „Schenken und Verpfänden“ hingegen konzentriert sich auf das mittelalterliche Potsdam. Auch die jüngere Vergangenheit – Stichwort Stasigefängnis Lindenstraße – wird in der Dauerausstellung seinen Platz haben. Man wolle der Geschichte Potsdams vor allem anhand von Personen und Biographien nachspüren, heißt es von Seiten des Museums. In dem neuen Standort sollen künftig auch ein Café sowie Räume für Vorträge oder Events vorhanden sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })