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In Potsdam-Rehbrücke werden die Ursachen für Übergewicht und Diabetes mellitus erforscht
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In Potsdam-Rehbrücke werden die Ursachen für Übergewicht und Diabetes mellitus erforscht Von Mandy Schneider Hamburger, Pommes, Pizza, kurz Fast Food und die ganze verlockende Welt der Süßigkeiten stehen jetzt auf dem Prüfstand. In den vergangenen Jahren ist eine massive Zunahme von übergewichtigen Kindern in Deutschland zu beobachten, was Ernährungsforscher auch auf die oben genannten Leckereien zurückführen. Jedes fünfte Kind, also 20 Prozent der Kinder in Deutschland sind heute zu dick. Unter krankhaftem Übergewicht, der Adipositas leiden sieben bis acht Prozent von ihnen. Tendenz steigend. Eine Ursache für Übergewicht ist eine unausgewogene Ernährung, dass heißt unsere Kinder essen zu viel, zu süß und zu fett. Die zahlreichen Lebensmittel, die heute auf dem Markt sind, enthalten meist zu viel Zucker und Fett. Aber auch zuckerhaltige Getränke und Limonaden führen dazu, dass Fettpolster wachsen. Hinzu kommt noch der Verlust der Esskultur in vielen Familien – das Wissen über gesunde Ernährung geht zunehmend verloren. Die Invasion von Fernsehern und Computer in deutschen Kinderzimmern führt zudem zu einem Bewegungsmangel der Kinder, was wiederum die Gewichtszunahme fördert. Auch eine genetische Veranlagung kann in manchen Fällen zur Entwicklung von Adipositas führen. Fettleibige Kinder haben ein erhöhtes Risiko Herz-Kreislauf- und Gelenkerkrankungen zu entwickeln. In den letzten Jahren nahm auch der Diabetes mellitus Typ II, der so genannte Altersdiabetes bei übergewichtigen Kindern drastisch zu. Welche Mechanismen und Moleküle sind aber für die Entwicklung von Adipositas und Diabetes mellitus Typ II verantwortlich? Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke hat es sich zum Ziel gemacht, diese Fragen in einer aktuell laufenden Studie zu beantworten. In dem von der EU geförderten Projekt sind außer dem DIfE, 24 weitere Institute beteiligt die gemeinsam die Adipositasforschung voran treiben. Es sollen die Grundlagen zur Entstehung von Übergewicht und Diabetes mellitus Typ II an Tiermodellen erforscht werden. Ein Ziel des DIfE ist es herauszufinden, ob Unterschiede in der Nahrungspräferenz zwischen normalgewichtigen und so genannten NZO Mäusen (New-Zealand Obsese) vorhanden sind. Diese Mäuse besitzen das auch beim Menschen vorkommende „Metabolische Syndrom“. So wird das Auftreten von mehreren Zivilisationskrankheiten etwa Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus Typ II bezeichnet. Die Kombination von Zucker und Fett in der Nahrung steht beispielsweise im Verdacht, vermehrt Übergewicht zu verursachen. Diese Kombination findet man vor allem in den heute auf den Markt verfügbaren Süßigkeiten, besonders in Schokoriegeln. Unter anderem soll die Frage geklärt werden, ob die übergewichtigen Mäuse die Kombination von Fett und Zucker in der Nahrung eher bevorzugen als normalgewichtige, gesunde Mäuse. Außer der Nahrungsaufnahme soll aber auch der Energieverbrauch und die Aktivität bei den übergewichtigen Versuchstieren gemessen werden. Auch die diesbezüglich relevanten Botenstoffe des Magen-Darm-Trakts, die in die Regulation des Körpergewichts eingreifen, werden mit charakterisiert. Sie sind für die Signalwege nötig, die den Appetit, den Energieverbrauch und -reserven, also die Körperfettmasse regulieren. Besonders intensiv erforscht werden sollen am DIfE Neurotransmitter und Rezeptoren des Gehirns, die für die Regulierung des Appetit, sowie der Körperfettmasse verantwortlich sind. Dem neu entdeckten Hormon Ghrelin kommt unter anderem eine Schlüsselfunktion bei der Regulierung der Körperfettmasse des Körpers zu. Das Hormon steuert die Informationsübertragung vom Verdauungstrakt zum Hypothalamus im Gehirn und informiert diesen über den Status der Energieaufnahme. Also darüber wann Energiereserven notwendig werden oder verbraucht werden können. Der Hypothalamus ist Bestandteil des Zwischenhirns und steuert, außer der Nahrungsaufnahme, zahlreiche vegetative Funktionen, wie die Körpertemperatur und das Kreislaufsystem. Mit dem Wissen aus zahlreichen Tests ist es möglich ein Medikament zu entwickeln, das in dem komplizierten Regelkreis das Molekül Ghrelin, also die Stellgröße verändert. Es wäre dann eine Behandlung der Fettleibigkeit und somit auch das Vorbeugen der gefährlichen Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ II möglich. Können die aus den Tiermodellen erhaltenen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen werden, so wäre dies nicht nur für übergewichtige Kinder eine Verbesserung der Lebensqualität. Diese Forschungen sind wichtig und nötig, wenn man bedenkt, dass aus den Kindern mit Übergewicht später übergewichtige Erwachsene werden könnten. Wenn der jetzige Trend nicht aufgehalten wird, dann ist in 40 Jahren jeder zweite Erwachsene fettleibig.
Mandy Schneider
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