Landeshauptstadt: Moralische Hilfe dringend benötigt
Synagogenbauverein ringt um „positives Zeichen“ des Zentralrates der Juden in Deutschland – ohne halten sich Großspender zurück
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Trotz der Rückschläge der letzten Zeit wird der Potsdamer Synagogen-Bauverein nicht von seinem Ziel abrücken, in Potsdam ein jüdisches Gebetshaus zu errichten. „Wir geben nicht auf“, erklärte der Vereinsvorsitzende Horst-Dieter Weyrauch gestern vor Journalisten. Als Hemmnis hätten sich die Irritationen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland erwiesen. Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrates, hatte den Synagogen-Neubau in der Schlossstraße 1 abgelehnt, weil ein teurer Synagogenbau im Widerspruch zu der schlechten finanziellen Situation der sieben jüdischen Gemeinden in Brandenburg stünde. Dies käme einer „Verhöhnung“ der anderen brandenburgischen Gemeinden gleich.
Der Bauverein steht nun vor einem Dilemma: Ohne die „moralische Unterstützung“ des Zentralrates, so Weyrauch, hielten sich Großspender zurück; diese seien angewiesen „auf ein positives Zeichen des Zentralrates“. Bleibt der Zentralrats-Segen aus, muss der aus 63 Mitgliedern bestehende Bauverein seinen Weg „Stück für Stück“ zurücklegen. Weyrauch: „Dann müssen wir die Tippel-Tour machen“ und das Geld „Mark für Mark“ zusammentragen. Zwar habe Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch bereits einmal erklärt, sie finde „jeden Synagogen-Neubau wichtig“. Ein dem Verein zugesagtes Gespräch kam bislang aber nicht zustande. Es gebe eine Zusage für einen Potsdam-Besuch Charlotte Knoblochs, der wahrscheinlich aber erst nach der Sommerpause realisiert werden könne.
Um Befürchtungen des Zentralrates auszuräumen, er werde später ähnlich wie in Dresden mit den laufenden Kosten der neuen Synagoge konfrontiert, hat sich der Verein am 5. Juni eine neue Satzung gegeben, die die Überführung des vom Land zur Verfügung gestellten Grundstücks und des Gebäudes in eine Stiftung vorsieht. Diese müsse Weyrauch zufolge mit einem Kapital von 500 000 Euro ausgestattet werden, dessen Ertrag den Unterhalt finanzieren soll. Somit erhöhe sich der Gesamtfinanzbedarf zum Bau der Synagoge auf 4,5 bis fünf Millionen Euro. Bislang verfüge der Verein nicht über die benötigten 100 000 Euro, um einen Architekten-Wettbewerb zu starten. Das Vereinsvermögen belaufe sich gegenwärtig auf zehn- bis zwanzigtausend Euro. Eigentlich sei für den 70. Jahrestag der Pogromnacht am 7. November 2008 ein „deutliches Zeichen“ des Baufortschritts geplant. „Im Moment muss ich zweifeln, dieses deutliche Zeichen setzen zu können“, sagte der Vereinschef. Dietmar Beuchel, Pfarrer im Ruhestand und Bauvereinsmitglied, hatte bereits 1987 angeregt, in Potsdam eine neue Synagoge zu bauen als Ersatz für das 1903 geweihte, 1938 geschändete und 1945 durch Bomben schwer beschädigte jüdische Gebetshaus am heutigen Platz der Einheit. Die Fassade wich 1955 einem Wohnhaus.
Der Beitrag der Stadt Potsdam für das Projekt werde laut Weyrauch nicht nur „ideell“ sein: Die Stadt werde den Abriss des gegenwärtigen Plattenbaus an der Schlossstraße finanzieren. Dieser erfolge, wenn das Haus leergezogen ist. Der Zeitpunkt sei bis dato nicht absehbar.
Derzeit sind 17 Mitglieder der jüdischen Gemeinde auch Mitglieder des Bauvereins. Weyrauch hofft, künftig noch mehr der 380 Gemeindemitglieder zur Mitarbeit im Verein bewegen zu können.
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