
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Mörderlilien statt Schleierkraut
Noch bis Sonntag „Gartenschönheit in Vasen“
Stand:
Innenstadt - Schwer zu sagen, wo es lieblicher duftet, draußen in der schwülen Abendwärme, wo um diese Tageszeit die Freundschaftsinsel ihrem Namen vielleicht am besten zur Zierde gereicht, junge Leute den Rasen bevölkern, sich ergeben dieser anderen Welt, in der es summt und zwitschert – und nach Sommer riecht. Oder doch drinnen im Ausstellungspavillon, wo zum elften Mal „Gartenschönheit in Vasen“ zelebriert wird. Hinter der gläsernen Eingangstür empfängt den Besucher eine zarte Komposition von floralen Düften. Ein Blumenladen – ist die erste Assoziation, und dann doch nicht.
Inselgärtner Jörg Näthe, Renate Bormann von der Urania, die die Ausstellung ausrichtet, und ihren vielen Helfern vom Verein der Freunde der Freundschaftsinsel ist es gelungen, die über 30 Arrangements so aufzubauen, dass keines mit dem anderen ins Gehege kommt. Bei soviel Kreativität will das was heißen: Nicht nur große Sträuße brauchen Platz, um ihre Wirkung zu entfalten, die Mörderlilien, so schön wie sie sind, hat Renate Bormann gleich nach hinten verbannt: „Die duften einfach zu stark“, sagt sie, „die darf man sich nicht ins Schlafzimmer stellen, sonst wacht man nicht mehr auf“, sagt sie verschmitzt.
Trotz „Morddrohung“ kamen am Wochenende über 1000 Besucher, um sich die Blütenpracht anzuschauen. Die Arrangeure sind überwiegend passionierte Gärtner, die am kommenden Wochenende sowie im September an der Initiative „Offenen Gärten 2011“ teilnehmen. Einen kleinen Vorgeschmack auf die kleinen Paradiese boten die sehr individuellen „Gartenschönheiten“, die es in Kombination mit den schwarz-weißen Monotypien der Malerin Agnes Sioda de Vito, die einen willkommenen Kontrast und Akzent setzten, noch bis kommenden Sonntag zu bestaunen gibt, soweit die vergängliche Pracht sich dazu überreden und pflegen lässt. Mit dem schnell gewickelten Strauß in Knisterfolie hat das alles hier nichts gemein, und Schleierkraut sucht man vergeblich: „Das würde hier niemandem einfallen“, erbost sich Bormann. Stattdessen blutrote Pfingstrosen, die sich lasziv entblättern und so auch noch im Stadium des Welkens wunderschön aussehen. Die Korbmacherin Christine Herbig hat vier Fackeln aus Korbgeflecht mit Stiefmütterchen bepflanzt und in Füße aus Ziegelsteinen gestellt. Neben einer kleinen orangen und somit seltenen Wolfsmilch ein großer, wilder Strauß aus Marianne Foersters Garten. Letztes Jahr war sie noch selbst mit dabei, nun hat ihn Thoralf Götsch gestaltet, der den Garten betreut, und ihre Lieblingsblumen kennt. Ebenfalls eine Erinnerung an eine verstorbene Blumenfreundin: der Strauß von Karin Joop-Metz und ihrem Mann Erhard Günter. Aus Charlotte Joops Garten grüßen Heckenrosen, Campanula, Schwertlilien, ein verspielt-generöser Traum in creme-violett, sehr romantisch. Um die Ecke und damit außer Sichtweite der Kontrast: mannshoher Rittersporn von Wolfgang Kautz, der darf nicht fehlen. Die himmelblaue Staude soll zur Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preussen die Friedenskirche schmücken, verrät Näthe. Dann steht der Sporn in zweiter Blüte. Auch Prinzen müssen sich eben mal mit der zweiten Blüte zufrieden geben, lacht er. Die erste Garde gibt es noch täglich 12 bis 18 Uhr bis Sonntag im Ausstellungspavillon der Freundschaftsinsel zu besichtigen. Steffi Pyanoe
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