
© Manfred Thomas
Von Erhart Hohenstein: Moses in neuem Glanz
Privatspender finanzieren Restaurierung des letzten Werkes von Bildhauer Christian Daniel Rauch
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Es gilt als das letzte Werk des berühmtesten preußischen Bildhauers Christian Daniel Rauch: Die Gruppe „Moses im Gebet, mit Aaron und Hur“, die ihm Atrium der Friedenskirche steht, hat jetzt ihren ursprünglichen Glanz zurückerhalten. Sie konnte dank einer Spende der Stiftung „pro Sanssouci“ in Höhe von 10 000 Euro restauriert werden, wie Heinz Berg, der stellvertretende Generaldirektor der Schlösserstiftung, gestern sagte.
Seit dem Frühjahr arbeitete der junge Berliner Restaurator Kai Rötger an der Skulpturengruppe. Von der Reinigung der Marmoroberflächen mit Microheißdampf über die Festigung poröser Bereiche, die Reduktion schädlicher Salze, die Schließung von Rissen und Fehlstellen und die Neuverfugung bis hin zu einer besseren Lastenverteilung des fünf Tonnen schweren Marmorblocks reichten die Maßnahmen. Erneuert werden mussten außerdem durch Witterungseinflüsse, aber auch Vandalismus verloren gegangene Teile.
Die Idee für die Figurengruppe entstand 1851 auf einer Abendgesellschaft Friedrich Wilhelms IV. Daraufhin zeichnete der König eigenhändig eine Skizze und beauftragte Rauch mit dem Entwurf. Dessen 1854 vorgestelltes Modell, vom Bildhauer vorausahnend „ein Schwanengesang, der in Ächzen auszugehen scheint“ genannt, fand in der Kunstwelt hohe Anerkennung. Im April 1857 erhielt Rauch den offiziellen Auftrag des Königs zur Ausführung der Gruppe in Carraramarmor, starb jedoch ein halbes Jahr später. Die Umsetzung des Modells wurde dann in die Hände seines Schülers Albert Wolff gegeben. 1863 wurde die Skulptur im Atrium der Friedenskirche aufgestellt. Da das Modell von Rauch stammt, erklärte Kathrin Lange, die Chefin der Skulpturenwerkstatt in Sanssouci, könne ihm die Gruppe als letztes Werk zugeordnet werden.
Sie zeigt den Propheten Moses mit einem Gebetsstab in den nach oben gereckten Händen, zu seinen Seiten der Priester Aaron und der Soldat Hur. Die Darstellung nimmt auf eine im Alten Testament geschilderte kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israeliten und Amalekithern Bezug. Solange Moses die Hände gen Himmel reckte, war das Kriegsglück bei seinem Volk. Als er müde wurde, stützen Aaron und Hur seine Arme.
Wie der stellvertretende Generaldirektor der Schlösserstiftung, Heinz Berg, informierte, wurden die Restaurierungs-Kosten in Höhe von 10 000 Euro erstmals durch die Stiftung „pro Sanssouci“ aufgebracht, namentlich durch eine Zuwendung der Zehlendorferin Gisela Keller. Dank der im Vorjahr gegründeten Stiftung könnten Freunde der Schlösser und Gärten jetzt uneingeschränkt für den Erhalt des Welterbes spenden, was vorher aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen sei. Laut Berg unterstützt die junge Stiftung bereits mit 325 000 Euro Vorhaben im Welterbebereich. Neben einigen größeren Projekten wie der Erneuerung der Luisenbrücke in Berlin-Charlottenburg zählen dazu vorrangig die Restaurierung von Skulpturen und der Ankauf von Kunstwerken.
Erhart Hohenstein
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