
© Jan Kuppert
Turbine Potsdam: Motivationskick unterm Hallendach
Das eigene internationale Turnier soll dem Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam ein Erfolgserlebnis verschaffen und Schwung geben in Richtung Rückrunde.
Stand:
Die Tiefe der Sorgenfalten verriet etwas über die Größe der Hoffnung, die Bernd Schröder vor dem Spiel des 1. FFC Turbine Potsdam am 20. Dezember hatte. Bevor es in die Winterpause ging, hatte der Frauenfußball-Bundesligist den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Bayern München zu Gast. Die Konkurrenz aus Wolfsburg und Frankfurt hatte tags zuvor verloren und damit Potsdam ein vorweihnachtliches Geschenk ermöglicht. Mit einem Sieg hätte Turbine seine historisch schlechteste Hinrunde nahezu vergessen machen und auf Platz vier vorrücken können – in Schlagweite um die Champions-League-Qualifikation. Doch verpassten es Schröders Spielerinnen, das Präsent auszupacken – Turbine verlor bekanntlich 0:2. „So eine Chance bekommen wir so schnell nicht wieder“, sagte der Trainer nach dem Spiel.
Es war mehr als ein Hadern oder Klagen. Wer den 73-jährigen Turbine-Trainer kennt, kann in etwa erahnen, wie groß dessen Hoffnung gewesen sein muss, innerhalb 90 Minuten eine Kurskorrektur zu schaffen, die mehr als den Sprung auf den vierten Tabellenplatz bedeutet hätte. Mit einem Mal hätte sich auch für Schröder die Chance ergeben, in seiner letzten Saison als Turbine-Coach, Meisterhaftes zu schaffen. Nicht in Form eines Titels – den werden allen Anschein nach die Bayern verteidigen. Auch im DFB-Pokal ist Turbine schon raus. Aber es wäre eine Meisterleistung, würde Potsdam noch Platz zwei und damit die Champions League schaffen.
Fünf Probespielerinnen zum Trainingsstart in Lindow
Auch wenn Schröder nie seine eigene Person betont, sondern vom Verein und „Wir“ spricht, verkörpert er die Erfolge des Clubs und dessen Entwicklung zu einer Marke des deutschen Frauenfußballs wie kein anderer. Und natürlich füllt er diese Rolle aus, auch als Repräsentant eines ostdeutschen Erfolgsmodells auf Podiumsgesprächen oder in Interviews sowie als erster Verteidiger gegen Kritik und Kritiker. Davon gab es im vergangenen halben Jahr reichlich. Ein Sieg Ende Dezember gegen München hätte sie etwas kleinlauter werden lassen und das bestellte Feld, das Schröder hinterlassen möchte, wäre nicht so kräftezehrend zu beackern, wie es jetzt getan werden muss. Auch dies dürfte er meinen, wenn er von einer vertanen Chance spricht.
Zahlenmäßig hat sich die Situation jedoch nicht so sehr geändert. Noch immer sind es sechs Punkte Rückstand auf Platz zwei, von denen Jennifer Cramer vor dem Bayern-Spiel meinte: „Das ist nicht viel. Platz zwei ist auf jeden Fall noch drin.“ Dieser Optimismus hätte mit einem Sieg gegen München genährt werden können. Grund, ihn aufzugeben, gibt es aber auch nicht. Die Leistungsdichte der Frauen-Bundesliga erwies sich in der Hinrunde so eng, dass jeder jeder schlagen kann – die Bayern ausgenommen. Turbine benötigt also die Schwankungen und Schwächen der Konkurrenz und muss gleichzeitig an Konstanz und Stärke gewinnen. Dafür werden seit Montag in einem dreitägigen Trainingslager in Lindow die Grundlagen gelegt, „damit wir dynamisch aus der Winterpause kommen“, wie Schröder sagt. Fünf Probespielerinnen sind dabei – vor allem die Defensive soll gestärkt werden. Zudem denkt Turbine an eine Verpflichtung der US-Torhüterin Bryane Heaberlin.
Turbine-Hallencup mit sieben internationalen Gästeteams
Um mit dem Gefühl eines Erfolgserlebnisses in die Mission „Aufholjagd“ zu starten, bietet sich der Internationale Turbine Hallencup am kommenden Wochenende an. Als Titelverteidiger geht Potsdam in das vereinseigene Turnier. Zur vierten Auflage kommen AC Sparta Prag, MTK Hungaria, Young Boys Bern und Glasgow City, alte Bekannte, in die MBS-Arena. Hingegen geben Stabaek IF aus Norwegen, FK Gintra Universitetas aus Litauen und FSK St. Pölten aus Österreich ihr Debüt.
Hier finden Sie den Spielplan des Turbine-Hallencups.
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