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Ideen sichtbar machen. Auf dem roten Sofa sitzen Ulrich Weinberg (l.), Leiter der HPI School of Design Thinking, und Paul Spiegel (r.), Initiator des Vision Summit, umgeben von Teilnehmern der Zukunftskonferenz. Sie findet erstmals in Potsdam statt.

© Manfred Thomas

Von Jana Haase: Motor gegen die Denkfaulheit

Rund 1000 Teilnehmer beim Zukunftskongress zum sozialen Unternehmertum am Campus Griebnitzsee

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Endlich ein Bier, das man mit gutem Gewissen trinken kann. Zumindest mit gutem sozialen Gewissen: wer sich in Berliner Kneipen eine Flasche der Marke „Quartiermeister“ genehmigt, setzt damit nicht nur auf regionale Qualität – er unterstützt auch Nachbarschaftsprojekte im Kiez. Denn sämtliche Gewinne fließen in soziale Projekte, eine Schülerhilfe in Neukölln zum Beispiel.

Es sind solche kleinen, aber sozial wirkungsvollen Geschäftsideen, die Peter Spiegel schon seit den 1990er Jahren faszinieren – und die der studierte Soziologe, Unternehmensgründer und Autor mit einer 2007 ins Leben gerufenen Zukunftskonferenz zum sozialen Unternehmertum weiter fördern will. „Es gibt die unglaublichsten Projekte – aber die kennt kein Mensch“, erklärt Spiegel das Problem. Auf dem „Vision Summit“ will er solche kleinen und großen „sozialen Innovatoren“ zusammenbringen: „Die Projekte müssen sichtbar werden!“

Nach drei Konferenzen in Berlin findet der „Vision Summit“ in diesem Jahr erstmals am Hasso-Plattner-Institut (HPI) und am Zentrum für Unternehmertum und Innovation der Universität Potsdam statt. Noch bis zum morgigen Samstag werden auf dem Campus Griebnitzsee mehr als 1000 Teilnehmer aus zehn Ländern erwartet, darunter Engagierte aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder Zivilgesellschaft.

Den Start machte am gestrigen Donnerstag ein Innovationsworkshop am HPI: Knapp 250 Teilnehmer bekamen dort zunächst am Vormittag einen Crash-Kurs im „Design Thinking“, einer anwenderorientierten Problemlösungsstrategie, die das HPI bekanntlich als europaweit erste Institution in einem Aufbaustudiengang vermittelt. Die Methode, glaubt Ulrich Weinberg, der Leiter der HPI School of Design Thinking, kann ein Motor für die Entwicklung neuer Ideen im sozialen Unternehmertum sein. So etwas ist laut Spiegel auch dringend nötig: „Bei sozialen Themen sind wir noch sehr sehr innovationsarm und denkfaul“, kritisierte er.

Am Nachmittag diskutierten die Workshop-Teilnehmer dann in 33 Teams verschiedene Fragestellungen – zum Beispiel, wie man soziale Unternehmer von bürokratischen Hürden entlasten kann, wie man im Bildungswesen gleiche soziale Bedingungen für alle Schüler schaffen kann oder wie man sozial Engagierten helfen kann, eine selbsttragende Geschäftsidee zu entwickeln. Einige Ergebnisse werden am morgigen Samstag präsentiert.

Unter dem Motto „Don’t Wait. Innovate!“ – Warte nicht, sondern erfinde! – gibt es heute und morgen ein umfangreiches Tagungsprogramm. Höhepunkt ist die Verleihung der „Vision Awards“ am heutigen Abend: ausgezeichnet wird unter anderem Ernst Ulrich von Weizsäcker, Mitglied des Club of Rome, für seine Beiträge zur Ökoeffizienz. Die Choreografin, Tänzerin und Künstlerin Sasha Waltz wird für ihren Entwurf „Bürger in Bewegung“ als Denkmal der Einheit geehrt, weitere Preisträger sind der indische Augenmediziner Perumalsamy Namperumalsamy, das frühere Modell Bibi Russell und der Unternehmer Huschmand Sabet.

Der „Vision Summit“ habe sich in den letzten Jahren zu einer internationalen Leitkonferenz entwickelt, sagte Peter Spiegel. Es handele sich heute um das weltweit größte Treffen dieser Art.

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