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Links und rechts der Langen Brücke: Mr. Brown trübt die Freude

Sabine Schicketanz hofft auf ein deutsches Steuer-Modell für die Filmwirtschaft – zugunsten von Studio Babelsberg

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Wie geht es aus, wenn die Wiege des deutschen Films sich in eine Aktiengesellschaft verwandelt? Die Antwort dieser Woche: gut. Die Studio Babelsberg AG schreibt schwarze Zahlen – nicht mal ein Jahr nach dem Börsengang. Dies können die neuen Eigentümer, die das Traditionsunternehmen Mitte 2004 vom Vivendi-Konzern gekauft haben, als Erfolg verbuchen – selbst wenn zu dem Gewinn in Höhe von 2,6 Millionen Euro auch der Verkauf einer erst kurz zuvor erworbenen Münchner Postproduktionsfirma beitrug. Die Freude über die gute Bilanz dürfte sich allerdings ziemlich schnell getrübt haben. Denn nachdem die Studio-Chefs am Mittwochvormittag der Öffentlichkeit ihre Zahlen vorgetragen haben, trat am Nachmittag der britische Finanzminister Gordon Brown ans Rednerpult – und verkündete ein gewaltiges Steuerspar-Programm für Filmproduzenten: 16 Prozent Steuerentlastung bekommen Filmemacher ab dem 1. April in England, und die Bedingungen dafür sind nicht schwer zu erfüllen: Der Film muss mindestens 35 Millionen US-Dollar kosten, und ein Viertel des Budgets muss in Großbritannien ausgegeben werden. Filme, die weniger als 35 Millionen US-Dollar kosten, können sogar mit einer 20-prozentigen Steuerersparnis rechnen. Was das mit Babelsberg zu tun hat? Das Studio kann seinen Auftraggebern aus Hollywood ein solches Angebot nicht machen – denn das gibt es in Deutschland nicht. Zwar ist ein deutsches Modell im Koalitionsvertrag festgeschrieben, und eine Runde von Produzenten und Film-Dienstleistern, darunter auch Studio Babelsberg-Chef Carl Woebcken, berät mit dem Kulturstaatsminister dazu – doch bis zu einer durchschlagenden Filmwirtschaftsförderung ist es wohl noch ein langer Weg. Zum Nachteil des Potsdamer Studios. Denn der globale Konkurrenzkampf um Millionen-Produktionen ist seit Mittwochnachmittag wieder härter geworden.

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