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Etwas HELLA: Mückenfett im Kühlschrank

Mit Geduld und Tücke fängt man manche Müllermücke. Diesen Spruch hatte meine Mutter immer auf den Lippen, wenn wir als Kinder quengelig wurden oder gar zu ungeduldig selbst zu Werke gingen.

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Mit Geduld und Tücke fängt man manche Müllermücke. Diesen Spruch hatte meine Mutter immer auf den Lippen, wenn wir als Kinder quengelig wurden oder gar zu ungeduldig selbst zu Werke gingen. Wir wussten dann genau, was sie meinte ohne uns auch nur im geringsten Gedanken darüber zu machen, was eigentlich eine Müllermücke ist.

So aber kann das nicht weitergehen. Schon gar nicht im Zeitalter von Dr. Allwissend mit Vornamen Internet, der genau wie der HERR alles beim Namen ruft und zählet. Natürlich hat er dabei seine Helfershelfer, zum Beispiel die Erzengel Wikipeda oder Leo-Online-Service. Letzterer hat mir denn auch verklickert, dass Müllermücken über das Wasser laufende Taumelkäfer sind, dass damit aber auch des Müllers Läuse oder Flöhe bezeichnet wurden.

Die aber interessieren aktuell nicht. Wir bleiben bei der trivialen Stechmücke. Und um deren Vorkommen genau kartieren zu können, sind Amateurmückenjäger gefragt, die ihre Beute beim Naturkundemuseum in Potsdam abliefern können. Daran hapert es offenbar noch, denn Mückenmatsch ist nicht gefragt, sondern die guterhaltene Feinfrostmücke. Und einen ausgefüllten Fragebogen muss man auch dazu liefern. Der ist, na wo schon, im Internet zu finden.

Wie aber fängt man – mit oder ohne List und Tücke – denn die gemeine Stechmücke? Also die übliche Variante – warten bis sie sich setzt und dann draufhauen – geht nicht. Dann ist das zarte Tierchen Mus und für die Forschung unbrauchbar. Man muss sich stattdessen, ein Einweckglas in der Hand, still in die Ecke setzen und warten bis das Biest landet. Hat es sich sattgesaugt, jeder Delinquent bekommt eine Henkersmahlzeit, Glas drüber, zumachen und ab ins Tiefkühlfach.

Ich bin zwar nicht ganz sicher, ob ich neben meinen Nahrungsmitteln auch Mister oder Misses Mückenfett aufbewahren möchte, aber für die Wissenschaft muss man Opfer bringen. 49 Mückenarten soll es in Deutschland noch geben. Wer bisher die Blutsauger zack und klatsch erschlagen hat, erfährt nie, wo, wie viel sich welche aufhalten und ob sie neben der Blutsaugerei noch andere Schäden anrichten.

Dass es aktuell keine Mückenplage gibt – wie die Wissenschaftler glaubhaft versichern –, kann ich nur bestätigen. Die gab es in meiner Kindheit mit Säulen von Stechinsekten, die sich jeden Abend an den Laternen sammelten. Da sind die vereinzelten Attacken heutzutage doch geradezu ein Klacks. Ich frage mich und das Naturkundemuseum deshalb geradezu verschreckt, ob wir die Mücken nicht auch bald unter Artenschutz stellen müssen.

Um das herauszukriegen, sitze ich nun Abend für Abend im Garten an der Hecke, in die sich die Mücken gern bis Sonnenuntergang verkriechen, habe ein Marmeladenglas in der Hand und gucke ein bisschen verzweifelt, ob ich der Sache gewachsen bin.

Nein, liebe Nachbarn, ich habe keine beginnende Demenz und vergessen, das Glas in den Sammelbehälter zu bringen. Ich bin vielmehr der Wissenschaft verpflichtet und reihe mich gerade in vorbildliche Phalanx der Potsdamer Blutspender ein.

An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch Potsdam etwas heller wird.

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