Sport: Müder Körper, schmerzhafte Muskeln Vom Höhentrainingslager direkt zum Wettkampf
Mehr als zwei Wochen habe ich jetzt mit meinem Coach Jörg Hoffmann im Höhentrainingslager in Flagstaff verbracht. Ich habe in dieser langen Zeit vollkommen alleine meine Bahnen gezogen und konnte also keine Motivation aus den sonst üblichen Trainingsduellen mit meinen Kameraden ziehen.
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Mehr als zwei Wochen habe ich jetzt mit meinem Coach Jörg Hoffmann im Höhentrainingslager in Flagstaff verbracht. Ich habe in dieser langen Zeit vollkommen alleine meine Bahnen gezogen und konnte also keine Motivation aus den sonst üblichen Trainingsduellen mit meinen Kameraden ziehen. Diesmal musste die Motivation noch mehr aus dem Inneren kommen und ich denke, dass ich die meisten Aufgaben gut gelöst habe. Trainingsausfall gab es jedenfalls keinen zu beklagen, was in Anbetracht meiner Krankheits- und Verletzungshistorie der vergangenen zwölf Monate nicht selbstverständlich ist.
Wenn alles klappt und die Rückreise wie geplant verläuft, starte ich am kommenden Wochenende bei einem Wettkampf in Hannover. Im Schwimmer-Jargon nennt man das dann wohl einen Start „aus dem Training heraus“ – der Athlet bestreitet den Wettkampf somit unvorbereitet und Glanzleistungen sind folglich eher nicht zu erwarten. Wettkampf ist das beste Training und gerade wenn man nicht vorbereitet ist, treten Schwächen bei Starts, Wenden und der technischen Umsetzung noch deutlicher zu Tage. Unvorbereitet anzutreten heißt, dass Umfang und Intensität im Training hoch gehalten wurden. Auch das Kraft- und Athletiktraining an Land ist noch in vollem Gange. Der Körper ist müde, die Muskeln schmerzen.
Mir gelingt es meistens trotzdem ganz gut, an die Reserven zu gehen und ordentliche Zeiten zu erreichen. Ich bin schon oft aus dem Training heraus schnell geschwommen, wenngleich meist über Nebenstrecken. Doch was ist bei jemandem, der 400 m Lagen schwimmt, schon eine Nebenstrecke? Zwar ist es immer schön und gut, aus dem Training heraus schnell zu sein, doch letztendlich muss beim Hauptwettkampf schnell geschwommen werden.
Das Stichwort hier heißt Zuspitzung, viele Sportler nutzen auch das englische Wort „tapern“. Richtung Wettkampfhöhepunkt (EM/WM/Olympische Spiele) werden die Kilometer immer weniger und es geht darum, sich bei wettkampfähnlichen Teilstrecken im Training voll zu belasten. Das Krafttraining wird dann reduziert, die Pausen zwischen den Serien werden länger. Man schwimmt entweder locker oder gibt Vollgas. Man fiebert dem Ganzen als Athlet ein bisschen entgegen, weil es doch so konträr zu dem in Ausdauerphasen üblichen Kilometerzählen ist. Noch ist es bei mir aber nicht soweit.
Yannick Lebherz vom Potsdamer SV im OSC Potsdam wird bei den Olympischen Spielen 2012 für Deutschland schwimmen und berichtet hier in losen Abständen über seine Vorbereitung auf London.
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