Landeshauptstadt: Müllberge in der Familienidylle
Im Wohngebiet Eisbergstücke hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Baufirma Semmelhaack gegründet
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Fahrland - Herumliegender Baumüll, keine Spielplätze, Angst um die Sicherheit ihrer Kinder: Nur drei der vielen Mängel, die Anwohner in der Fahrländer Eigenheimsiedlung Eisbergstücke auflisten. Ihr Unmut richtet sich gegen die Baufirma Semmelhaack und ihre Potsdamer Niederlassung. „Die Zustände hier sind unzumutbar, in vergleichbaren Wohngebieten wie etwa Bornstedt gibt es keine solchen Probleme“, sagt Marc Bode. Von dem vor zwei Jahren zugezogenen Familienvater stammt eine von knapp 45 Unterschriften auf einer Protestliste, die zusammen mit einem Hilfegesuch Ende vergangener Woche per Post an die Fahrländer Politiker Frank Klauss (CDU) und Claus Wartenberg (SPD) geschickt wurde. Denn inzwischen, sagen die Anwohner, haben sie genug von den Versprechungen der Baufirma: Zusammen mit der Unterschriftenliste ist nun eine Bürgerinitiative entstanden. Ihr Initiator und Sprecher ist Reinhard Waninger.
Die Beschwerden sind nicht neu: Schon vor einem Jahr berichteten die PNN über den Ärger der Bewohner in der vor drei Jahren begonnenen Siedlung, in welcher bis 2008 rund 300 Wohneinheiten errichtet werden sollen. Die Kritikpunkte sind seit einem Jahr ähnlich: Offene Baugruben ohne Absperrung, nur halb fertige Gehwege und immer wieder Müllhaufen von Baufirmen. Damals hatte der für das Baugebiet zuständige Prokurist der Firma Semmelhaack , Rainer Weber, unter anderem für dieses Frühjahr einen Spielplatz für das Gebiet versprochen. Gestern sagte Weber auf Nachfrage, dass er nicht wisse, ob das Vorhaben umgesetzt sei. Er müsse dazu den zuständigen Bauleiter vor Ort fragen. Dieser sei jedoch im Urlaub. Die Anwohner wissen es genauer: kein Spielplatz. Dadurch hat Reinhard Waninger immer Sorgen, wenn Kinder draußen spielen: „Unter den vielen Müllhaufen befinden sich etwa rostige Stahlstreben, an denen sie sich leicht verletzen können.“
Prokurist Weber weist den Vorwurf zurück, dass Müll zu lange im Wohngebiet liegen bleiben würde. Die Firma Semmelhaack als Bauherr würde Unternehmen, die in ihrem Auftrag die Siedlung Eisbergstücke ausbauen, „mit Nachdruck“ dazu auffordern, ihren Müll zu entsorgen. Dazu hätten die Firmen jeweils 14 Tage Zeit. Ansonsten würde der Schutt auf deren Kosten von Semmelhaack entsorgt, so Weber. Zudem würden manche Müllberge nicht nur durch die Baufirmen entstehen. „Es gibt genug Leute, die ihren Müll gleich noch dazu legen“, sagt Weber und betont ausdrücklich, dass er damit nicht die Anwohner meint.
Doch diese sehen sich im Recht. Viele haben Fotos gemacht, um Mängel zu dokumentieren. Zum Beispiel Carsten Böttinger: Er fühlt sich von Semmelhaacks Werbung für Eisbergstücke als familienfreundliche Siedlung getäuscht. Trotz vieler Mahnungen habe es bis vor kurzem in seiner Straße keine Lichtanlage gegeben. Müllberge lägen mehrere Monate lang an der selben Stelle, die bis zu drei Meter tiefen Baugruben seien beim Spielen gefährlich: „Zum Glück hat sich noch kein Kind verletzt.“
Ob die Bauaufsicht der Stadt Gefahren in dem Gebiet sieht, ist offen. Eine kürzlich verfasste Beschwerde von Bode blieb bisher ohne Antwort. Für Baustellen gilt die Landesbauordnung. „Eine Regelung über eine bestimmte Tiefe von Aushublöchern existiert darin nicht“, so ein Sprecher der Bauaufsicht gegenüber den PNN. Die Gefahrenzone sei aber von der öffentlich begehbaren Fläche abzugrenzen oder durch Warnhinweise zu kennzeichnen, damit eine Gefährdung ausgeschlossen werden könne.
Anwohner wie Böttinger, Bode oder Waninger sehen ihre Familien und sich gefährdet. Ihre Bürgerinitiative hofft auf Unterstützung. Waninger sagt: „Wir sind uns im Klaren, dass es in einem Neubaugebiet zu Belästigungen kommen kann – doch viele der Gefahren und Belästigungen sind einfach unnötig und ließen sich von Semmelhaack mit ein wenig gutem Willen abstellen.“ Henri Kramer
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