
© Kramer
Moschee in Potsdam: Münch: Garnisonkirche für Freitagsgebete nutzen
Rege Islam-Debatte in der Potsdamer Reithalle: Das Rathaus will bald einen neuen Standort für die Freitagsgebete der Moschee finden. Kulturministerin Martina Münch schlug dafür die Garnisonkirche vor.
Stand:
Für die Potsdamer Moschee ist offenbar eine dauerhafte Lösung in Sicht. Er gehe davon aus, dass die Stadt noch vor der Sommerpause einen Vorschlag unterbreiten könne, wo die Muslime künftig beten können, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend in der Reithalle in der Schiffbauergasse. Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) sei mit der muslimischen Gemeinde im Gespräch und prüfe gemeinsam mit ihren Vertretern verschiedene Standorte.
Es sei klar, dass die Orangerie der Biosphäre, wo derzeit die Freitagsgebete mit rund 500 Gläubigen stattfinden, nur eine Übergangslösung sein könne, sagte Jakobs. Unterstützung bekam er von Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD). „Ich unterstütze das Ansinnen, dass wir in Potsdam einen würdigen Ort für eine Moschee finden“, sagte sie. Die Ministerin macht zugleich einen überraschende Vorschlag: "Wir sollten auch nachdenken, wie wir das Kirchenschiff der Garnisonkirche benutzen - das kann auch eine Moschee sein."
Imam verfolgte Debatte in vollbesetztem Publikum
Die Diskussion fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stadt der Zukunft“ statt, die das Hans Otto Theater (HOT) seit vergangenem Herbst organisiert. Die 105 Plätze waren bis auf den letzten besetzt, einige Dutzend Menschen mussten draußen bleiben. Als Veranstalter traten neben dem HOT auch der von der Stadt unterstützte Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt und die bürgerschaftliche Initiative „Die offene Gesellschaft“ auf.
Ursprünglich sollte auch Kamal Abdallah, Imam des Vereins der Potsdamer Muslime, teilnehmen. Er hatte aber kurzfristig abgesagt, stattdessen saß Habib Weide auf dem Podium. Der deutschsprachige Wahl-Potsdamer ist nach eigenen Angaben seit 16 Jahren Muslim und Teil der Potsdamer Moschee-Gemeinde. Abdallah verfolgte die Debatte im Publikum. Er hatte Unsicherheiten in der deutschen Sprache als Grund für seine Absage angegeben.
Brisanz durch umstrittene Freitagspredigt
Geplant war die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Religiöse Vielfalt in der Stadt. Wo ist Platz für die Potsdamer Moschee?“ schon seit mehreren Monaten – schließlich hat das muslimische Gotteshaus in Potsdam seit dem enormen Anstieg der Flüchtlingszahlen ein massives Platzproblem. Weil die Moschee in der Straße Am Kanal aus allen Nähten platzte, hatte die Stadt den Gläubigen die Orangerie der Biosphäre als Gebetsraum zur Verfügung gestellt.
An Brisanz gewonnen hat das Thema aber nun auch durch die aktuelle Debatte um den Inhalt der Predigten, die bei den Potsdamer Freitagsgebeten gehalten werden. Auslöser hierfür war das Buch „Inside Islam“ des ARD-Journalisten Constantin Schreiber, in dem dieser exemplarisch auch ein Potsdamer Freitagsgebet hervorhebt (PNN berichteten).
ARD-Journalist und Imam zu öffentlicher Debatte bereit
Schreiber, der selbst Arabisch spricht, hatte das Potsdamer Freitagsgebet nach eigenen Angaben im Dezember vergangenen Jahres besucht und die Predigt als streng konservativ bewertet. Zentrale Passagen könnten ein Hindernis für die Integration darstellen, so Schreibers Ansicht. So seien die Gläubigen unter anderem gewarnt worden, sich nur mit „rechtgläubigen Muslimen“ zu befreunden. Hetze oder inakzeptable Agitation gegen die Demokratie habe es aber keine gegeben. Kamal Abdallah, der zwar in Potsdam predigt, nach eigener Aussage aber keine Imam-Ausbildung hat, hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und Schreiber zuletzt sogar der Lüge bezichtigt. Er verlangte, dass dieser Beweise per Video oder Tonaufnahme vorlege. Zudem warf er Schreiber vor, sein Buch geschrieben zu haben, weil er Geld verdienen wolle.
In die Diskussion mit eingeschaltet hatte sich die Stadt Potsdam. Unter anderem vereinbarte sie mit der Moschee-Gemeinde, dass die Predigten künftig auch auf Deutsch ausgereicht und im Internet veröffentlicht werden. Ob dies in vollem Umfang so geschehen wird, ist allerdings noch nicht klar. Der Beigeordnete Schubert will außerdem ein öffentliches Aufeinandertreffen von Schreiber und Abdallah organisieren. Beide haben zugesagt, einen Termin gibt es aber noch nicht.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: