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Unbesetzt. Besonders das Gaststätten- und Hotelgewerbe sucht Auszubildende. Auf 300 Lehrstellen im ganzen Land Brandenburg sollen bisher nur 160 Bewerber kommen. In Potsdam sind insgesamt noch 600 Azubi-Stellen zu besetzen.

© dpa

Landeshauptstadt: Münchner Verhältnisse

Potsdams Arbeitslosenquote wird weiter sinken, sagt Agenturchefin Schröder. Gesucht: IT-Spezialisten

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In Potsdam werden in Zukunft immer weniger Menschen keine Arbeit haben. Die Arbeitslosenquote werde sich in den kommenden zehn Jahren Münchner Verhältnissen annähern, sagt Ramona Schröder, Chefin der Potsdamer Agentur für Arbeit. Im Juli lag die Quote in der bayrischen Landeshauptstadt bei 4,7 Prozent. In Potsdam waren es 7,1 Prozent. Künftig werde sie auch hier zwischen vier und sechs Prozent liegen, schätzt Schröder.

Zwei Faktoren macht die neue Agenturchefin, jetzt hundert Tage im Amt, dafür verantwortlich: Es werde ihrer Behörde gelingen, mehr Langzeitarbeitslose wieder in Jobs zu bringen. Zudem gebe es einen demografischen Faktor: Wer jetzt lange keine Arbeit hat, gehe zeitnah in Rente. Die vielen Zuzügler nach Potsdam seien meist sehr qualifiziert, würden in der Stadt oder in Berlin arbeiten, so Schröder. Dabei spielten auch die verhältnismäßig hohen Lebenshaltungskosten in Potsdam eine Rolle. Kurz gesagt: Wer herzieht, braucht ein gutes Einkommen. Das senkt auf Dauer die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt.

Schröder erklärte, auch in Potsdam habe sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren sehr schnell drastisch gewandelt. Durch die modernen Informationstechnologien seien die Arbeitsplätze immer individueller geworden. An eine Bürokraft beispielsweise würden von Unternehmen zu Unternehmen komplett unterschiedliche Anforderungen gestellt. Das mache die Vermittlung von Arbeitsuchenden auf offene Stellen immer anspruchsvoller.

Gesucht werden in Potsdam derzeit massiv IT-Spezialisten, insbesondere Softwareentwickler, so die Agenturchefin. Ein Beleg dafür, dass die IT-Branche in der Landeshauptstadt immer weiter wächst. Jüngsten Angaben zufolge ist mit rund 800 Unternehmen etwa ein Viertel aller Firmen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie des Landes Brandenburg in Potsdam ansässig. Darunter sind rund 120 reine Softwareunternehmen. Insgesamt bietet der Wirtschaftszweig nach Angaben der städtischen Wirtschaftsförderung vor Ort knapp 6000 Jobs. Dringend benötigt werden im gesamten Potsdamer Agenturbezirk, zu dem auch Brandenburg/Havel, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming gehören, laut Schröder außerdem Kraftfahrer, Erzieherinnen sowie Altenpfleger und Ergo- und Physiotherapeuten. Um dem Mangel zu begegnen, setze die Agentur auf Umschulungen.

Als Dauerbrenner für die Region bezeichnet Schröder den Mangel an Auszubildenden. Letzten Angaben zufolge seien allein in Potsdam noch 600 Stellen unbesetzt, im Agenturbezirk waren es 1 400 Lehrstellen. Besonders schwierig sei die Lage bei Hotels und Gaststätten. 300 Stellen für Auszubildende seien landesweit zu besetzen, es gebe aber nur 160 Bewerber. Agenturchefin Schröder sagt, um die Ausbildungen wieder attraktiver zu machen, müsse sich die Tourismuswirtschaft bewegen und über Bezahlung und Arbeitsbedingungen nachdenken. Das gelte auch für andere Branchen. Es müsse ein Perspektivwechsel stattfinden – die Unternehmen müssten sich attraktiv machen für die Bewerber. Die Arbeitsagentur wiederum mache besonders bei Abiturienten Werbung für duale Ausbildungen, die hohe Anforderungen und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten böten, so Schröder. Als Beispiel nannte sie Ausbildungen in der IT-Branche.

Bei den Jugendlichen, die eine Ausbildung machen wollen, sind jedoch die Berufe, für die Arbeitskräfte gesucht werden, nicht sehr beliebt. Potsdams Jugendliche wollen laut der Bewerberstatistik der Arbeitsagentur vom Juli am liebsten Einzelhandelskaufmann werden, gefolgt von Verkäufer, medizinischem Fachangestellten, Bürokaufmann, Kfz-Mechatroniker, Koch, Kaufmann für Bürokommunikation und Bankkaufmann.

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