Landeshauptstadt: Museum: Exner sieht Finanzrisiko Brockesches Haus pro Jahr 200 000 Euro teurer
als Altes Rathaus / Spar-Plan der Stadt in Gefahr
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Innenstadt - Im Streit um den neuen Standort des Potsdam-Museums hat Bürgermeister und Finanzbeigeordneter Burkhard Exner (SPD) vor finanziellen Risiken gewarnt. „Das Gebot der Wirtschaftlichkeit darf nicht außer Acht gelassen werden“, sagte Exner gestern auf PNN-Anfrage. Heute Abend berät der Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung über die Standort-Frage; vergangene Woche hatte sich der Kulturausschuss für das Brockesche Haus in der Yorckstraße als künftiges Museum ausgesprochen. Damit hatte der Ausschuss dem von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) favorisierten Alten Rathaus als neuem Standort eine Absage erteilt.
Grundlage für die Debatte im Finanzausschuss ist ein Wirtschaftlichkeitsgutachten, das das Unternehmen Price Waterhouse Coopers (PWC) im Auftrag des Kommunalen Immobilien Service (KIS) erstellt hatte. Das Ergebnis ist laut Exner: Das Brockesche Haus als Museumsstandort ist „eindeutig“ teurer als das Alte Rathaus. Pro Jahr werde der Fachbereich Kultur und Museum der Verwaltung 200 000 Euro mehr ausgeben müssen, wenn das Museum an die Yorckstraße und nicht ins Alte Rathaus zieht. Das Geld müsse aus dem Budget des Fachbereichs kommen, so der Finanzbeigeordnete. Eine derartige Aufstockung der Mittel sei nicht möglich – denn Potsdam als verschuldete Gemeinde müsse sich an sein Haushaltskonsolidierungskonzept (HSK) halten. Dieser Spar-Plan sei Voraussetzung für eine Genehmigung des gesamten städtischen Haushalts durch das Innenministerium. Besonders kritisch dabei: Laut HSK soll das Kultur-Budget in den kommenden Jahren leicht sinken. Die Kosten für das Museum am neuen Standort mit mehr Fläche würden aber steigen, so Exner. Könne der Kultur-Fachbereich seinen Spar-Plan nicht einhalten, sei die Genehmigung des Haushalts in Gefahr – man dürfe daher „nicht überziehen“.
Ein Umzug des Potsdam-Museums aus der Benkertstraße mit nur 337 Quadratmetern Ausstellungsfläche ins Alte Rathaus mit zwischen 1100 und 1360 Quadratmetern Ausstellungsfläche wäre laut PWC-Gutachten vor allem günstiger, weil das Gebäude der Stadt gehöre, dort bereits das Potsdam-Forum ansässig sei und so Einrichtung und Personal gemeinsam genutzt werden könnten. Außerdem werde das Alte Rathaus laut Stadtverordnetenbeschluss bis zum Jahr 2010 saniert – mit oder ohne Potsdam-Museum. Dafür zahle die Stadt 3,4 Millionen Euro aus dem eigenen Haushalt. Das Brockesche Haus mit 1430 Quadratmetern Ausstellungsfläche würde die Stadt von Investor Lorenz Bruckner, der das marode Gebäude sanieren will, mieten. Pro Jahr müsse die Stadt rund eine Viertelmillion Euro Netto-Kaltmiete zahlen, so Exner. Der Mietvertrag laufe 20 Jahre mit einer Option auf zweimal zehn weitere Jahre. Eine Kaufoption für die Stadt gebe es nicht. Damit stelle sich die Frage, was nach Ablauf des Mietvertrags geschehe. Im PWC-Gutachten werde darauf hingewiesen, dass zusätzliche Kosten entstehen könnten. Sollten die Stadtverordneten das Brockesche Haus wollen, werde er dies dem Innenministerium vorlegen müssen, sagte Exner – es könne sein, dass die Stadt damit ein „kreditähnliches Geschäft“ eingehe, das strikten Genehmigungsauflagen unterliege.
Laut PWC-Gutachten hat das Museum am jetzigen Standort pro Jahr rund 5000 Besucher und nimmt damit 14 000 Euro ein, sagte Exner. In vergleichbaren Städten gebe es einen Quadratmeter Ausstellungsfläche für je 165 Einwohner – damit wäre für Potsdam eine Fläche von 1000 bis 1200 Quadratmetern erforderlich und bis zu 1500 Quadratmeter wären „angemessen“, so das Gutachten. Dann sollte das Museum 20 000 Besucher pro Jahr haben.
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