Von Kay Grimmer: „Musik – mein Weg aus der Dunkelheit“
Sänger Gunter Gabriel machte als Schirmherr der gestarteten Anti-Depressionswoche mehrfach Mut
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„Ich war so dicht an der Wand. Und musste die Tür finden.“ Schlager- und Countrysänger Gunter Gabriel fand seine Tür: den Ausweg aus der Depression. Der fast 70-jährige Musiker, der auch in seiner Autobiographie offen über die Erkrankung redet, hat am Montagabend bei der Auftaktveranstaltung der Aktionswoche gegen Depression vor allem Mut gemacht. Mut denen, die das Potsdamer Bündnis gegen Depression ins Leben gerufen haben und die Woche organisiert haben. Und Gabriel hat als Schirmherr der Aktionswoche jenen Mut gemacht, die unter der seelischen Erkrankung leiden.
Das sind laut dem Chefarzt des Zentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Ernst von Bergmann-Klinikum, Dr. Christian Kieser, rund fünf Prozent aller Menschen.
Einer davon war Gabriel. Der bekannte Sänger schilderte vor seinem Musikauftritt am Montagabend vor nahezu ausverkauftem Haus den Absturz in seiner Weise: „Erst war das Geld weg, dann war die Frau weg und Johnny Walker mein bester Freund“ – der Alkohol als Fluchtmittel aus einer aussichtslosen Lage. Gerettet hätten ihn andere Menschen, „die mich so genommen haben wie ich bin“, erinnerte sich Gabriel. „Wichtig ist, jeden Strohhalm zu greifen, der sich einem bietet“, so Gabriel. „Musik war mein Weg, aus der Dunkelheit zu kommen“, sagt der charismatische Sänger. „Arbeit ist grundsätzlich gesundheitsfördernd“, sagt auch Chefarzt Kieser. Allerdings nur, so lange die Arbeitsbedingungen für den Einzelnen stimmen würden. Das mittlerweile populäre Burn-Out-Syndrom kann eine Vorstufe zu einer schweren klinischen Depression darstellen, so Kieser. Deshalb widmet sich die Aktionswoche dem Themenfeld „Depression und Arbeit“. In Diskussionsveranstaltungen und mit Infoständen will das Potsdamer Bündnis in den kommenden Tagen aufklären und um Akzeptanz werben. „Depressionen, auch durch die Arbeit verbunden, haben nichts mit Schwäche oder Versagen zu tun“, erklärte Kieser. Ähnliches wollen auch die fünf Botschafter des Potsdamer Anti-Depressionsbündnisses klar machen. Darunter Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, der auf seine Verantwortung als Chef einer Verwaltung mit mehr als 2000 Mitarbeitern verwies: „Ich werde meine Mitarbeiter für das Thema stärker sensibilisieren.“ Auch als Vorsitzender der kommunalen Arbeitgeber im Land Brandenburg wolle Jakobs die Botschaft zu anderen Verwaltungschefs senden.
Weitere Veranstaltungen in der Aktionswoche „Depression und Arbeit“: Heute, 10-16 Uhr Infostand in den Bahnhofspassagen, Do, 22. April, 17 Uhr, Projektvorstellung „Einsteigen bitte“ und „Offenes Atelier“, Sekiz, Hermann–Elflein-Straße 11, Fr., 23. April, 17 Uhr Vortrag und Podiumsdiskussion zu Burn-Out, Depression und Arbeit, Kuze, Hermann–Elflein-Straße 10.
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