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Homepage: Musik in der Marmeladensitzung

Seit fünf Jahren sendet das Campusradio FunkUP. Es ist kein klassisches Radio, sondern experimentiert mit Themen und Formaten

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Eigentlich wollte Enno Schultz Radiosendungen zum Thema Umweltschutz produzieren. Seit fünf Jahren ist der Student der Universität Potsdam beim Campusradio FunkUP dabei – noch ist aber kein einziger Podcast zur Umwelt von ihm zu hören gewesen. Stattdessen hat er nun eine eigene Musiksendung, die „Marmeladensitzung“. Durch FunkUP habe er zur Musik gefunden, sagt Enno Schultz. Bei „Marmeladensitzung“ gibt es nicht etwa Kaffeklatsch zu hören, sondern Improvisationsmusik. „Ich lade Musiker ein, die sich nicht kennen und dann Musik zusammen machen“, erklärt Enno. Das Endergebnis ist dann im Internet auf funkup.me zu hören.

Im April 2009 startete die erste Ausgabe von FunkUP in Potsdam mit den Worten: „Sieht aus, als wäre es so weit, wir machen tatsächlich Campusradio.“ Seitdem verbreitet FunkUP Podcastradio von und für Studierende. Die Podcasts sind auf der Internetseite des studentischen Radios zum Herunterladen freigegeben. Wöchentlich erscheint eine neue Ausgabe des Campusfunks mit allen Themen, die „Studis abseits der Vorlesungen so interessieren“, wie es bei FunkUP heißt, Kultur, digitales Leben, Musik jenseits vom Mainstream. „Unsere Ideen sammeln wir, wenn wir uns alle einmal in der Woche treffen“, erklärt Sara Krieg, Studentin an der Universität Potsdam. „Manchmal sitzen wir einfach zusammen und fangen an, über Sachen zu diskutieren. Da müssen wir uns bremsen, um nicht alles zu erzählen, was wir dazu denken. Denn das machen wir dann in der nächsten Sendung.“ Das Team besteht aus zwölf festen Mitarbeitern, gelegentlich trifft man auch Ehemalige aus dem FunkUP-Team. „Einmal eingesaugt will man nicht mehr weg“, sagt Sara Krieg. Zwischen den Studierenden herrsche eine freundschaftliche Atmosphäre.

Zweimal im Monat sind die Studierenden auch auf UKW zu hören. Das soziale Projekt „Freies Radio Potsdam“ auf dem Freilandgelände stellt jeden ersten und dritten Montag im Monat ab 20 Uhr seine Frequenz zur Verfügung. Die Sendungen kommen bei Freunden der Moderatoren gut an. Von anderen Hörern sei bisher wenig Feedback gekommen, sagen Sara Krieg und Enno Schultz. Jedoch würden in letzter Zeit wieder viele Anfragen von Interessierten kommen, die bei FunkUP einsteigen wollen. Das Podcastradio weiter auszubauen und beispielsweise als Internetradio zu etablieren sei aber nicht geplant. „Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben“, erklärt Enno Schultz. FunkUp solle weiterhin ein Nonprofitradio bleiben, sich klar von den großen Radiosendern im Umland abgrenzen.

FunkUP ist kein klassisches Radio. Man schaltet nicht das Radio an, stellt die richtige Frequenz ein und hört Nachrichten aus der Welt und erfolgreich verkaufte Musik. „Das Radio ist in erster Linie eine Plattform für Studenten. Hier kann man die Technik kennenlernen, kreativ sein und andere Perspektiven und neue Formate zeigen“, erklärt Sara Krieg. Sie moderiert hauptsächlich das HipHop-Format auf FunkUP, wo sie in sechzigminütigen Sessions internationale HipHop-Künstler vorstellt. Das neue Format „The Matik“ erfreut sich unter den Moderatoren auch großer Beliebtheit. Hier werden skurrile Themen à la „Was wäre, wenn...“ unter den Moderatoren diskutiert. Dadurch bleiben sich die Studierenden treu, sind zeitlos und senden keinen Appell aus, sondern eine eigene Meinung.

Mit einer Ausnahme – in seiner letzten Sendung im „Freien Radio“ hat Enno Schultz das getan, was seiner Meinung nach die anderen Medien schon viel früher hätten tun müssen. Er nutzte seine Sendezeit, um über die Montagsdemonstrationen zu berichten, die in den letzten Wochen in Deutschland immer größer wurden, allerdings von der Öffentlichkeit relativ unbemerkt. „Nach einer Einordnung und Ankündigung am Anfang habe ich danach eine Rede von Ken Jepsen abgespielt, die er bei der letzten Demo gehalten hat“, sagt Enno Schultz. Seit einigen Wochen werden am Berliner Alexanderplatz jeden Montag Friedenswachen abgehalten. Jedoch würden die Massenmedien eine einseitige Darstellung dieser Montagsdemos mitteilen, die Redner als antisemitisch und rassistisch abstempeln, so Schultz. Um dem entgegenzuwirken, wurde über das „Freie Radio“ eine Rede abgespielt, ohne manipulative Kommentare. Am kommenden Samstag findet die erste bundesweite Mahnwache für den Frieden statt. Auch FunkUP wird wieder dabei sein.

Elisabeth Kropp

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