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Künstler können ab September in das Rechenzentrum in Potsdam einziehen.

© B. Stelley

Kreativkosmos in Potsdam: Musiker müssen im Rechenzentrum draußen bleiben

Im Rechenzentrum wird es vorerst keine Proberäume für Bands und Musiker geben. Der Grund ist banal: Es gibt vorerst keinen Lärmschutz.

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Das alte Rechenzentrum als neues Heim für Künstler und Unternehmer der Kreativwirtschaft steht kurz vor der Eröffnung. Doch wenn am 5. November hier Bändchen durchgeschnitten werden, bleiben Bands draußen. „Wir können hier keine Bandproberäume einrichten, der Lärmschutz ist völlig unzureichend, es existiert quasi keiner“, sagte Andreas von Essen, Geschäftsführer der Stiftung SPI, die das Rechenzentrum betreut, in der Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstagabend. Das sei nicht fair: Gerade viele Bands und Musiker hätten sich, als die Alte Brauerei leergezogen wurde, bei den Demonstrationen für neue Kreativräume sehr engagiert. „Und jetzt sind sie wieder nicht dabei. Ich halte das für ein großes Problem“, sagte von Essen. „Ich habe aktuell Anfragen von 15 Bands, die hier gern einziehen würden.“

Das Problem bestehe vor allem darin, dass laut Pachtvertrag nicht mehr in das alte Gebäude investiert werden darf. Die Mietverträge sind auf drei Jahre beschränkt. Bis zum geplanten Abriss bleibt es eine gepflegte Ruine. „Sollte morgen der große Spender für die Garnisonkirche vor der Tür stehen, müssen wir das Gebäude dann an die Stiftung übergeben“, sagte Harald Kümmel, Leiter des Büros des Oberbürgermeisters in der Ausschusssitzung. Während die Vermietung an bildende Künstler und Unternehmer der Kreativbranche gut läuft – fast täglich melden sich neue Interessenten, sagte Koordinatorin Anja Engel –, haben Musiker das Nachsehen – ein altbekanntes Problem. Schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht: Auch die geplanten acht neuen Proberäume im Jugendkulturzentrum Freiland sind bisher noch nicht gebaut, Kultus-AG und Stadtwerke befinden sich noch in der Abstimmungsphase, sagte von Essen. Am Geld liegt er hier zumindest nicht, das ist im Haushalt vorhanden.

Damit in den kommenden Jahren auch Musiker das Rechenzentrum nutzen können, schlug von Essen den Einbau mobiler Schallschutzkabinen vor. „Die kann man nach drei Jahren wieder ausbauen und an anderer Stelle nutzen. Es ist also kein rausgeschmissenes Geld.“ 10 000 Euro kostet so ein Haus im Haus. Über die Initiative Mach Musik könnten Fördermittel in Höhe von etwa 6000 Euro pro Kabine eingeworben werden, so von Essen.

Sehr zufrieden sind Anja Engel und Andreas von Essen indes mit der Vermietung an andere Künstler. Die beiden oberen Etagen sind zum großen Teil vermietet, im Januar werden weitere Räume frei, auch für diese gebe es schon Interessenten. Die Warmmiete beträgt 7 Euro pro Quadratmeter. Bis zur Eröffnung Anfang November sollen die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss fertig sein, auch eine erste Ausstellung. Dort sollen sich alle im Haus vertretenen Künstler mit ihrer Arbeit vorstellen.

Das Rechenzentrum in der Breiten Straße, ein Betonwürfel aus den 1970er Jahren, steht auf dem Gelände der im Krieg zerstörten und später abgerissenen Garnisonkirche. Für deren Wiederaufbau sammelt die Stiftung Garnisonkirche derzeit Geld. Bis es soweit ist, soll das Rechenzentrum als Kreativhaus genutzt werden, entschied die Stadt Anfang des Jahres überraschend. 

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