Von Erhart Hohenstein: Mustertür für Muschelgrotte
Seit Jahren kümmert sich ein Förderverein um die Restaurierung. Für das Borkenhäuschen steht das Richtfest an
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Nauener Vorstadt - Eine zweiflügelige verglaste Tür trennt in der Muschelgrotte des Neuen Gartens das westliche Kabinett vom Mittelsaal. Die Tür ist das Muster für den Wiedereinbau der sechs Türen und fünf Fenster in die derzeit noch zugemauerten Öffnungen des Parkbauwerks. Er soll nunmehr im kommenden Jahr erfolgen, erklärte Matthias Ruoff als Sprecher des Förderkreises, der sich für die Wiederherstellung und neue Nutzung der Grotte einsetzt, auf PNN-Anfrage.
Bis das 1794 fertiggestellte, in der DDR-Zeit stark verfallene Bauwerk wieder von Licht durchflutet und voller Leben sein wird, geht noch einige Zeit ins Land. Nach Sicherungsarbeiten, die bereits Mitte der 1990er Jahre durchgeführt wurden, gelang es dem Förderkreis gemeinsam mit der Schlösserstiftung als Eigentümerin, bis 2006 Außenbau und Fassade zu sanieren. Handwerker der Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH reparierten die Mauern und setzten getreu dem Original Tausende von Natursteinen in verschiedenen Farben in die Fassade ein. Dazu gehören heller, teils gestreifter Gipsstein, braun-rotes Tuffgestein, Schmolz genannte Rückstände vom Ziegelbrennen, vor allem aber dunkler Raseneisenstein.
Der Innenausbau geht seitdem nicht so zügig voran wie angekündigt. So sollten die Fenster und Türen bereits 2007 eingebracht werden, ebenso ein zunächst provisorischer Fußboden. Damit hätte die Grotte für Veranstaltungen, etwa Konzerte und Lesungen, genutzt werden können. Ruoff weist auf die Schwierigkeiten hin, die der zahlenmäßig nicht sehr starke Verein mit der Umsetzung des doch recht komplexen Vorhabens hat. Zudem konnte die Schlösserstiftung im Vorjahr kaum Mittel zur Verfügung stellen. Kleinere Fortschritte gibt es dennoch. So untersuchen Messfühler die Feuchtigkeit der Innenwände. Durch Salze zerfressene Ziegelsteine, die Feuchtigkeit anziehen, wurden durch neue ersetzt. Wieder geschlossen ist die Decke im Mittelsaal. Sie war mit einem Gemälde des Theatermalers Bartolomeo Verona geschmückt, das einen über dem Schilf in den Himmel auffliegenden Reiher zeigte.
Inwieweit das Gemälde rekonstruiert werden könnte, ist offen. Gleiches trifft auf die Komplettierung der Auskleidung der Grotte mit Mineralien zu. Sie ist zu 80 Prozent erhalten, sagt Ruoff, einschließlich herabgefallener Stücke, die geborgen worden sind. Neben den erheblichen Kosten stehe auch das Fehlen eines Grotteurs, eines ausgestorbenen Berufs, der Wiederherstellung im Wege.
Wenige Schritte von der Grotte entfernt kann der Vereinssprecher auf eine sehr erfreuliche Entwicklung hinweisen. Hier steht bereits das hölzerne Balkengerüst für das Borkenhäuschen, das als Küche für die Muschelgrotte diente. Der Rundbau wird vom Potsdamer Rotary-Klub „Alter Markt“ wiederhergestellt. Den Löwenanteil der Finanzierung übernimmt das Berliner Klubmitglied Margit Bröhan, bekannt durch das frühere Bröhan-Museum. Den Bau führt die Roland Schulze Denkmalpflege aus. In Kürze soll das Richtfest gefeiert werden. Über die Nutzung des Parkbauwerks entscheidet die Schlösserstiftung. Der Förderkreis Muschelgrotte hofft, dass auch seine Veranstaltungen dabei berücksichtigt werden.
Erhart Hohenstein
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