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Landeshauptstadt: Mut zum Streit

Die Carl-von-Ossietzky-Schule in Werder will „Schule ohne Rassismus“ werden

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Jörg Schönbohm hat am Montag die Patenschaft für die Bewerbung der Werderaner Carl-von-Ossietzky-Schule um den Titel „Schule ohne Rassismus“ übernommen. Brandenburgs Innenminister war zum Auftakt der „Projektwoche gegen Extremismus“ in die Schule gekommen, um mit den Jugendlichen über die Ursachen und die Bekämpfung von politischem Extremismus zu sprechen. Schönbohm ermunterte die Schüler „zum mutigen Meinungsstreit“, der auf dem Weg zum eigenen selbstbewussten Demokratieverständnis unverzichtbar sei. Als Schirmherr des Projekts entsprach er spontan der Bitte von Oberschulrektorin Iris Gerloff, die Bewerbung um den Titel „Schule ohne Rassismus“ zu unterstützen. Als erstes „Patengeschenk“ überreichte er einen Lottomittel-Scheck in Höhe von 2000 Euro, mit denen nun Honorare und Materialien für die Projektwoche bezahlt werden können. Auch die Stadt Werder und das Handlungsprogramm „Tolerantes Brandenburg“ beteiligten sich an der Finanzierung dieses besonderen Vorhabens, mit dem die Lehrer und Schüler mehr als ein Zeichen gegen Radikalismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit setzen wollen.

Es geht ihnen um die tiefe und anhaltende Verinnerlichung von Grundeinstellungen wie Toleranz und Weltoffenheit und die Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Entsprechend gründlich und langfristig haben sie sich auf diese Woche vorbereitet. „Was brauche ich, um glücklich zu sein“, fragten sie sich und andere in einer wissenschaftlich begleiteten Erhebung, mit der sie dem Thema über das Bewusstwerden eigener Bedürfnisse näher kamen. Der Zusammenhalt in der Familie und mit Freunden, ein Beruf, der sie ausfüllt, finanzielle Sicherheit, Gesundheit – schnell wurde den Jugendlichen deutlich, wie sich ihre Wünsche ähneln und wie sehr deren Erfüllung von einem friedlichen und demokratischen Miteinander in der Gesellschaft abhängt. In dieser Woche nun werden sie das Thema „Extremismus“ von verschiedenen Seiten angehen.

Das Projekt „Streitschlichter“ knüpft im eigenen Alltag an. Schüler und Lehrer sollen besser miteinander umgehen können, Konflikte erkennen und ruhig austragen. Wie wichtig es ist, an einem Strang zu ziehen, wird das Segelprojekt „Wir sitzen alle in einem Boot“ zeigen. Um Toleranz gegenüber fremden Kulturen und den Abbau von Vorurteilen geht es in der Beschäftigung mit der „Islamischen Welt“, aber auch – ganz lebensweltbezogen – bei der Erforschung des „Jüdischen Lebens in Werder“, die von der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule unterstützt wird. Im Planspiel „Demokratie und Extremismus“, begleitet vom Brandenburgischen Verfassungsschutz, lernen Schüler extremistische Parolen zu durchschauen und sich gegen Anfeindungen zur Wehr zu setzen. Unterstützt von der Polizei übt eine andere Gruppe, in Gefahrensituationen richtig zu reagieren und zu helfen.

Auch zur künstlerischen Auseinandersetzung gibt es Gelegenheit: So sollen sich Lieder gegen Gewalt in einem Musikvideo wiederfinden. Was am Ende dabei herauskommt, steht noch nicht fest. „Wir haben uns zwar theoretische Ziele gesetzt, den Schülern aber keine praktischen Vorgaben gemacht“, sagt Iris Gerloff und beweist Mut zur Offenheit. Sie vertraut den Schülern und sieht der Präsentation der Ergebnisse am Freitag interessiert entgegen. Sie selbst wird einen Werkstattbericht schreiben, um andere Schulen an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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