Landeshauptstadt: Mut zur Firma
In Golm wurde am Gründerzentrum GO:IN eine Beratungsprojekt für Forscher gestartet
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Golm - Er betreibe Technologietransfer mit Leib und Seele, sagt Fritjof Karnani. „Und dafür gibt es für mich derzeit keinen besseren Ort als Golm“, sagte gestern der studierte Wirtschaftsprofi und Geologe, der seit Anfang April Projektleiter des GO:INcubators in Golm ist. Der „Inkubator“ soll einem Brutkasten gleich eine Anlaufstelle für Gründer im Wissenschaftspark Golm werden. Und dafür habe man, so Prof. Guido Reger, Direktor des Gründerinstituts an der Uni Potsdam, mit Karnani einen „Top-Profi“ gefunden. Der 44-jährige Karnani bringe aus seiner Tätigkeit als Leiter der Gründungsberatung der Leibniz-Gesellschaft reichlich Erfahrung mit. Und nicht nur das, nebenbei schreibt er auch noch Wirtschafts-Thriller, war als Unternehmensberater in den USA tätig und jobbte als Student in einer Spielbank.
Jetzt will Karnani den Wissenschaftlern Mut zu Ausgründung machen. In den USA sei die Hemmschwelle einer Firmengründung wesentlich niedriger. Er wolle Ängste abbauen. „Wir wollen dafür sorgen, dass in Golm keiner mehr als Wissenschaftler arbeitet, der nicht auch schon mal an eine eigene Firma gedacht hat.“ Dafür will man mit dem Konzept des GO:INcubators das nötige Know- how liefern: Eine Anlaufstelle, die den Naturwissenschaftlern unter die Arme greift, wenn sie eine Idee haben. Ideenwerkstätten und Expertisen sollen angeboten werden, Businesspläne und Konzepte können gemeinsam erarbeitet werden.
Anders als Hasso-Plattner Ventures, ein von Plattner initiierter Gründerpool für Informationstechnologie in Babelsberg, wird der GO:INcubator aber keinen eigenen Finanzierungsfonds bilden. Wie Prof. Reger gestern erläuterte, werde die Finanzierung über Partner wie die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS), Brandenburg Capitel oder die Bürgschaftsbank Brandenburg ermöglicht. „Hier wollen wir die nötigen Netzwerke anbieten“, so Reger.
Das Inkubator-Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt, vom Bundeswirtschaftsministerium erhält man dafür 500 000 Euro Förderung. Danach will das Team nach Möglichkeit ein selbsttragendes Modell entwickeln. Im Interesse der Stadt Potsdam ist es nach den Worten von Oberbürgermeister Jann Jakobs, das ein Modell entsteht, das auch auf die anderen Existenzgründerzentren der Stadt, das Potsdam Center für Technologie (pct) und das entstehende Gründerzentrum Babelsberg, übertragen werden kann. Jakobs kündigte an, dass mit dem Bau des Zentrums in der Medienstadt noch in diesem Jahr begonnen werden soll.
Dass der GO:INcubator ein Erfolg wird, daran zweifelt Fritjof Karnani keineswegs. „Wir haben hier in Golm die Köpfe, um die Gründungen zu schaffen.“ Allerdings müsse man, so Prof. Reger, offensiv, vorgehen. Ein Flyer reiche nicht, man müsse auf die Wissenschaftler zugehen und ein gutes Programm anbieten. Dass das Golmer Gründerzentrum GO:IN, in dem der Incubator angesiedelt wird, auf dem besten Wege ist, zeigt die Auslastung. Knapp zwei Wochen nach der offiziellen Eröffnung arbeiten hier schon zehn Firmen. Das entspreche knapp 30 Prozent Auslastung. „Dann ist das Haus ja bald voll“, kommentierte Jakobs.
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