Links und rechts der Langen Brücke: Nach dem Fest
Sabine Schicketanz will mehr als gute Vorsätze vor Weihnachten
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Die Woche vor Weihnachten gehört den Menschen, die es schwer haben im Leben: In Potsdam wird traditionell mit den Obdachlosen im Lerchensteig gegessen, die Kinder von Asylbewerber-Familien werden beschenkt, die Potsdamer Tafel besucht, die Menschen, die in die Suppenküche kommen, beschert. Das ist gut und richtig so – vor sozialer Not dürfen die Augen nicht verschlossen werden. Sie muss sichtbar gemacht werden, sichtbar sein, gerade zu den Feiertagen. Dafür sind plakative Aktionen geeignet – doch dabei darf es nicht bleiben. Natürlich gibt es konstante Unterstützung für die sozial Schwachen und Bedürftigen, allerdings müssen auch Probleme gelöst werden. Eines davon besteht seit Jahren, und nur dank erneutem Aufschub ist es in diesen Tagen nicht akut: Die Suppenküche der Volkssolidarität braucht einen neuen Standort. Der jetzige in der Lindenstraße 34 gehört der Stiftung Großes Waisenhaus, diese hat ihn bis Ende 2006 zur Verfügung gestellt. Doch knapp sollte es nicht werden mit dem Umzug: So schnell wie möglich muss die Stadt neue Räumlichkeiten finden, die mindestens 130 Quadratmeter haben, Möglichkeiten zum Duschen bieten und zentral gelegen sind. Eine Extra-Fahrt zur Suppenküche können sich die Bedürftigen nicht leisten. Dringend ist auch das Anliegen der Potsdamer Tafel, die an mehreren Standorten in der Stadt gespendete Nahrungsmittel verteilt – mit Hilfe ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die Tafel braucht einen Lagerraum mit Kühlung und neue Büros, denn immer mehr Menschen müssen ihr Angebot wahrnehmen. Auch hier sollte die Stadt es als ihre Aufgabe sehen, bei der Suche zu helfen. Noch immer kritisch ist die Lage bei Suchtberatung und -prävention. Seit das Land – und in Konsequenz die Stadt – die Gelder für die Angebote gekürzt haben, sind die Wartezeiten für Betroffene lang. Doch wer Hilfe sucht, einer Sucht entsagen will, hat keine Zeit. Er muss sofort unterstützt werden. Mit guten Vorsätzen in der Vorweihnachtszeit ist es also keineswegs getan. Denn die Not bleibt – auch nach dem Fest.
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