zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Nach dem WM-Triumph kommt der Weißfisch-Shuttle

Bei der Weltmeisterschaft der Angler mit Behinderung dominierten die Tschechen, Lob gab es für die Bedingungen an der Alten Fahrt

Stand:

Innenstadt – „Dit jibt wieder viel Piwo.“ Der Zuschauer-Kommentar auf die frischgekürten tschechischen Angel-Weltmeister ließ erahnen, dass es auch nach dem Wettbewerb der Wassersportler feucht – diesmal aber mit Bier – weitergehen würde. Am vergangenen Wochenende fand die zehnte Weltmeisterschaft der Angler mit Behinderung an der Alten Fahrt in Potsdam statt. Nicht nur in der Teamwertung setzten sich die Mannschaft aus dem Nachbarland durch, auch in der Einzelwertung gewann mit Bohumil Sedlácek ein Tscheche. Das deutsche Team errang den sechsten Platz.

Die insgesamt 44 Teilnehmer aus elf Ländern und die Organisatoren waren voll des Lobs über die Wettkampfstrecke. „Nahezu ideal“, bewertete Wettkampfleiter Stefan Posselt die Bedingungen an dem innerstädtischen Havelufer. Behinderte Angler benötigten ein ebenes Ufer, einen barrierefreien Zugang und möglichst direkte Parkmöglichkeiten – „alles ist hier zu finden“, erklärte der Präsident des deutschen Handicap Anglerverbands, Roger Bach. Einzig eine Barriere am gemauerten Ufer würden noch fehlen. Die seien vor allem für Rollstuhlfahrer wichtig, damit diese nicht irrtümlich ins Wasser fallen.

Die WM hatte jedoch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Sportangeln ist vor allem Tierschützern ein Dorn im Auge, wusste auch der brandenburgische Präsident des Anglerverbands, Eberhard Weichenhan. Vorwurf sei, Sportangler würden Fischen ohne vernünftigen Grund Leid antun. Weichenhan argumentierte: „Wir sorgen aber für mehr Artenvielfalt und ein ökologisches Gleichgewicht in der Havel.“ Denn während Hecht oder Karpfen von den Berufsfischern aus dem Fluss geholt werden, bleiben Plötzen und Bleie drin. „Die kann der Fischer nicht verkaufen.“ Die Folge: einige Arten werden abgefischt, andere können sich ungehindert verbreiten. Weichenhan berichtete: „Die Berufsfischer sind uns dankbar, dass wir Weißfische fangen.“

Und die sind reichlich zu finden in der Alten Fahrt. Bei den ersten Trainings waren die Fänge zwar noch gering, steigerten sich aber bis zum ersten WM-Tag am Samstag kontinuierlich. „Mancher hat in drei Stunden 17 Kilo Weißfisch aus der Havel gezogen“, erklärte Wettkampfleiter Posselt. Dem Reglement nach zählt jedes Gramm Weißfisch einen Punkt. Die unterschiedliche Art der Körperbehinderung wird im Vorfeld ausgeglichen. Jedes Handicap wird klassifiziert, wonach die Unterstützung eines Helfers in Anspruch genommen werden darf – beispielsweise beim Keschern des Fangs.

Der Fisch bleibt nach dem Fang indes am Leben. Nach dem Ausscheid fuhren Spezialfahrzeuge noch am Sonntag die Tiere nach Sachsen-Anhalt, wo sie in fischarmen Gewässern wieder ausgesetzt wurden. Und das war eine ganze Menge. Mit etwa einer Tonne Weißfisch rechneten die Organisatoren. Auch wenn der Fisch in der letzten Stunde bei niemandem mehr beißen wollte. Das ist laut WM- Mitorganisator Dieter Mechtel aber das ewige Geheimnis und Reiz des Angelsports. „Niemand weiß wirklich, wann und wo die Fische zuschnappen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })