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Internationales Ärzte-Team bei der Arbeit: Dr. Neguse Ogbe und Prof. Dr. Markus Jungehülsing vom Bergmann-Klinikum bei einer gemeinsamen Untersuchung einer Patientin.

© A. Klaer

Von Erhart Hohenstein: Nach Herzeingriff zurück nach Eritrea

HNO-Spezialist Dr. Naguse Ogbe war am Bergmann-Klinikum nicht nur Arzt – sondern auch Patient

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Innenstadt - Am Wochenende wird Dr. Naguse Ogbe in sein Heimatland Eritrea zurückkehren, um dort im Orroto-Hospital der Hauptstadt Asmara als Facharzt für HNO-Heilkunde zu arbeiten. Für den 50-Jährigen, der seit Februar im Potsdamer Klinikum seine Kenntnisse erweiterte, ist sein Potsdam-Aufenthalt gerade noch einmal gut gegangen. Seit längerem klagte er über ein Engegefühl in der Brust und auf den linken Arm ausstrahlende Schmerzen. Sein Mentor, HNO-Chefarzt Prof. Dr. Markus Jungehülsing, beorderte Ogbe zur Untersuchung. Die Diagnose ergab eine hochgradige Gefäßverengung am Herzen. Die Situation erforderte einen sofortigen operativen Eingriff, bei dem zwei Stents (Röhrchen) in die linke Herzkranzarterie eingesetzt wurden. Damit konnte ein Herzinfarkt vermieden werden.

Zum Erstaunen selbst von Prof. Jungehülsing meldete sich Naguse Ogbe bereits zwei Tage später wieder zum Dienst und kann nun pünktlich in seine Heimat zurückkehren, wo seine Frau und zwei Kinder auf ihn warten. Er hat an der Universität Addis Abeba (Äthiopien) Medizin studiert und in Bologna (Italien) die Ausbildung zum HNO-Facharzt absolviert.

Der Ärztliche Direktor des Kopf-Hautzentrums und der afrikanische Arzt sind aber nicht durch die lebensrettende Aktion verbunden. Mit dem von ihm mitbegründeten Verein Medcare for People in Eritrea e.V. hat Prof. Jungehülsing vielmehr Spenden in Höhe von etwa einer Million Euro für eine hochmoderne HNO-Klinik eingeworben, die im Herbst 2010 in der eritreischen Hauptstadt Asmara eröffnet wurde. „Sie besitzt eine modernere Ausstattung als wir in Potsdam“, sagt der Professor. Bei Aufenthalten in dem afrikanischen Land, das 1989 seine Unabhängigkeit von Äthiopien erreichte, hat der Potsdamer Chefarzt das Personal in die Handhabung der neuen Medizintechnik, in die Operationsmethoden und die Vorbereitung der Patienten auf den Eingriff eingeführt. Andererseits sind sämtliche HNO-Ärzte Eritreas schon zum Praktikum und zur Weiterbildung am Bergmann-Klinikum gewesen. „Sämtliche“ – das bedeutet exakt drei, denn auf diesem Gebiet gibt es nicht mehr Fachärzte in dem fünf Millionen Einwohner zählenden Land. Dort leiden vor allem Kinder an chronischen Mittelohrentzündungen, die zu schwerwiegenden Folgeschäden führen können. Sie könnten durch einen relativ einfachen Eingriff vermieden werden. Auf den Mangel an Fachärzten in Eritrea waren deutsche Mediziner um Prof. Jungehülsing vor zehn Jahren auf einem internationalen Kongress aufmerksam gemacht worden und hatten daraufhin ihren Hilfsverein gegründet.

Er werde gern an Potsdam zurückdenken, sagte Naguse Ogbe den PNN. Es sei eine schöne und ruhige Stadt, in der man sich nach dem Dienst wunderbar erholen, einkaufen und spazieren gehen könne.

Erhart Hohenstein

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